Interview: 11 Fragen - 11 Antworten : Torsten Low - Buchbinden und Fantasy
 
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11 Fragen- 11 Antworten : Torsten Low - Buchbinden und Fantasy

Redakteur: Michael Schmidt

 

Der Verlag Torsten Low des gleichnamigen Verlegers ist noch jung und besteht aus wenigen Büchern, eines jedoch wurde dieses Jahr schon für den DPP nominiert. Grund genug, Torsten ein paar Fragen zu stellen

 

Fantasyguide: Hallo Torsten. Bevor wir zu deinem Verlag kommen eine Frage zu deiner Person. Wer steckt hinter dem Namen Torsten Low?

 

Torsten Low::

Hmm, was gibt es zu mir zu erzählen.

Name: Torsten Low

Sternzeichen: Stier (deswegen will ich auch immer mit dem Kopf durch die Wand)

Schuhgröße: 46 links, 47 rechts (was die Schuhverkäufer immer für unlösbare Probleme stellt)

Lieblingsessen: alles, was meine Frau kocht

Alter: immer so alt, wie ich mich fühl

Haarfarbe: blond, wenn sie da sind. Aber mittlerweile gehen immer mehr davon aus.

Augen: 2 (und das ist gar nicht so selbstverständlich – ich könnt da Geschichten erzählen)

Hobbys: Zu viele, um sie alle aufzuschreiben

 

Mit dem Schreiben habe ich mit 5 Jahren begonnen. Meine erste VÖ hatte ich mit 20 in einem Fanzine. 2005 (mit 30) kam dann mein erster Roman im Eigenverlag. 2007 folgte mein zweiter.

Seit 2008 geht der Verlag neue Wege - mit Lichtbringer veröffentlichten wir erstmals eine Anthologie, bei der ich nur als Verleger und Herausgeber in Erscheinung trat.

 

 

Fantasyguide: Ich habe dich jetzt auf drei Cons getroffen, deine Frau war immer dabei. Wie viel Anteil hat sie am Verlag Torsten Low?

 

Torsten Low::

Einen nicht zu unterschätzenden Anteil. Ohne sie wäre der Verlag nicht in dem Ausmaß gewachsen.

Tina hat mich 2007 quasi gezwungen, meine erste Lesung zu halten. Sie hat mich immer wieder in meinen Vorgehen bestärkt. Wenn mal etwas nicht so geklappt hat, hat sie hinter mir gestanden und mir den Rücken gestärkt. Sie organisiert mir die Lesungen und Events – dass du mich auf den Cons getroffen hast, ist also ihr Verdienst. Und sie macht einen Großteil des Marketings.

 

 

Fantasyguide: Und gibt es weitere Mitarbeiter?

 

Torsten Low::

Bisher gibt es keine weiteren Mitarbeiter, aber das wird sich irgendwann mal auf jeden Fall ändern. Statt dessen habe ich einige freiwillige Unterstützer wie meine Eltern, die als Testleser des Verlages fungieren.

 

 

Fantasyguide: Der Ursprung deines Verlages war deine Fantasyserie „Dunkel über Daingistan“. Erzähl uns doch mal von den Anfängen!

 

Torsten Low::

Das ist eigentlich recht schnell erzählt. Die Grundidee der Geschichte basiert auf einem PbEM, das ich vor mittlerweile fast einem Jahrzehnt gespielt habe und zu dem ich in Zehntagesrhythmus Kurzgeschichten verfasst habe. Danach war ich einige Zeit lang beruflich sehr viel mit der Bahn unterwegs, verbrachte am Wochenende quasi mein Leben in vollen Zügen. In der Zeit habe ich wahnsinnig viel gelesen, teilweise auch richtig schlechte Fantasy. Und irgendwann mal war ich wütend und sagte mir: „Das kriegst du auch hin – vielleicht sogar ein bisschen besser.“

So habe ich damals angefangen, aus den Kurzgeschichten das Konzept zu einem Vierteiler auszuarbeiten und den ersten Teil niederzuschreiben.

Als der Roman dann endlich fertig war, stand ich so hilflos da wie viele Jungautoren. Wohin mit dem Roman?

