Fallout 4 (PC, USK 18)
 
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Fallout 4 (PC)

Rezension von Cronn

 

Als sich die Hebebühne dem oberen Ende des Aufzugschachts nähert, flutet grelles Sonnenlicht herein. Geblendet schließe ich für einen Moment die Augen.

Was werde ich sehen, sobald ich sie öffne?

Wie sieht die Umgebung meiner Heimatstadt aus, nachdem die nukleare Apokalypse über uns alle hereingebrochen ist?

Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Helligkeit, nachdem ich vom Kryo-Schlaf erwacht in einem unterirdischen Vault herumgestolpert bin, wo das künstliche Licht flackernder Neonröhren vorherrschte.

Ich sehe vor mir die Landschaft, aber ich erkenne sie kaum als meine Heimat wieder. Die Häuser sind zerstört, in den schief aus dem Boden ragenden Strommasten hängen Flechten. Überall rosten Autos mit geborstenen Windschutzscheiben auf den Highways, deren Oberfläche rissig geworden ist.

Wo soll ich meine Suche beginnen? Am besten begebe ich mich zu meinem eigenen Haus und suche nach Erinnerungsstücken an meinen Sohn.

Auf dem Weg finde ich bleiche Skelette am Wegesrand. Müll liegt herum und gemein aussehende Hunde wühlen mit ihren Schnauzen darin. Als ich in meine zerstörte Kleinstadt komme, treten Tränen in meine Augen. Alle, die ich gekannt habe, sind tot. Und nun ist auch mein Sohn verschwunden.

Da rast ein Roboter aus meinem Haus. Es ist Codworth, mein Hausroboter! Er hat den Fallout überlebt. Immerhin ein treuer Begleiter, mit dem ich nun beschließe durch das Ödland zu ziehen …

 

Rezension:

Diese ersten Momente sollen einen Einblick geben in das neueste Rollenspiel-Epos aus dem Hause Bethesda: Fallout 4. Nach dem grandiosen Fallout 3, welches das Rollenspiel auf sehr gelungene Weise in die dritte Dimension gehoben hat, erscheint nun die Fortsetzung. Bethesda hat insgeheim daran gearbeitet und nach Skyrim lange mit der Ankündigung gewartet. Umso freudiger wartet die Spieler-Welt auf »Fallout 4«.

Doch wird es dem Hype gerecht?

 

Hintergrund: (kleine Spoiler)

Als Spieler verkörpern wir die Hauptfigur in »Fallout 4«, der wir einen eigenen Namen geben dürfen. Zu Beginn flüchten wir mit unserer Familie vor der Apokalypse in ein Vault. Dort werden wir tiefgefroren. Anschließend ermordet ein zwielichtiger Typ die Frau des Hauptdarstellers und raubt dessen Sohn, einen Säugling. Später erwacht der Spielercharakter und begibt sich auf die Suche nach seinem Sohn.

»Fallout 4« kann mit einer interessanten Hauptquest aufwarten. Sie führt den Spieler in viele Bereiche der »Fallout 4«-Welt. Dabei lernt er so bemerkenswerte Charaktere wie den Detektiv Valentine und die Reporterin Piper kennen. Mit der Hauptquest ist man mindestens 15 Stunden beschäftigt. Doch darüber hinaus gibt es noch mehr. Viel mehr!

Die Nebenquests von »Fallout 4« können Spieler viele Monate beschäftigen. Das ist sehr viel Inhalt für ein PC-Game und sehr lobenswert.

 

Gameplay:

Doch nicht alle Nebenquests sind spannend. Mal gilt es eine gewisse Anzahl von Raidern auszuschalten, dann eine gewisse Anzahl von Supermutanten. Erfreulicherweise gilt das jedoch nicht für den überwiegenden Teil der Nebenquests. Die meisten bieten interessante Charaktere und Questreihen an.

