Fantasyguide: »O.R.I.O.N.« präsentiert sich als Teamarbeit und doch steuerst Du nicht nur gleich zwei Geschichten bei, die folgenden Bände stammen auch aus Deiner Feder. Wie sieht eure Teamarbeit aus?
Guido Krain: Dass ich am Anfang einen so großen Teil beisteuere, hängt einfach mit der Art zusammen, wie das Projekt entstanden ist. Alisha hatte ja die Idee zu dieser Serie und mich mit zwei anderen Autoren für die Umsetzung ins Boot geholt. Da sich meine damaligen Mitstreiter nicht beteiligten, entwickelte ich im Alleingang die Hintergrundwelt und die »Stammcrew« der Eos. Irgendwann war ich so fest mit dem Projekt verbunden, dass Alisha mich zum Mitherausgeber gemacht hat. Dann suchten wir uns neue Mitschreiber und konnten zu meiner Freude Norma und Martin zur Mitarbeit bewegen. Die beiden erwiesen sich als Glücksgriff und haben sich in Rekordzeit eingearbeitet.
Wir legen in der Zusammenarbeit großen Wert darauf, dass jeder Autor möglichst große Freiheit beim Plotten und Schreiben hat. Es gibt einen großen Plotbogen in dessen Rahmen wir uns alle bewegen, aber innerhalb dieses Rahmens kann sich jeder Autor austoben. Dass wir alle drei in jeder Beziehung so unterschiedlich sind, wird die Romane sicherlich sehr abwechslungsreich machen.
Fantasyguide: Wer wird noch an »O.R.I.O.N.« mitschreiben?
Guido Krain: Nach aller Voraussicht nur Martin Barkawitz, Norma Feye und meine Wenigkeit.
Fantasyguide: Deine Mitherausgeberin Alisha Bionda wird Dich doch sicher oft zur Redaktionsgesprächen zu sich auf die Balearen einladen? Oder scheust Du die weiten Wege? Wie organisiert ihr eure Zusammenarbeit? Wer macht was?
Guido Krain: Alisha schickt mir leider viel zu selten ihren Privatjet vorbei ;o). Nein, bei dem räumlichen Abstand muss die Zusammenarbeit natürlich primär via Internet und Telefon funktionieren.
Wir haben unsere Aufgabenbereiche strikt getrennt. Während ich mich um alle inhaltlichen Fragen, den Plot, Kommunikation mit den Autoren und die Storylines kümmere, übernimmt Alisha die unangenehmen Seiten des Herausgeberinnendaseins. Verhandlungen, Organisation, PR und den ganzen Rattenschwanz der sonst noch an einer solchen Serie hängt.
Fantasyguide: Gestalterisch hebt sich »Funken der Unendlichkeit« von anderen aktuellen SF-Werken ab. Wer zeichnet dafür verantwortlich und wie kam es zur Zusammenarbeit mit Shikomo?
Guido Krain: Freut mich, wenn unsere Serie auffällt. Wer dafür verantwortlich ist, kann ich nur schwer beantworten. Das Grundlayout aber auch die Grafiken wurden in sehr enger Zusammenarbeit erstellt – gerade Alisha ist ja eine Perfektionistin, wenn es um Gestaltung geht. Einen Beitrag leistet bestimmt auch die Verlagsdoktrin, nach der Bücher grundsätzlich als edle Hardcover mit Innenillustrationen gedruckt werden.
Shikomo haben wir ins Boot geholt, weil wir seinen Stil sehr passend für die Serie finden.
Fantasyguide: Wird Shikomo auch die weiteren Bände gestalten?
Guido Krain: Auf jeden Fall. Dass die Serie auch optisch eine Kontinuität hat ist uns sehr wichtig und einer der Gründe, warum wir mit einem Grafiker arbeiten wollten, mit dem wir schon Erfahrungen gesammelt haben.