Ich habe einige sehr entmutigende Artikel gelesen und für mich war damals klar: Mein Buch bekomme ich bei keinem seriösen Verlag unter. Und viel Geld wollte ich dafür auch nicht ausgeben.

Meine Frau hatte mir vor einigen Jahren einen Buchbindekurs geschenkt und damit war die Entscheidung schnell getroffen – wir machen unser eigenes Buch. Sollten ja auch nur 2 Exemplare werden. Und dann kam die Eitelkeit dazu und ich kaufte eine Einzel-ISBN. Mit den Pflichtexemplaren wollte ich mich unsterblich machen.

Danach – so dachte ich damals – sei die Sache abgeschlossen. Doch dann bekamen die ersten Leute mit, dass ich das Buch geschrieben hatte und wollten es haben, es kaufen. Also füllten wir eine Gewerbeanmeldung aus und gründeten den Verlag. Die ersten hundert Bücher druckten wir mit dem eigenen Laserdrucker.

So hat es angefangen.

Mittlerweile lassen wir in einer deutschen Digitaldruckerei drucken. Aber meinen eigenen Romanzyklus binden wir nach wie vor komplett von Hand.

Klingt verrückt, oder?

 

 

 

Fantasyguide: Und worum geht es in deiner Serie? Wie viele Bände gibt es schon?

 

Torsten Low::

Der Stadtstaat Tasmana ist seit mehreren hundert Jahren von einem magischen Schutzschirm umgeben. Doch langsam wird das Volk unzufrieden, denn manche Waren unter dem Schirm werden knapp. Und so entschließt sich der Hunyad, der Herrscher Tasmanas, den Schirm zu öffnen und auf die Insel Daingistan zurückzukehren.

Unglücklicherweise spitzt sich gerade in der Zeit auch der Konflikt zwischen Licht und Dunkelheit zu. Anfangs versucht der Hunyad noch, die Stadt aus dem sich anbahnenden Krieg herauszuhalten, doch langsam er muss einsehen, dass er nicht neutral bleiben kann.

Also eigentlich eine klassische Fantasy-Geschichte, wie sie zu Hunderten existieren. Allerdings wird die Geschichte von bis zu zehn und mehr parallel laufenden Handlungssträngen durchzogen, die sich immer wieder kreuzen, sich vereinen oder wieder auseinanderlaufen.

Derzeit gibt es zwei Teile mit den Titeln „Tag“ und „Dämmerung“, der dritte Teil „Nacht“ soll noch in diesen Monat erscheinen – allerdings vorerst in einer Miniauflage. Der vierte Teil „Neuer Morgen“ ist geplant für 2011.

 

 

Fantasyguide: Die Anthologie „Lichtbringer“ wurde für den DPP nominiert. Aktuell kam „Metamorphosen“ der Geschichtenweber in deinem Verlag heraus. Wie kam es zu den Anthologien?

 

Torsten Low::

Ich bin seit Jahren im Forum www.verlorene-werke.de angemeldet. Und in diesem Forum kursierte dieses Konzept von dem verschollenen Schwert, das nie gefunden werden darf. Ich fand diese Idee toll, sie erinnerte mich ein wenig an die Suche nach dem heiligen Gral. Und irgendwann sprach ich die Forenbetreiberin einfach an. Sie war sofort Feuer und Flamme.

Wir stellten uns eine Jury zusammen – auf den Tübinger Tolkien-Tagen konnte ich Heide Solveig Göttner für uns gewinnen – und planten die Ausschreibung.

Ich muss zugeben, in den ersten Monaten der Ausschreibung war ich richtig frustriert. Wir hatten die Ausschreibung im September gestartet und sie sollte bis Ende Februar 2008 laufen. Im Dezember zwischen den Weihnachtsfeiertagen kam die erste Geschichte. Januar eine oder zwei. Mitte Februar noch mal zwei oder drei.

Ich sah das Projekt schon den Bach runtergehen.

Und dann kam der 28.Februar und mein Emailfach stand nicht mehr still. Es ging bis 23:59 und 17 Sekunden. Und dann war Ruhe und wir hatten über 40 Geschichten erhalten, teils von beachtlicher Qualität.

Der Rest ist schnell erzählt – wir wählten die besten Geschichten aus, korrigierten sie und machten ein Buch draus.