Die Hauptquest führt den Spieler auch behutsam an die Spielmechaniken von »Fallout 4« heran. Man erlebt wieder die Spielwelt nach der Apokalypse aus der Ego- oder wahlweise auch der Schulterperspektive. Seinen Charakter kann man optisch selbst aus Versatzstücken gestalten. Es ist sogar möglich selbst Hand anzulegen und die Gesichtspartien per PC-Maus zu formen. Anschließend verteilt man Punkte auf seine Charakterwerte. Das bekannte S.P.E.C.I.A.L.-System aus dem Vorgänger wird hier entschlackt. Die auf den sieben Basisattributen, wie Stärke oder Intelligenz, aufbauenden Perks werden automatisch mit Erreichen bestimmter Charakterwertstufen freigeschaltet, so dass man sie auswählen und weiter aufleveln kann. Das geschieht in einem Menü, das grafisch ansprechend gestaltet wurde und übersichtlich ist.

In der Spielwelt kann man Schlösser knacken, indem man die entsprechende Fähigkeit besitzt und ein Minispiel absolviert, das man schon aus »Fallout 3« kennt. Auch ist es möglich Terminals zu hacken (ebenfalls per bekanntem Minispiel) und Türsteuerungen zu übernehmen oder Roboterwachtürme auszuschalten und dergleichen mehr.

Wichtig ist dabei, dass die Ausrüstung passt. Es kann sehr viel aus der Spielwelt mitgenommen werden und bald ist man überladen. Man möchte alles behalten, weil man Dinge auseinandernehmen und neu herstellen kann (Crafting), muss sich aber entscheiden, was wirklich wichtig ist. Beispielsweise die Waffen.

Die Waffen sind modifizierbar. Jedes Element kann abgeschraubt und verändert werden. Ein neues Visier für die Pistole? Kein Problem, sofern man als Spieler genügend Stahl, Schrauben und eine Glasoptik gesammelt hat. An Waffenbänken zu stehen und über Modifikationen zu grübeln ist aber nur ein Bereich. Auch Rüstungen kann man modifizieren, dazu sogar eigene Siedlungen aufbauen mit Energieversorgung, Mobiliar und vielem anderen mehr. Das Crafting ist ein neues Spielelement von »Fallout 4« und macht großen Spaß. Das Basteln a la Minecraft durch Sammeln, Zerlegen und Neukombination weckt den Baumeister im Spieler.

 

Aber oft wird man beim Wandern durchs Ödland nicht in Ruhe gelassen, so dass man die konsequent durchdesignte Welt rund um Boston bewundern kann. Überall sind Gegner unterwegs: Plünderer, Supermutanten, wilde Ghule und mutierte Tiere. Sehr häufig kann man – bedingt durch die offene Spielwelt – dem Streit durch das Umschleichen aus dem Weg gehen.

Kommt es jedoch zu bewaffneten Konflikten, ist das Zücken der Waffen unausweichlich. Der Kampf in »Fallout 4« ist deutlich actionlastiger. Man merkt dem Gameplay-Element an, dass sich die Designer beim firmeninternen Studio Id Software, den Machern von Doom, entsprechende Tipps geholt haben. Das Waffenfeedback ist direkt, die Kämpfe laufen dynamischer als im Vorgänger ab und auch die KI ist mit Flankierungsversuchen nicht zu unterschätzen. Wer das actionreiche Gekämpfe nicht so gern mag – viele Fallout-Veteranen trauern den rundenbasierten Kämpfen nach – darf auf Wunsch in den aus dem Vorgänger bekannten V.A.T.S.-Modus wechseln. Hierbei wird das Spielgeschehen aber nicht wie in »Fallout 3« völlig eingefroren, sondern es läuft in Zeitlupe ab. Dabei kann man gezielt bestimmte Körperregionen anvisieren, die auch in Prozentangaben der Trefferwahrscheinlichkeit angegeben werden. Das sich daraus entwickelnde Hin und Her ist spektakulär inszeniert und verlockt sicher so manchen Actionfan zum Ausflug ins Taktische.

