Ein einsamer Tod (Autor: Tony Park)
 
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Ein einsamer Tod von Tony Park

Rezension von Christine Schlicht

 

Rhodesien, das heutige Zimbabwe, im Jahre 1943

 

In der britischen Kronkolonie befinden sich Ausbildungslager für Piloten und Flugzeugbesatzungen, denn das ruhige Wetter und die endlosen Weiten der Savanne, fernab des Kriegsgeschehens, eignen sich gut zum Fliegen. Dabei könnte man fast vergessen, dass sich die Welt im Umbruch befindet, wären da nicht so kleine Einschränkungen wie Benzin- und Lebensmittelknappheit. Doch unter der scheinbar ruhigen Szenerie brodelt es.

 

Die eingeborenen Rhodesier werden gnadenlos unterdrückt und kurz gehalten, allenthalben haben sie unter Rassismus zu leiden. Doch es entwickelt sich Widerstand, geführt von den wenigen Schwarzen, die eine höhere Bildung genossen haben. Noch sind sie friedlich in ihrem Protest, doch die Volksseele kocht und kleine Funken reichen zur Explosion.

 

In dieser gespannten Lage geschehen drei Dinge, die nur scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Ein junger Pilot vom Luftwaffenstützpunkt Kumalo verschwindet spurlos mit seiner Maschine auf einem Übungsflug. Ein anderer macht auf der Farm einer reichen weißen Frau eine Bruchlandung, weit ab von seinem Übungseinsatzgebiet. Und in einem Schwarzenviertel wird die Leiche einer jungen, weißen Frau gefunden. Misshandelt und missbraucht. Sie war Helferin auf dem Luftwaffenstützpunkt und die Attraktion bei den Soldaten, denn sie machte mit der Frau, bei welcher der eine Pilot eine Bruchlandung absolvierte, Fallschirmsprungvorführungen.

 

Pip Lovejoy, eine Farmersfrau mit abgebrochenem Jurastudium, verdingt sich wie so viele Frauen in einem Männerjob, weil es an Männern fehlt: Sie ist Polizistin. Mit ihrem rassistischen und unfähigen Vorgesetzten soll sie in dem Mordfall an der weißen Frau ermitteln. Auf dem Stützpunkt der Royal Air Force treffen sie auf den desillusionierten Mayor Bryant. Seine Erlebnisse im Luftkrieg um England haben aus dem an Jahren noch jungen Australier einen alten Mann gemacht. Er hat ein ganz persönliches Interesse an der Aufklärung des Falles, begreift aber schnell, dass er mit seiner Liebschaft zu der Toten auch als Verdächtiger gilt.

 

Mit Pip Lovejoy fährt er auf die Farm von Catherine de Beers, um das bruchgelandete Flugzeug zu bergen und der Freundin der Toten die traurige Nachricht zu überbringen. Dabei stellen sie fest, dass in der kaputten Maschine Munition fehlt, die aber nicht verschossen wurde. Die schöne Catherine hat ebenfalls ein flüchtiges Verhältnis mit Bryant und so wird der Mayor immer weiter in die Sache herein gezogen, die viel tiefere Hintergründe hat.

 

Als sie zurückkehren, bricht in der Stadt ein Aufstand aus, denn man hat einen Schwarzen unter Mordverdacht festgenommen und den vermissten Piloten gefunden – ermordet von Buschmännern. Die Piloten der Air Force mischen kräftig mit und machen Jagd auf Schwarze in den Townships. Bryant kann das Schlimmste verhindern. Schnell stellt sich jedoch dank Pips Ermittlungen heraus, dass der verdächtige Schwarze nicht der Mörder sein kann und das man ihm die Indizien untergeschoben hat. Alles ist wieder offen.

 

In der Zwischenzeit trifft ein Mann in Rhodesien ein, der das siedende Fass zum Überlaufen bringen soll. Hendrick Reitz, ein rechtsradikaler südafrikanischer Bure, wurde in Deutschland ausgebildet und von Geheimdienstchef Canaris dazu ausgesandt, die Engländer im Süden von den Tätigkeiten der Deutschen im Norden Afrikas abzulenken. Sein unversöhnlicher Hass auf die Mörder seiner Mutter und vieler anderer Buren treibt Reitz an. Seine Verbindungen nach Rhodesien sind gut, er spricht auch die Sprache der Buschmänner. Und er hat gefährliches Wissen im Gepäck…

 

 

Ein Krimi? Ein Roman über die jüngere Historie? Ein Abenteuerroman? Ein Politthriller? Oder alles zugleich? Die Einordnung ist nicht ganz einfach, es ist von allem etwas dabei. Und von allem das Gute! Vor der grandiosen und geheimnisvollen Kulisse Afrikas, die sehr detailverliebt beschrieben wird spielen sich vielfältige Dramen und große Emotionen ab.

 

Sauber recherchiert lässt der Autor den Leser die ganze gespannte Atmosphäre der britischen Kronkolonien in den schrecklichen Zeiten des großen Krieges erleben, die auch, wenn auch nicht so direkt wie in England selbst, auch ihre Auswirkungen auf die Weißen in den schwarzafrikanischen Gebieten haben. Auch dort ist der Krieg spürbar: Frauen warten auf ihre Männer, die nach Europa abkommandiert wurden und müssen deren Arbeit unter erschwerten Bedingungen machen. Auf den Stützpunkten verrichten Männer ihren Dienst, deren Psyche durch die Kriegsgräuel, die sie schon miterleben mussten, stark beeinträchtigt ist und die genau wissen, was den jungen, enthusiastischen neuen Piloten, die sie ausbilden, bald drohen wird.

 

Die Charaktere sind allesamt klar, eindeutig und glaubwürdig in ihrer Motivation dargestellt, man kann sich in jeden von ihnen gut hinein versetzen und mit ihnen die Geschichte erleben. Ein Abenteuer, das mitreißt, in jeder Hinsicht, in einem klaren, gut lesbaren Stil.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404270132465218d6e3
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Ein einsamer Tod

Autor: Tony Park

Broschiert: 512 Seiten

Verlag: Blanvalet TB (1. Dezember 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3442367786

ISBN-13: 978-3442367788

Aus dem Englischen von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck, Originaltitel „African Sky“

Umschlag: Hilden Design, München

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 24.01.2008, zuletzt aktualisiert: 25.07.2022 18:56, 5711