Bei Metamorphosen war es ein wenig anders. Nina Horvath kam auf mich zu und fragte mich, ob ich mir das Projekt mal anschauen würde. Sie machte auch alles richtig. Sie sagte mir zwei Wörter: Lovecraft und Cthulhu. Und damit hatte sie mich.

Ich liebe Lovecraft – und ich verschlinge alles über die Großen Alten, was ich in die Hände kriegen kann. Und hier bekam ich die Möglichkeit geboten, ein solches Buch zu machen. Ich ließ mir die Geschichten zuschicken und hatte mich nach kürzester Zeit entschieden.

 

 

 

Fantasyguide: Den IST-Zustand kennen wir jetzt. Was aber ist für die nähere Zukunft geplant?

 

Torsten Low::

Ganz einfach, die Zukunft wird super.

Mit „Nacht“ kommt noch in diesem Monat der dritte Teil von „Dunkel über Daingistan“ heraus. Mit „Im Zentrum der Spirale“ erscheint noch in diesem Jahr der erste Horrorroman in unserem Verlagsprogramm. Und auch für nächstes Jahr steht schon einiges fest. Die Weltenbaum-Ausschreibung hat uns sehr schöne Geschichten beschert und wird noch im 1. Quartal 2010 herauskommen. Und mit den „Geisterhaften Grotesken“ steht auch schon die nächste Anthologie vor der Tür.

Ansonsten habe ich im letzten Jahr schon so manches interessante Romanprojekte zugesandt bekommen.

 

 

Fantasyguide: Wie sieht der Verlag Torsten Low in fünf Jahren aus?

 

Torsten Low: :

Den Fokus möchte ich nach wie vor auf den unterschiedlichen Spielarten der Phantastik sowie auf historischen Romanen haben. Schon alleine, weil ich diese Genre selbst sehr gerne lese und auch weiß, wo ich die Leser dafür finde.

Natürlich wünsche ich mir ein kontinuierliches Wachstum. Denn irgendwann – das wäre mein größter Wunsch – möchte ich meinen Hauptjob an den Nagel hängen und meiner Berufung nachgehen. Das habe ich in den letzten Jahren festgestellt, der Verlag ist meine Berufung. Da sammle ich Kraft, da fühl ich mich wohl.

 

 

Fantasyguide: Auf den Cons brillierst du und deine Frau in der Buchherstellung. Erkläre doch den Online Lesern mal, was du da machst und wie du auf die Idee kamst, die Bücher selbst herzustellen.

 

Torsten Low: :

Nun, anfangs machten wir wirklich alles selbst.

Ich druckte die Bücher am heimischen Laserdrucker aus, meine Frau verleimte die losen Blätter zum Buchblock. Nach dem Beschneiden wird der Buchblock mit Lesezeichen und Kapitalbändchen versehen. Der Leinenumschlag wird ebenfalls bedruckt und der Toner danach fixiert. Danach wird der Umschlag mit festen Pappdeckel vorbereitet und zuletzt der Buchblock eingehangen.

Mittlerweile haben wir den Druck ausgelagert, aber der Rest ist immer noch reine Handarbeit.

Klingt jetzt ziemlich trocken – wer es genauer wissen möchte, sollte uns einfach mal anfragen, wo wir das nächste Mal auf einem Con mit einer Buchbindevorführung zu sehen sind.

Und dass wir zumindest meinen Zyklus fast komplett selber produzieren, liegt einfach daran, dass ich nie mit dem Erfolg gerechnet habe. Man darf das jetzt nicht falsch verstehen: Wir haben keinen neuen Bestseller geschaffen. Aber dafür, dass es ursprünglich mal 6 kostenlose Exemplare sein sollten, sind 120 Verkäufe beim 1. Teil doch schon ganz ansehnlich, oder?

 

 

Fantasyguide: Zum Schluss: Vielleicht willst du noch ein paar Worte an die Leser dort draußen richten.

 

Torsten Low: :

Eigentlich nur 3 Worte.

„Leute, lest mehr!“

 

Ich danke euch für das Gespräch.

 

Fantasyguide: Wir bedanken uns für das interessante Gespräch und wünschen dir für die Zukunft alles Gute.

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Erstellt: 22.10.2009, zuletzt aktualisiert: 14.03.2019 17:28, 9433