Die Schatzinsel (Autor: Robert Louis Stevenson)
 
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Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson

Rezension von Raphael Zens

 

Rezension:

Ein Seemann von zweifelhafter Erscheinung und Herkunft wird eines Tages im „Admiral Benbow“ vorstellig, dem Gasthaus der Hawking-Familie. Ob sein Hof viele Besucher anzieht, möchte der narbengesichtige Matrose vom Hausherrn wissen; und bezieht zufrieden ein Quartier, als dieser das verneint. Abgeschiedenheit und Ruhe scheinen dem unsympathischen und rüpelhaften Fremden wichtig zu sein, auch wenn er selbst während seiner allabendlichen Besäufnisse allzu oft nur wenig dazu beiträgt. Und doch, eine gewisse morbide Faszination scheint „Der Kapitän“, wie er von allen nur genannt wird, bei Gästen und Gastgebern auszulösen. Eine düstere Ausstrahlung, die ihn als weit gereisten alten Kämpfer ausweist, an dem sich Jim Hawkings Vater auch dann nicht herantraut, als die wachsenden Schulden des Alten ungetilgt bleiben. Die Sorge um den ungeliebten Hausgast und den wirtschaftlichen Schaden den er verursacht, tragen ihr Übriges zur ohnehin schlechten gesundheitlichen Verfassung des Gastwirts und Familienvater bei, der nach langer Krankheit schließlich den Tod findet.

 

Doch auch den Kapitän will das Glück nicht hold sein, bekommt er doch eines Tages Besuch von einem seiner alten Schiffskameraden. Was in Zank und Handgemenge seinen Anfang nimmt, endet mit blitzenden Eisen und Blut. Auch die Heilkunde Dr. Liveseys kommt für den wohl doch nicht so hochrangigen alten Seebären zu spät, der bald darauf das Zeitliche segnet. Sein blinder Mörder aber kommt zunächst ungeschoren davon, und weitere Crewmitglieder belagern schon bald den „Admiral“. Nur mit Mühe entkommen, fühlen sich Jim und seine Mutter vollauf berechtigt, das Hab- und Gut des Verstorben für sich zu beanspruchen. Haben sie den alten Piraten doch lange genug umsonst bewirtet. Doch zwischen Plunder und wertlosen Tand finden die beiden auch ein geheimnisvolles altes Pergament. Squire Trewlaney und Dr. Livesey wissen Rat um das hinterlassene Dokument. Offenbar handelt es sich um das einstige Eigentum des legendären Kapitän Flint, der hier nicht weniger als das Versteck seiner erbeuteten Reichtümer marikiert. Das Erbe des dahingeschiedenen Kubaners ist eine waschechte Schatzkarte.

 

Voller Begeisterung, aber auch im Wissen um ihre skrupellosen Wettbewerber, organisiert der Squire ein prächtiges Schiff – die Hispaniola – und stellt – so meint er zumindest - eine fähige Crew zusammen, um an der Seite Dr. Liveseys und des jungen Jim Hawkings auf Schatzsuche zu gehen. Kapitän Smollet, der Kommandant der Hispaniola ist von der Auswahl und Menschenkenntnis des Adeligen allerdings weniger angetan, und macht auch keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber der von Trewlaney auf Rat des Schiffkochs Long John Silver zusammengestellten Besatzung. Zu Recht, wie sich zeigt, denn so hingebungsvoll der einbeinige Kombüsenchef auch Kartoffeln schält, hat er doch scheinbar noch anderes im Sinn. Ein gefährliches Abenteuer nimmt seinen Lauf...

 

Der vermutlich berühmteste Abenteuerroman der Welt ist inzwischen über hundertfünfundzwanzig Jahre alt. „Treasure Island“ wurde 1881 und 82 in der Jungendzeitschrift „Young Folks“ erstveröffentlicht und hat seitdem Generationen begeistert. Der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts – zur Blütezeit der Piraterie – angesiedelte Jugendroman, spielt mit den klassischsten aller Kleinjungen- (und mancher Kleinmädchen-) Fantasien. Der Junge Jim Hawkings als Identifikationsfigur eines Jeden, der schon einmal auf große Fahrt gehen, die Klinge mit finsteren Schurken kreuzen und mit Schätzen beladen wieder heimkehren wollte.

 

Man erkennt Weltliteratur daran, dass sie zu einem Teil unserer Kultur geworden ist. Dass eine Geschichte in vielen Varianten immer wieder aufgelegt und neu erzählt wird, schwarz auf weiß, in Fernsehen und Kino, auf Theaterbühnen und bald sogar im Comic. Eine Geschichte die jeder in irgendeiner Form kennt und deren Motive von jedem erkannt werden: Long John Silver mit seinem Holzbein, das X auf der Karte, die geheimnisvolle Schatzinsel selbst. Bis hin zu den modernen Klassikern der großen Leinwand – den „Piraten der Karibik“ – führt die Spur des anrüchigen Kapitän Flint, und inspiriert die Romanciers unserer Tage ebenso wie die Granden Hollywoods. Die zeitlose Fantasie des jungen Schotten (der er damals war) wird auch die Geschichtenerzähler der Zukunft noch beeinflussen, wie sie es schon seit über hundert Jahren tut.

 

Da Stevenson schon lange tot und die Rechte an der „Schatzinsel“ längst für jeden Verleger frei sind, gibt es mittlerweile dutzende Veröffentlichungen in aller Herren Länder. So auch in Deutschland; und anders als im englischen Sprachraum unterscheidet sich hier eine Ausgabe von der anderen. Das nicht nur in der Aufmachung, sondern auch und vor allem im Text. Bei Übersetzungen kann sich ein Verlag schließlich gewisse künstlerische Freiheiten nehmen, und da die meisten Ausgaben für ein jugendliches Zielpublikum aufgelegt wurden, übersetze man oft so einfach wie möglich, zerpflückte die klassische Prosa zugunsten eines modernen Deutsch und ignorierte schlicht alle zu altertümlichen und heute unbekannten Begriffe. Der Winkler-Verlag allerdings gab sich redlich Mühe dem Klassiker wieder gerecht zu werden. Lieber fügte man einige erklärende Fußnoten mehr ein, als das Original zu verleugnen. Mit schönen Schutzumschlag und einem langen, sehr informativen Nachwort hat „Treasure Island“ auch im Deutschland des 21. Jahrhunderts ein würdiges deutsches Format gefunden.

 

 

Fazit:

Einer der großen Klassiker des Abenteuerromans, um nicht zu sagen, der Weltliteratur selbst. Robert Louis Stevenson legendäre Geschichte um finstere Piraten, wackere Helden und einen sagenhaften Schatz hat auch nach fast anderthalb Jahrhunderten nichts von seinem Scharm eingebüsst. Eine der ganz großen und wahrhaftigen Geschichten, auch heute noch dazu geeignet, jung und alt zu begeistern.

 

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Die Schatzinsel

Autor: Robert Louis Stevenson

Gebundene Ausgabe: 253 Seiten

Verlag: Artemis & Winkler; Auflage: 1 (Januar 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3538063354

ISBN-13: 978-3538063358

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 13.06.2007, zuletzt aktualisiert: 13.04.2024 08:21, 4099