 

Wird man verletzt, sucht man sich mit Stimpacks und anderen Mitteln zu heilen. Daneben gibt es weitere »Hilfsmittel«: Drogen, welche zeitweilig die Stärkewerte anheben und dergleichen. Unterschiedliche Rüstungsarten, z.B. auch Powerrüstungen, würzen das Rezept von »Fallout 4« ab.

Allein an diesen Ausführungen sieht man bereits, wie viel Inhalte das Spiel bietet. Aber nun soll die Betrachtung der technischen Aspekte wie Grafik und Sound folgen.

 

Grafik und Sound:

Im Vorfeld der Veröffentlichung von »Fallout 4« gab es einen Aufschrei. Die Grafik des Trailers wurde kritisiert. In der Tat ist »Fallout 4« weit davon entfernt, eine Grafikbombe a la Crysis zu sein. Aber man sollte die Grafik auch nicht zu sehr abwerten. Es ist eine deutliche Verbesserung zu »Fallout 3« zu sehen. Vor allen Dingen macht die Grafik von »Fallout 4« nicht durch die Texturauflösung von sich reden (wie schon beim Vorgänger), sondern durch die Dichte an Details.

Es ist überwältigend durch die Straßen von Boston zu laufen und an jeder Ecke sich an Details zu erfreuen. Die Designer haben unglaublich viel in die Spielwelt gesteckt. Überall gibt es etwas zu entdecken, eine Vault hier, eine Bibliothek dort. Und immer lohnt sich das Entdecken, da man mit kleinen Storys belohnt wird. Und diese Geschichten erzählt die Spielumgebung mit der Grafik: Ein Toter in einem einsamen Wärterhäuschen, daneben ein Supermutant, dazu ein Geschützturm und ein Schlafsack. Hier wurde ein isolierter Überlebender, der sich verschanzt hatte, wohl im Schlaf von einem Supermutanten überrascht, der ihn getötet hat, ehe der Geschützturm dann den Supermutanten erledigte. Storytelling durch Grafik – das bietet »Fallout 4« par excellence!

Auch im Soundbereich sind positive Dinge zu vermelden. Die Musik ist atmosphärisch, aber nie aufdringlich. Und die Soundeffekte sind ein Wucht! Die Vertonung der Sprachausgabe wurde von professionellen Sprechern geleistet, so dass auch auf Deutsch das Spiel zu empfehlen ist.

 

Fazit:

»Fallout 4« ist ein sehr gutes Spiel geworden. Zwar gibt es einige Designschwächen, vor allem bei der Bedienung der Menüs, und auch einige Nebenquests sind wenig spektakulär, doch dafür entschädigt die riesige Spielwelt, die interessanten Charaktere, das Crafting der Waffen bis hin zum Aufbau eigener Siedlungen.

»Fallout 4« ist ein Monster von Game. Seine Inhalte beschäftigen Spieler für Monate. Wer kann, nimmt sich Urlaub, alle anderen genießen am Feierabend für ein bis zwei Stunden das Spiel. Es lohnt sich definitiv der Kauf. Mit »Fallout 4« können die langen Winterabende kommen!

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PC-Game:

Fallout 4

Bethesda, 10. November 2015

USK: 18

Sprache: Deutsch, Englisch

Bildschirmtexte: Deutsch, Englisch

Anleitung: Deutsch

 

ASIN B00YSOCGCO

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Systemvoraussetzungen:

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OS: Windows 7/8/10 (64-Bit)

CPU: Intel Core i5-2300 mit 2,8 GHz/AMD Phenom II X4 945 mit 3,0 GHz oder gleichwertig

RAM: 8 GB

HD: 30 GB

Grafik: NVIDIA GTX 550 Ti mit 2 GB/AMD Radeon HD 7870 mit 2 GB oder gleichwertig

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Erstellt: 29.11.2015, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 14203