Doctor Strange: Anfang und Ende
 
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Doctor Strange: Anfang und Ende von Sara Barnes, J. Michael Straczynski und Brandon Peterson

Reihe: Marvel Must-Have

 

Rezension von Ingo Gatzer

 

›Schon wieder eine Origin-Story‹ könnte der erste Gedanke bei einem Blick auf den Titel des Bandes Doctor Strange: Anfang und Ende sein. Schließlich werden die Ursprünge der bekanntesten Superhelden alle paar Jahre neu interpretiert. Doch dieses Werk ist Teil der Reihe Marvel: Must-Have – und das hat sich bisher als ein ziemlich verlässliches Qualitätssiegel erwiesen.

 

Als Stephen Strange während seine medizinischen Ausbildung in Tibet arbeitet, ist er Feuer und Flamme. Der junge Mann ist von Land sowie Kultur fasziniert und möchte vor allem den mysteriösen Wong wiedersehen. Doch als Strange zu einem erfolgreichen Chirurg wird, geraten seine ursprünglichen Ziele bald in den Hintergrund. Erst ein Unfall und einige seltsame Erlebnisse sorgen dafür, dass sich seine Sichtweise verändert – besonders als er erfahren muss, welche Schatten im Verborgenen lauern.

 

Der inhaltliche Abriss dürfte Fans von Doctor Strange relativ bekannt vorkommen. Doch tatsächlich variieren die Autoren Joe Michael Straczynski (Babylon 5, Spider-Man, The Resistance) und Sara Barnes (Der Spektuakiläre Spider-Man, Doctor Spectrum: Full Spectrum) das altbekannte Vorbild in einigen Punkten. So deuten sie nicht nur bereits vor dem Unfall eine Verbindung von Stephen Strange zu Tibet an, sondern bieten auch implizit ein plausibles Erklärungsmuster für dessen charakterliche Entwicklung. Dadurch wirkt die Originstory insgesamt stimmiger. Sie bietet durch neue bzw. anders interpretierte Figuren auch mehr Entwicklungspotenzial, das weitgehend ausgeschöpft wird. Allerdings ist der Unfall des Protagonisten selbst nicht ganz so überzeugend inszeniert. Das hat etwa die erste Blockbuster-Verfilmung zu Doctor Strange besser gemacht. Zudem ist das Tempo, in dem Straczynski und Barnes den Beginn der Geschichte schildern, zunächst zu gemächlich. Das liegt gar nicht daran, dass die Ausbildung zum Magier so viel Raum einnähme – denn das tut sie leider nicht. Hier verschenkt das Autorenduo einige spannende Möglichkeiten. Es ist vielmehr das Vorgeplänkel, das ziemlich ausführlich geraten ist. Doch wer etwas Geduld hat, kann schließlich eine packende und gekonnt inszenierte Story mit mehreren Höhepunkten genießen. Da ist es mehr als verzeihlich, dass die Handlung nach dem gelungenen Finale noch etwas dahin dümpelt.

 

Brandon Peterson (Avengers, Avengers vs. X-Men) fällt als Zeichner die Aufgabe zu, die von Straczynski und Barnes erdachte Geschichte in Bilder zu kleiden. Das gelingt dem US-Amerikaner richtig gut. Vor allem das Figurendesign der Hauptfigur ist stimmig, wobei Peterson dieser teilweise eine etwas düstere Aura verleiht. Dazu taucht er etwa ein Auge oder gleich die komplette Gesichtshälfte von Stephen Strange in Dunkelheit. Besonders ansprechend sehen die Duelle der zentralen Charakere aus. Zwar gibt es hier vor allem gegen Ende unübersehbare visuelle Anleihen bei Star Wars, die bis zur ikonischen Farbgebung der »Licht-Waffen« reichen. Allerdings kombiniert Peterson diese Verweise mit eigenen Ideen, die oft sehr ansprechend aussehen. So spielt er etwa dosiert mit Unschärfen, um Geschwindigkeit zu versinnbildlichen, und wechselt gekonnt unvermittelt zwischen den menschlichen und mystischen Formen der Duellanten. Zudem komprimiert Peterson die Magierausbildung von Stephen Strange sehr schön auf einer Seite – auch wenn hier sicherlich Potenzial für mehr gewesen wäre. Etwa zu einfach macht er es sich lediglich bei einem eigentlich strukturell ansprechend gestalteten Panel, in dem er Stephen Stranges Lehrmeister als Barriere zwischen der Welt der Menschen und der Finsternis darstellt. Wegen der vielen Wiederholungen auf der Seite der Höllenwesen, die dann auch noch recht regelmäßig angeordnet sind, wirkt die infernale Seite nämlich eher wie eine Tapete für Gruftis.

 

Das gewohnt umfangreiche Bonus-Material bei Neuauflagen der Reihe »Marvel: Must-Have« ist ein weiteres Kaufargument. Besonders aufschlussreich sind dieses Mal jedoch nicht die üblichen Hintergrundinformationen, sondern kommentierte Charakterskizzen zur Hauptfigur.

Fazit

»Doctor Strange: Anfang und Ende« ist eine insgesamt überzeugende Neuinterpretation der Entstehungsgeschichte des Meistermagiers, die mit einigen furiosen Höhepunkten für das etwas behäbige Anfangstempo entschädigt und vor allem visuell einiges zu bieten hat.

 

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Comic:

Doctor Strange: Anfang und Ende

Originalausgabe: Strange #1–6, 2004

Autoren: Sara "Samm" Barnes und J. Michael Straczynski

Zeichner: Brandon Peterson

Übersetzung: Robert Syska

Album, 164 Seiten

Panini, Juli 2023

 

ISBN-10: 3741633879

ISBN-13: 978-3741633874

 

 

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 22.08.2023, zuletzt aktualisiert: 07.05.2024 16:05, 22155