Die Fakten im Fall Valdemar von Edgar Allan Poe
Gruselkabinett 127
Hörspiel
Rezension von Cronn
Der Literaturgott für die Anbeter der dunklen Phantastik ist zweifelsohne kein anderer als Edgar Allan Poe. Seine Werke stecken voller Anspielungen auf die Seele des Menschen und nehmen die Moderne vorweg.
Auch bei der Hörspielschmiede Titania-Medien ist Edgar Allan Poe ein gern gesehener Gast. Seine Werke wurden bereits mehrfach vertont, u. a. Hopp-Frog und Masque of the Red Death. Diesmal ist Die Fakten im Fall Valdemar an der Reihe. Doch nicht nur diese Geschichte – aber später dazu mehr.
Zunächst soll der Inhalt wiedergegeben werden, ehe die Kritik der Gruselkabinett-Folge 127 sich hieran anschließt.
Verlagsinfo:
Ernest Valdemar wird an Tuberkulose sterben, daran kann gar kein Zweifel bestehen. Er kommt mit seinem Freund Dr. Pelham, der sich mit Magnetismus beschäftigt, überein, seinen bevorstehenden Tod zu einem grausigen Experiment zu nutzen, zu etwas, das bisher noch nie jemand gewagt hat: Mr. Valdemar will sich vor Eintritt seines Todes in Hypnose versetzen lassen …
Was der Klappentext verschweigt, darf hier – eventuell auf die Gefahr hin einen Spoiler zu setzen – erwähnt werden: In die Erzählung ist als Binnenhandlung der Plot von The Tell-Tale-Heart eingewoben, in der ein Wahnsinniger einen Mord an einem Greis wegen dessen Geierauge begeht.
Kritik:
Hin und Her gerissen zwischen Freude und Enttäuschung, so stellt sich die Situation nach Ende des Rezipiervorgangs des Hörspiels dar. Auf der einen Seite freut sich der Hörer über gelungene Szenen, wie die Aufwachsequenz, in der die Figur des Valdemar wunderbar gruselig stöhnt und ächzt.
Auf der anderen Seite ist man frustriert, sobald in der Binnenerzählung viel Potential verschenkt wird, da die Geschichte »Das verräterische Herz« nicht den Raum bekommt, den sie verdient. Auch passt sie inhaltlich nicht exakt in den Rahmen und auch vom Stil her ist »Das verräterische Herz« gänzlich anders gestrickt. Wo »Die Fakten im Fall Valdemar« eine eher gruselige, übernatürliche Erfahrung schildern, packt »Das verräterische Herz« durch eine realistische, dem Wahnsinn geschuldete Mordgeschichte voller Grausamkeit. Auch wenn das Vorgehen von Marc Gruppe verständlich ist – denn »Die Fakten im Fall Valdemar« ist nicht so ergiebig, als dass man daraus ein vollständiges Hörspiel zusammenstellen könnte – knarrt und knarrzt dieses Mash-Up doch zu sehr, als dass es völlig überzeugt. Auch die mangelhafte Reaktion von Dr. Pelham auf dieses Bekenntnis ist ein Hinweis darauf, dass die beiden Geschichten nicht miteinander harmonieren.
Die Stimmen von Rolf Berg, Helmut Winkelmann, Tom Raczko, Louis Friedemann Thiele, Peter Weis, Lutz Reichert und Dagmar von Kurmin bemühen sich redlich und erzeugen angenehme Gruselstimmung. Peter Weis ragt stimmlich hervor, wobei die Leistungen der anderen Sprecher nicht herabgewürdigt werden sollen. Musikalisch wird durchschnittliche Kost geboten.
Fazit:
»Die Fakten im Fall Valdemar« kann nicht auf ganzer Linie überzeugen. Vor dem Abrutsch in die Mäßigkeit bewahren zwar die kongenialen Sprecher und auch Teile der Handlung, aber der unglücklich gewählte Einbau von »Das verräterische Herz« lässt eine höhere Wertung als »befriedigend« nicht zu.
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