Fantasyguide: Ihr stellt jede Menge Figuren in den vier Geschichten vor. Gab es für sie Exposés oder konnte sich jeder seine eigenen Besatzungsmitglieder ausdenken?
Guido Krain: Die Stammcrew habe ich im Rahmen der Vorlaufphase entwickelt. Diese Charaktere sind aber natürlich nicht statisch, sondern werden von uns allen gemeinsam in enger Absprache weitergeführt. Ich hoffe, dass meine Mitstreiter sie mittlerweile ebenfalls als ihre Figuren empfinden.
Über diese Stammcharaktere hinaus hat jeder von uns die Möglichkeit, eigene Charaktere einzubringen, die auch nur von ihm oder ihr geschrieben werden.
Fantasyguide: Die Mischung ist sehr wild. Es gibt Cyborgs, Klone, Umweltangepasste, Krieger, Killer und Genies. Der Captain ist ein Prinz Charming – man könnte denken, das passt alles gar nicht in eine Crew. Wolltet ihr nur Potential anhäufen oder gibt es tatsächlich einen großen Plan hinter dieser Zusammenstellung?
Guido Krain: Ich habe das Kompliment an Kapitän Callahan weitergegeben – er fühlt sich geschmeichelt. ;o)
Ich denke, die Frage sollte eher lauten »Wie sieht eine menschliche Raumschiffbesatzung des 31. Jahrhunderts aus?« Nach über einem halben Jahrtausend interstellarer Raumfahrt und über einem Jahrtausend technischem Fortschritt ist es sehr naheliegend, dass die Menschheit wesentlich bunter als heute ist. Es wird selbstverständlich sein, auf Menschen mit künstlichen Körperteilen oder genetischen Anpassungen an fremde Lebensräume zu treffen. Selbstverständlich erfolgte die Zusammenstellung auch nicht willkürlich. Jedes Mitglied der Stammcrew hat eine Funktion, ohne die ein so großes Schiff nicht auskäme und eine etwas anders gelagerte Beziehung zum Kapitän. Alle zusammen machen den Geist der Serie aus. Ihre körperlichen Eigenheiten sind dabei Nebensache.
Die »Nebencharaktere«, die nur von einem Autor geschrieben werden, haben eher subalterne Aufgabenbereiche im Schiff. Aber natürlich werden gerade diese Charaktere eine wichtige Rolle in unseren jeweiligen Romanen spielen.
Also kurz gesagt: Ja, jeder hat eine Funktion.
Fantasyguide: Überhaupt Pläne – wird O.R.I.O.N. Staffeln mit einem übergreifenden Storybogen aufweisen oder eher aus einzelnen Abenteuern bestehen?
Guido Krain: Sowohl als auch. Alle Romane sind in einen großen und mehrere kleine Storybögen eingebunden. Jeder Roman stellt aber zugleich eine Episode dar, die teilweise in sich abgeschlossen ist.
Fantasyguide: Benutzt ihr zur Sammlung der Daten und Fakten nur eure Köpfe oder habt ihr eigene KIs wie Lynx?
Guido Krain: So etwas wäre schon praktisch, wenngleich es nach Lorns Aussage sehr lästig werden kann. Wir benutzen eine Art »O.R.I.O.N.«-Bibel, in der Storylines, Charaktere sowie Hintergrundfakten aller Art zusammengeführt werden.
Fantasyguide: Obwohl ihr mit der Eos bereits ein Raumschiff im Einsatz habt, deutet alles auch auf Beiboot-Abenteuer hin. Was habt ihr da schon vorbereitet?
Guido Krain: Natürlich werden die Beiboote immer wieder mal eine große Rolle spielen – schon weil Martin seine persönlichen Charaktere zu Kommandanten eines Beiboots gemacht hat. Auch in meinen ersten Romanen wird ein Beiboot eine größere Rolle einnehmen. Es wird aber wohl keine Romane geben, die nur an Bord eines Beiboots spielen.