Drúdir – Schatten und Scherben (Autorin: Swantje Niemann; Drúdir 3)
 
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Drúdir – Schatten und Scherben von Swantje Niemann

Reihe: Drúdir Band 3

 

Rezension von Ralf Steinberg

 

Rezension:

Das allmähliche Wiederkehren der Magie bringt die politische Situation des Kontinents Kiarva erneut in Unruhe. Einst hatten die Zwerge das Erlöschen der Magie genutzt, sich von der Elfenherrschaft zu befreien und eine moderne Republik zu gründen. Mit ihrem technologischen Fortschritt bildet die Union einen starken wirtschaftlichen und militärischen Faktor. Als die Elfenkönigin eine diplomatische Mission ins Zwergenreich schickt, ist man dort überrascht, aber von Seiten der Regierung durchaus geneigt, friedliche Beziehungen zu den einstigen Unterdrückern aufzubauen. Doch als einer der vorab zum Verhandlungsort entsandten Elfen ermordet wird, steht der Erfolg auf der Kippe. Unter den Zwergen gibt es noch genügend Zeitzeugen der brutalen Fremdherrschaft, um ein derartiges Verbrechen zu begehen, oder zumindest gut zu heißen. Außerdem deuten die Umstände des Mordes auf eine Kreatur hin, deren Beschreibung an Moryn erinnert, die Seraphe aus der Schwarzspiegelverschwörung (Drúdir).

 

Deshalb übernimmt Findra zusammen mit ihrem Kollegen Shenrar die Untersuchung der Ereignisse in Klippenlicht, denn inzwischen gibt es weitere Angriffe. Ein Troll wurde ebenfalls ermordet, jedoch gehen die Einheimischen davon aus, dass die tumben Kreaturen, die in einem der ärmsten Vierteln des Ortes leben, selbst hinter der Aktion stecken. Aber auch ein Mensch kommt zu Schaden. Die Verletzungen sind lebensgefährlich und die Zwergenärzte sehen für ihn keine Hoffnung mehr. Da beschließt seine Frau, eine Schulfreundin um Hilfe zu bitten, denn Ciatha verfügt über ein geheim gehaltenes Talent: Sie kann heilen.

Aber auch Drúdir zieht es nach Norden. Seit seiner Rückkehr aus dem Menschenreich verdingte er sich bei einer Freundin als Technomant, was ihm eine Weile Frieden und Erfüllung bot. Doch als er die Nachrichten aus Klippenlicht hört, keimt in ihm die Hoffnung, Moryn sei vielleicht doch noch irgendwie am Leben, zumal just ihre Reste verschwunden sind.

In seinem Schatten jedoch folgt ihm jemand, der eine ganz persönliche Rechnung mit dem Nekromanten offen hat …

Swantje Niemann schnürt für ihren Abschlussband der Drúdir-Trilogie ein großes Bündel Handlungsfäden zusammen, die in bereits gewohnter Weise persönliche Dramen, politische Intrigen und kulturelle Aspekte miteinander verbinden.

 

War ihre Welt bereits außergewöhnlich durch die Rolle von Magie und Technik, erweitert die Autorin nun das Worldbuilding um Details zur Vergangenheit, die nicht nur ein neues Licht auf das Zusammenleben der Völker wirft, sondern auch die Figurenbeziehungen neu beleuchtet.

So verfallen etwa die Zwerge in das gleiche Kolonialverhalten gegenüber den Gnomen und Trollen, unter dem sie vor noch gar nicht allzu langer Zeit selbst litten. Rassismus und Diskriminierung korrumpieren auch eine Gesellschaft, die Freiheit ins Zentrum ihrer Staatsdoktrin stellte. Das Problem war im ersten Band vor allem gegenüber Magiebegabten zu spüren, »Schatten und Scherben« vertieft die gesellschaftlichen Konflikte aber noch einmal deutlich. Der Autorin gelingt es dadurch, die aufgeladene Atmosphäre zu bebildern, in der das diplomatische Treffen von Zwergen und Elfen stattfindet. Dabei wird auch deutlich, dass die langlebigen Elfen noch dieselben sind, ihre Haltungen unverändert und nur ihre Mittel zum Handeln den Umständen angepasst worden sind. Reue, Sühne oder Entschuldigungen sind nicht Teil der Debatte. Die Welt von Drúdir ist keine schön gefärbte Kopie der Realität.

Das zeigt sich natürlich auch in den Figuren. Drúdirs Probleme mit seinen Fähigkeiten und den daraus folgenden Taten wurden schon in Masken und Spiegel behandelt. Nun muss er auf unsanfte Weise herausfinden, wie sehr ihn das Lesen der Totenscherben definiert und dass er den Konsequenzen nicht davon laufen kann. Aber in der Menschenmagierin Ciatha lernt er jemanden kennen, die ähnliche Erfahrungen sammelt. Ihre Heilmagie ist nur die eine Seite und ähnlich wie Drúdir muss sie die andere Seite auf eine harte Tour entdecken.

Auch in den Nebenfiguren entwickeln sich Wesensaspekte weiter. So spinnt die Autorin die Geschichte der beiden Drasirai Phandreal und Kyrai fort. Wir erfahren ein wenig mehr über ihren Hintergrund und das Opfer, das sie der Dryadenmagie bringen – im Übrigen eine weitere faszinierende Fassette der Magie in der Trilogie.

 

Neu im Spiel sind die Trolle, deren Vergangenheit durch einen Fluch belastet ist und die eher schlecht als recht unter den Zwergen leben, ohne von denen wert geschätzt zu werden. Dennoch gibt ihnen die Autorin eine fesselnde Kultur und sehr starke weibliche Figuren.

 

Natürlich darf auch die zwergische Ermittlerin Findra ihren von Eigensinn geprägten Weg fortführen. Ob ihrer Verstrickung mit Magie und der Schwarzspiegelverschwörung von ihren Vorgesetzen misstrauisch beobachtet, lernt sie, mit diesem Druck umzugehen, ja selbst ihre Beziehung zu Drúdir steht auf dem Prüfstand, zumindest soweit, wie sie es zulässt. Doch Findra steht für eine junge, hinterfragende Generation von Zwerginnen und Zwergen, die zum einen zurück zu alten Traditionen finden, etwa gleichgeschlechtlichen Beziehungen, sich aber auch mit ihrer Rolle in der Welt und ihr Verantwortungen anderen Völkern gegenüber bewusst sind.

 

Diesen Zwerginnen hinterlässt Swantje Niemann ihr sorgfältig ausgearbeitetes und mit vielen Details verziertes Reich. Das macht den Abschied etwas leichter. Aber vielleicht kehrt die Autorin ja irgendwann zurück. Immerhin beginnen gerade interessante Zeiten in der Welt von Drúdir.

 

Fazit:

Mit »Schatten und Scherben« legt Swantje Niemann den besten und dichtesten Band ihrer »Drúdir-Trilogie« vor. Die Fantasysaga im Steampunkambiente besticht durch einfühlsam gezeichnete Figuren, die in einer düsteren Welt leben, in der Gut und Böse fließend ineinander übergehen. Das spannende Finale einer ungewöhnlichen Reihe.

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Buch:

Drúdir – Schatten und Scherben

Reihe: Drúdir Band 3

Autorin: Swantje Niemann

Taschenbuch, 397 Seiten

Edition Roter Drache, 2020

Cover: Jörg Schlonies

 

ISBN-10: 3968150090

ISBN-13: 978-3968150093

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 23.12.2020, zuletzt aktualisiert: 31.03.2024 19:56, 19292