Hohle Erde (B.U.A.P. Bd. 1)
 
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Hohle Erde

Reihe: B.U.A.P. Bd. 1

Rezension von Christian Endres

 

Erfolgreiche Comic-Serien bringen es häufig mit sich, dass Chefredakteure, Verleger und Autoren sich zusammensetzen und über eine Erweiterung des jeweiligen Universums nachdenken. Bei den großen Verlagen wie Marvel und DC hat man somit über die Jahre hinweg jeweils ein riesiges, manchmal recht unüberschaubares Universum geschaffen, in dem eine Vielzahl Serien erscheinen, die alle mehr oder weniger stark miteinander verwoben sind. Es sollte daher niemanden verwundern, dass auch das erfolgreiche Hellboy-Universum von Mike Mignola irgendwann nach einer Erweiterung lechzte – zum einen sicherlich aufgrund kommerzieller Aspekte, mit Sicherheit aber auch aus kreativer Motivation und der Eigendynamik einiger Charaktere aus den Hellboy-Abenteuern heraus, die plötzlich ihren eigenen Fankreis hatten. Der hier vorliegende erste Band von B. U. A. P. nun zeigt die ersten Versuche von Mike Mignola, gemeinsam mit anderen Zeichnern und Autoren die Erweiterung seines Universums voranzutreiben und den richtigen Weg zu finden ...

 

Die erste und längste Story des Bandes hat dem Sammelband mit den »Experimenten« zum Ausbau des Hellboy-Universums nicht nur seinen interessanten Titel eingebracht, sondern macht auch gleich ungemein viel Spaß und bietet bereits nach wenigen Seiten einen guten Wiedereinstieg in die Welt von Fischmensch Abe, Homunkulus Roger und dem Rest des Teams der Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranomaler Erscheinungen, die seit den Ereignissen in Sieger Wurm ohne Hellboy zurecht kommen muss. Vor allem die Dramatik um die Rettung der feurigen Liz Sherman aus den Fängen böser Mächte, die unter der Erde mal wieder mit Nazitechnik herumpfuschen und Liz als Indikator für ihre Maschinen benötigen, machen diese Story zu einem echten Pageturner, in der zudem noch das neue Teammitglied Johann Kraus, ein körperloses Medium im Spezialanzug, eingeführt, aber auch in einigen Rückblenden auf die Freundschaft von Abe und Rodger zu dem aus der Behörde ausgestiegenen Hellboy eingegangen wird.

 

Diesem lediglich vom Setting her unterirdischen Abenteuer folgt eine Kurzgeschichte mit Abe und Roger, die der Kontinuität der Serie äußerst gut tut, ehe wir Lobster Johnson in einem skurrilen Kampf gegen einen Wissenschaftler beiwohnen und abschließend nochmals eine Story über Abe lesen dürfen, in dem dieser es mit einem alten Sklavenfluch in der Südsee aufnimmt, der vor allem den Haifischen einen reich gedeckten Tisch beschert ...

 

Auch wenn Mike Mignola, dessen reduzierter Strich mich bisher bei den Hellboy-Bänden immer begeistert hat, diesmal nicht selbst den Bleistift geschwungen hat, ist Hohle Erde trotzdem ein optischer Leckerbissen, wenn man denn ein Faible für außergewöhnlicheres Artwork dieser Art hat und auch mal über den Tellerrand hinaus blickt. Alle Künstler, die Mignola sich für die ersten Gehversuche im erweiterten Hellboy-Universum ausgesucht hat, machen einen tollen Job.

 

Den Geschichten, die diesem Artwork zu Grunde liegen und das Gerüst für die Zeichnungen bilden, merkt man auf keiner Seite ihren im Grunde ja eher experimentellen Charakter an, und so ist das Buch auch ohne den roten Höllenjungen, der nur in den Rückblenden jeweils einen kurzen Gastauftritt hat, eine schöne Mischung und vor allem Erweiterung dieser Serie, die nach wie vor ein gelungener Mix aus Lovecraft, der internationalen Mythenwelt und alten B-Movies ist.

 

Da ich mich an anderer Stelle schon hinlänglich über die durchgängig schöne Aufmachung der Cross-Cult-Hardcover ausgelassen habe, möchte ich an dieser Stelle nur so viel dazu sagen: Es ist auch diesmal wieder eine Freude, den Band in die Hand zu nehmen, und auch diesmal gibt es wieder Skizzen von Mignola und Co. sowie ein paar Pin-Ups deutscher Zeichner, aber auch kurze Einleitungen und Bemerkungen zu den einzelnen Geschichten und ein rundum gelungenes Layout.

 

Fazit: Wir Comicliebhaber sind schon ein eigenwilliges Völkchen. Nicht nur, dass wir eine Unmenge Geld für bunt bedrucktes Papier ausgeben, nein, wir regen uns auch noch liebend gerne über kleine Kontinuitätsfehler in den fiktiven Universen unserer Helden auf und könnten Stunden damit zubringen, in Internetforen darüber zu diskutieren. In Mike Mignolas Hellboy-Reihe hat mich das ausnahmsweise noch nie sonderlich gestört, was wohl vor allem daran liegen mag, dass die Welt des rothäutigen Dämons bisher immer recht überschaubar gewesen ist – trotzdem freut es mich natürlich sehr, dass der erste B.U.A.P.-Band die meisten der wenigen (Sieger)Wurmlöcher stopft, die es in der Hellboy-Kontinuität bisher zu beklagen gegeben hätte.

 

Experiment gelungen!, würde ich also sagen, und lege Hohle Erde jedem Hellboy-Fan ans Herzen, da die Geschichten um Abe Sapien und die anderen Ermittler der B.U.A.P. auch ohne Hellboy noch einiges zu bieten haben.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404200128192f0c8e9c
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Comic:

Hohle Erde

Reihe: B.U.A.P. 1

Autor: Mike Mignola u. a.

Zeichner: Ryan Sook u. a.

Verlag: Cross Cult

Format: Hardcover

Sprache: Deutsch

ISBN-Code: 3936480206

Anzahl Seiten: 128

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 26.11.2005, zuletzt aktualisiert: 11.04.2024 08:09, 1589