Metamorphosen herausgegeben von Sabrina Eberl, Nina Horvath und Manuel Bianchi
Auf den Spuren H. P. Lovecrafts
Rezension von Michael Schmidt
Rezension:
Geschichten über Menschen, die aus ihrem Alltag gerissen werden und sich einem Schicksal stellen müssen, das an Ekel und Bizarrerie ihre Vorstellungen übersteigt. Sie sind die Auserwählten, die Wiedergeburt einer Rasse, die sich anschickt, den Planeten ein weiteres Mal zu erobern.
Metamporphosen ist die zweite Anthologie aus dem Verlag Torsten Low. Lichtbringer erschien 2008 und wurde für den DPP nominiert. Desweiteren erscheint die Fantasysaga Dunkel über Daingistan aus der Feder Torsten Lows, deren vierter Band sich in Vorbereitung findet. Weitere Anthologien sind in Planung.
Herausgeber der Anthologie Metamorphosen sind die Geschichtenweber, die schon mit diversen Projekten Aufmerksamkeit erregen konnten. Zuletzt wurde die Gemeinschaftsarbeit mit Christoph Hardebusch für den DPP nominiert und erreichte einen beachtlichen 2. Platz.
Der vorliegende Band sieht sich in der Tradition von H. P. Lovecraft und ziert ein beachtliches Titelbild von Chris Schlicht.
Zu den Geschichten (die Reihenfolge der Geschichte weicht vom Klappentext ab):
<link 17757Christian Damerow – Der gute Gott
Der gute Gott ist eine intensiv erzählte Geschichte über Flucht und Rückkehr und einem Fluch. Ein flotter Auftakt der Anthologie, der Lust auf mehr macht.
Jan-Christoph Prüfer – Die Schokolade des Herrn Bost
Die Geschichte ist ein wenig vorhersehbar aufgebaut, brilliert dafür mit einer absurden Idee.
Carsten Steenbergen – Der Fluch des Zulu
Eine wenig innovative Geschichte über einen afrikanischen Fluch wie sie es zu Tausenden gibt. Gut geschrieben ist die Geschichte aber allemal.
Nina Horvath – Zombies für einen Tag
Eine obskure Idee unter dem Motto »Lovecraft meets Zombie«. Der Leser wird anfangs in Sicherheit gewiegt, dann erfolgt die Transformation und bringt den Knalleffekt. Diesen hätte man ein wenig deutlicher rausstellen können, ansonsten ist es eine heitere und sehr lesenswerte Geschichte.
Thomas Backus – Die versunkene Stadt
Eine gut lesbare Geschichte, deren Aufbau gerade in der ersten Hälfte sehr willkürlich erscheint. Inhaltlich eine doch eher konservative Mischung aus Lovecraft und Jules Verne. Hat trotzdem gefallen.
Sabrina Eberl – Die Ausstellung
Die übliche Mumien/Ägypten/Fluch Geschichte, die sich dazu zäh liest. Liebhaber solcher finden daran mit Sicherheit gefallen
Marco Bianchi – Der Kenotaph des Kagemni
Die Geschichte beginnt überraschend, plätschert aber dann in den Ägypten/Fluch-Standard über und bietet dann auch Kost für die Liebhaber dieser Mysterystories.
Chris Schlicht – Symbiose
Geschildert wird die Geschichte einer Transformation. Eine alte Leiche wird obduziert und befreit den gebannten Dämon. Leider endet die spannende Geschichte offen und lässt den Leser ein wenig ratlos zurück. Eine Fortsetzung dürfte irgendwann folgen
Samuel White – 3,5
Die Geschichte ist die erste, in der nicht der verlorene Protagonist im Mittelpunkt steht. Ein klassischer Kriminalfall, das Ermittlerpärchen ist auf der Suche nach Verschwundenen und trifft auf eine unheimliche Macht. Ein gelungener Krimi/Horror/Wissenschaftsmix, der leider auch offen endet und nach Fortsetzung schreit.
Markus Niebios – Die Anstalt
Eine modern und ironisch geschriebene Geschichte über Menschen, die als verrückt gelten aber in Wirklichkeit in einer anderen Wirklichkeit leben. Spannend, nur das einfallslose Ende trübt den Gesamteindruck.
Christian Stobbe – Portrait eines sterbenden Mannes
Das typische Motiv des verlorenen Journalisten, dem auf seiner Entdeckungsreise immer mehr der Boden der Realität weggezogen wird. Das Ende wirklich stark wenn auch zwangsläufig.
Sascha Erni – Der Journalist
Auch in dieser Geschichte ändert sich die Realität des Protagonisten, in Tagebuchform, aber modern geschrieben, ist die Geschichte unterhaltsam und spannend. Die Szene, als der Journalist mit der Priesterin den Ritus durchführt ist sehr plastisch.
Robin Haseler – Das Erbe
Eine altmodisch geschriebene Geschichte über ein Erbe, ein großes Herrenhaus und der stetige Verlust an Realität.
Timo Bader – Der Veränderte
Eine fesselnde Story über das Grauen im normalen Alltag mit einem sehr starken Schluss. Einzig der Aufhänger, Mann kontaktiert nach zwanzig Jahren seinen ehemals besten Freund, nachdem er seit seiner ersten Liebe keinen Kontakt mehr zu ihm hat, erscheint mir in dargestellter Form eher unwahrscheinlich und hätte etwas plausibler sein können.
Fazit:
Eine interessante Anthologie mit einer Mischung aus traditionellen Geschichten (»Das Erbe«, »Portrait eines sterbenden Mannes«) und modernen Interpretationen des Lovecraft Themas (»Der Veränderte«, »Die Anstalt«, »Der Journalist«, »Zombies für einen Tag«).
Die Geschichten sind recht unterschiedlich, so gefallen mir manche, andere nicht. Aber abseits von Geschmacksfragen sind alle Geschichten gut geschrieben und bilden eine an sich abwechslungsreiche Lektüre.
Doch eine wirklich herausragende Story ist aus meiner Sicht nicht dabei und der Untertitel »Auf den Spuren H. P. Lovecrafts« sorgt leider nicht für besondere »Aha-Effekte«.
Meine persönlichen Favoriten sind »Der Veränderte«, »Der Journalist«, »Der gute Gott« und »Zombies für einen Tag«.
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