H. P. Lovecraft – Eine Biografie (Autor: Lyon Sprague de Camp)
 
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H. P. Lovecraft – Eine Biografie von Lyon Sprague de Camp

Rezension von Christian Endres

 

Lyon Sprague de Camp (1907-2000) ist dem gemeinen Fantastik-Fan sicherlich kein Unbekannter - schließlich verfasste de Camp selbst unzählige fantastische Romane und Kurzgeschichten sowie diverse kürzere Biografien anderer Fantastik-Größen, während er gar den Nachlass von Conan-Schöpfer Robert E. Howard editierte, wie man ihn hierzulande lange Zeit aus den schwarzen und gelben Conan-Reihen des Heyne-Verlages kannte.

 

Gerade von Letzterem mag man heute halten, was man möchte – mit der Biografie zu Howards Brieffreund und Weird Tales-Zunftgenossen H. P. Lovecraft (1890-1937) hat de Camp jedenfalls ein beeindruckendes, minutiös und aufwendig recherchiertes und dennoch über weite Strecken unterhaltsames Werk der Lovecraft-Forschung verfasst, das – genauso wie Lovecrafts erst posthum gewürdigtes Schaffen - nichts von seiner Bedeutung verloren hat, auch wenn »H. P. Lovecraft: A Life« von Kritiker-Legende S. T. Joshi de Camps akademisch anmutender, aber niemals akademisch-trockener Biografie inzwischen ein wenig den Rang als das ultimative sekundärliterarische Werk zu HPL abgelaufen hat. Andererseits konnte Joshi auf fast 20 Jahre neue Erkenntnisse zugreifen – und natürlich auf die wertvolle Vorarbeit von Lyon Sprague de Camp! Insofern ...

 

Obwohl de Camps Betrachtung 1975 also eine der ersten Lovecraft-Studien bzw. -Biografien in Buchlänge war, ist sie letztlich immer noch eine der besten. De Camp zeichnet in seinem voluminösen, angenehm objektiven Werk mit allerhand akribisch gesammelten und geschickt ausgewählten Zitaten von Lovecraft und dessen Zeitgenossen und Brieffreunden das Bild eines schwierigen Menschen, dessen Schaffen noch heute in vielen modernen Horror-Büchern präsent und von unschätzbarem Wert für die Entwicklung der düsteren Spielarten der Fantastik ist: Egal ob Fritz Leiber oder Robert Bloch, egal ob Ramsey Campbell oder Brian Keene, egal ob Scott Sigler oder Clive Barker, egal ob Mike Mignola oder Richard Corben – H. P. Lovecrafts Geist ist in den düsteren Gefilden der Fantastik schier allgegenwärtig.

 

Umso interessanter ist es, seinen Werdegang zu verfolgen, über seine Kindheit unter der Kandare einer psychisch kranken Übermutter zu lesen, über seine Schwierigkeiten, ins Leben zu finden, sich im Alltag zu behaupten, seine körperlichen Rückschläge, seine geistigen Höhenflüge ...

 

De Camp zeigt mit einem ungeschminkten, ungeschönten und unverklärten Blick auf Lovecrafts Leben und komplexe Persönlichkeit sowohl die Schattenseiten, als auch die lichten Momente im Dasein des H. P. Lovecraft und nähert sich auch einigen Spekulationen, die er kritisch beleuchtet und anhand von Beispielen angeht.

 

Dabei hält die Biografie allein schon vom Aufbau und den Hintergründen her auch heute noch jeder wissenschaftlichen Prüfung stand und kommt demzufolge auch im Gewand einer üppigen methodischen Betrachtung von Lovecrafts Leben daher – mehr als 530 Quellenangaben (schön an jedem Kapitel-Ende aufgereiht) sprechen eine deutliche Sprache, wobei natürlich die Zitate von Brief-Vielschreiber Lovecraft sowie entsprechende Antwortschreiben viel dazu beitragen, ein möglichst persönliches Bild des großen Horror-Altmeisters aus Providence nachzuzeichnen.

 

Fazit: Nach wie vor das Standardwerk, das vom Festa Verlag mit einer schönen Hardcover-Ausgabe gewürdigt wurde.

 

Unverzichtbar für all diejenigen, die mehr über den großen H. P. Lovecraft erfahren wollen – den Menschen hinter dem heute legendären Autor.

 

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H. P. Lovecraft – Eine Biografie

Autor: Lyon Sprague de Camp

Hardcover, 640 Seiten

Festa, Juli 2002

ISBN: 3935822480

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 12.08.2008, zuletzt aktualisiert: 05.08.2023 15:12, 7109