In einem anderen Buch von Jasper Fforde
Rezension von Ralf Steinberg
Thursday Next ist schwanger. Morgendliche Übelkeit ist somit garantiert und natürlich dürfen auch ihre anderen Probleme nicht fehlen. So etwa die Nichtung ihres Ehemannes und Vater des Kindes, Landen, der durch das Herausnehmen seines Lebens aus dem Zeitablauf durch die Chronogarde plötzlich gar nicht mehr existiert. Zudem hat es sich ihre alte Feindin Aornis zur Aufgabe gemacht, Thursday für den Tod Archerons grausam bezahlen zu lassen.
Da Thursday zunächst einmal keine Ahnung hat, wie sie Ihren Liebsten zurückholen kann, zieht sie sich in einen unveröffentlichten und ultraschlechten Krimi im Brunnen der Manuskripte zurück, wo sie im Rahmen des Figurenaustauschprogrammes eine dezente Rolle übernimmt. Hier will sie in Ruhe ihr Kind zur Welt bringen und ihre Prüfung zur Agentin von Jurisfiktion bestehen.
Doch im Dienst dieser Buchpolizei erlebt sie schon bald diverse Merkwürdigkeiten. Denn es stehen nicht nur die berühmtesten Preisverleihungen in der fiktionalen Welt bevor, die Bookies, nein dort soll auch der Startschuss für das neue Betriebssystem Ultraword gegeben werden.
Doch plötzlich gibt es Tote und Thursday ist sich ihres Lebens nicht mehr sicher...
Mit seinem dritten Streich um Thursday Next erweitert Fforde seine phantasievolle Buchwelt um jede Menge witziger Details. Das führt allerdings dazu, dass Neuleser kaum eine Chance haben, in das Buch einzusteigen. Selbst Kenner der Serie werden zu Beginn auf eine harte Probe gestellt, da Figuren und Schauplätze, besonders die in und aus literarischen Vorlagen, im Dauerfeuer auf den Leser niederprasseln. Fforde beweist damit zwar einmal mehr, wie reichhaltig die gute Literatur ist und welche Vorlieben er hier entwickelt hat, aber die Übersichtlichkeit seines Werkes hat stark nachgelassen.
Das ändert aber nichts am Vergnügen, Szenen und Charaktere berühmter Publikationen zu entdecken, sogar die Cantina aus A new hope hat es in den Brunnen der Manuskripte geschafft. Running Gags, wie etwa das Warten auf Godot und der lüsterne Falstaff, bilden die Würze in der herzhaften Suppe, die Fforde uns hier kredenzt. Wie gewohnt finden sich am Ende alle, nun ja fast alle, losen Enden zusammen. Die Auflösung mag zwar etwas voyagermäßig dünn ausfallen, aber ein Happyend schadet selten. Es bleibt ja genug Stoff für das nächste Buch übrig, von dem wir ja schon wissen, das Humpty Dumpty stirbt. Sie wissen doch, das mit der Mauer...
dtv gönnt uns zwar wieder nur eine Miniansicht des Originalcovers auf der Rückseite des Buches, dafür aber sind englische Originalanzeigen aus den ffordeschen Universum ins Buch gerutscht, was den Spass ungemein erhöht.
Im Brunnen der Manuskripte ist eine lockere Fortsetzung der Thursday Next Reihe mit freundlichem Humor und bildet somit eine angenehme und entspannende Lektüre für den Bildungsbürger.
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