Fireside Mysteries von Kate Milford
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
Seit einer Woche regnet es sintflutartig, das Wasser des Flusses steigt unaufhörlich, überschwemmt Straßen und Wege, und die zwölf Gäste der Taverne »Zur blauen Ader« sitzen wie in einer Falle fest – unter ihnen ein Kapitän, zwei tätowierte Zwillingsbrüder, eine Musikerin, ein alter Kartenspieler, ein allein reisendes junges Mädchen … Um sich die Zeit zu vertreiben, erzählen sich die Anwesenden Geschichten: mysteriöse Begebenheiten, sagenhafte, gespenstische oder skurrile Phänomene. Und was sie wiedergeben, scheint mehr von ihren verborgenen Verbindungen oder Vorhaben zu verraten, als sie zu enthüllen beabsichtigen. Wie hängen die Personen und ihre Geheimnisse mit ihren rätselhaften Geschichten zusammen? Als der Regen mit seinen unheimlichen Wassermassen immer weiter steigt, wird klar, dass die ganze Stadt in Gefahr ist – und nicht allein durch die Flut. Doch die Gäste haben nur ihre Erzählungen und sind aufeinander angewiesen. Wird das reichen, um gerettet zu werden?
Rezension:
In der Taverne »Zur blauen Ader« sitzen sowohl Gäste als auch Personal fest, da das Haus durch tagelange heftige Regenfälle von der Außenwelt abgeschnitten ist. Sollte das Wasser weiter steigen, könnte es für sie kritisch werden. Zum Zeitvertreib beginnen sie, sich gegenseitig Geschichten zu erzählen. So phantastisch diese zunächst auch wirken, zeigt sich bald, dass erheblich mehr dahinterstecken könnte. Verbindet die Anwesenden mehr, als es zunächst den Anschein hat?
Zuerst könnte man Kate Milfords Fireside Mysteries für eine Kurzgeschichtensammlung mit Rahmenhandlung halten. Erst mit dem Fortschreiten des Buches wird deutlich, dass alle Einzelteile (beziehungsweise -geschichten) ein Ganzes ergeben. Auch die Struktur der Handlungswelt ist zunächst schwer deutbar. Erst mit der Erkenntnis, dass das Geschehen in die Welt des Buches Greenglass House aus der Feder der gleichen Autorin gehört, wird alles klarer. Genau genommen kommt das vorliegende Buch in letzterem sogar vor, indem es vom dortigen Protagonisten gelesen wird. Aufgrund dieser Strukturen fällt es anfangs etwas schwer in die Story hineinzufinden. Dem Leser werden eine ganze Anzahl von Personen nahegebracht, zwischen denen es außer der Tatsache, am Handlungsort festzusitzen, keine Berührungspunkte zu geben scheint. Die erzählten Geschichten könnte man alle in den Bereich Mystery, Fantasy, Horror einordnen, ohne dass viele davon jeweils für sich genommen übermäßig innovativ erscheinen. Doch erst das Zusammenführen des Puzzles ergibt die wahre Geschichte, die dann einen erheblich überzeugenderen Eindruck als ihre Einzelteile macht. Die Redewendung, dass das Gesamte mehr als die Summe der Einzelteile ist, trifft hier eindeutig zu.
Die Idee der Autorin, ihre Geschichte zunächst wie eine Ansammlung einzelner Geschichten erscheinen zu lassen, funktioniert überraschend gut. Ergänzt wird das Werk durch Kapitelvignetten von Nicole Wong.
Fazit:
Eine Gruppe Eingeschlossener erzählt sich unabhängige Geschichten. Doch dieser Eindruck täuscht, denn alles ergibt ein großes Ganzes.
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