Interview: Lothar Bauer
 
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Interview: Lothar Bauer

Redakteur: Ralf Steinberg


Obwohl er sich erst vor wenigen Jahren der Covergestaltung zuwendete, sind die Werke von Lothar Bauer inzwischen in der deutschsprachigen Phantastik-Szene überall zu finden. Grund genug, den Meister hier zu Wort kommen zu lassen.

 

 

Fantasyguide: Was zeichnet für Dich ein gutes Cover aus und was speziell sollte es haben, um ein SF-Buch zu schmücken?

 

Lothar Bauer: Kann und muss ich das beurteilen?

Jeder hat da natürlich seine eigenen Vorstellungen.

 

Viele Künstler bauen ja auf einen gewissen Wiedererkennungswert ihrer Werke

Ich finde dabei besteht aber auch die Möglichkeit das die Bilder zu »eintönig« werden können

oder sich zumindest zu sehr ähneln.

Möglich das gerade das manchen oder vielen Betrachtern gefällt.

Mir nicht unbedingt.

 

Bei einem Bild zählt der erste Eindruck und der muss schon mal stimmen.

Das futuristische sollte nicht zu nahe an unsere Gegenwart angelehnt sein.


Fantasyguide: Immer wieder verbindest Du Landschaften und Technik, um eine futuristische Stimmung zu erzielen. Lässt Du Dich von den Texten inspirieren? Liest Du sie immer?

 

Lothar Bauer: Ich lese die Texte zuerst nur quer. Und mir springt dann schon eine Textpassage ins Auge, oder auch mehrere.

Ich entscheide mich für eine und los geht's.

Geht zwar nicht immer so schnell wie es sich jetzt hier liest.

Und braucht auch mal mehrere Anläufe.

 

Ich finde man muß sich von den Texten inspirieren lassen. Das Bild muss zum Inhalt des Buches passen. Oder deren Idee oder Botschaft rüberbringen.

Es kann sich auf eine Szene beziehen oder aber auch auf einen Teil des Inhalts.


Fantasyguide: Wonach suchst Du das Motiv für ein Cover aus?

 

Lothar Bauer: Ich orientiere mich immer am Text.

Und meist entsteht beim Lesen im Buch schon etwas Entsprechendes in meinem Kopf.

Das ich dann stichwortartig festhalte und loslege.

Es wird einiges ausprobiert und auch verworfen.

Und irgend wann ist das Bild fertig.

 

 

Fantasyguide: Was machst du, wenn Dir der Text gar nicht gefällt und Dir partout nichts einfallen will?

 

Lothar Bauer: Dann sitze ich das aus und schiebe es so lange auf wie möglich.

Der Zeitdruck ermöglicht mir dann immer irgend wie einen Innovationsschub.

Und plötzlich klappt es.

Naja, kann aber manchmal auch sehr anstrengend sein ;-)


Fantasyguide: Was hältst Du von den Standard-Covern, etwa Raumschiff vor Planet oder Kapuzenträger mit Degen?

 

Lothar Bauer: Nicht so viel.

Immer das selbe kann langweilig werden.

Man sollte dabei aber auch bedenken das das manchmal vom Auftraggeber so gewünscht wurde.

Wäre aber auf Dauer nicht meine Art.

 

Ich habe das Glück das ich bei der Motivwahl sehr viele Freiheiten habe.

Und Standard liegt mir allgemein nicht so.

Ich entferne mich gerne von der Masse.


Fantasyguide: Wie würdest Du das Verhältnis von Kunst und Handwerk in Deinen Arbeiten beschreiben?

 

Lothar Bauer: Schwierig zu beantworten.

Sowohl bei der digitalen als auch der analogen Malerei kommt sicher eine gewisse Routine bei gewissen Arbeitsschritten auf.

Das mag Handwerk sein.

Das Ergebnis kann aber trotzdem einen künstlerischen Wert aufweisen

 

Kunst ist so ne Sache. Sie liegt im Auge des Betrachters.

Meine Kunst besteht vielleicht darin das meine Bilder manchmal schon sehr unterschiedlich sind.


Fantasyguide: Vom Digitalen zur analogen Malerei – als Künstler ist man wohl ständig am Suchen nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Oder muss man diese Suche einschränken, wenn man von seinen Bildern leben möchte?

 

Lothar Bauer: Kann ich eigentlich nicht beantworten da ich nicht von meinen Bildern lebe.

Oder leben muss.

 

Wäre mein Hobby mein Beruf müsste ich sicherlich schon umdenken und

verschiedenes einschränken.

Wie weit ich dann gehen würde?

 

Ich werde mit Sicherheit immer wieder was Neues ausprobieren. Aber auch gerne auf altbewährtes zurück greifen.

Ich bin da sehr unkonventionell.


Fantasyguide: Was benutzt Du an Software und Werkzeugen für Deine Bilder, womit arbeitest Du im Moment am liebsten?

 

Lothar Bauer: Photoshop ist immer im Spiel mal mehr mal weniger.

Ansonsten jede Menge andere Programme.

Da wären Bryce (ein Landschaftsgenerator) und Poser (Figurenerstellung)

Daneben einige Grafiktools die zum Teil auch kostenlos erhältlich sind.

 

Das Grafiktablett kommt auch ab und zu zum Einsatz.

Und mittlerweile verwende ich analoge Bilder oder Teile davon.

 

Ein Tutorial wie ich meine Bilder erstelle könnte ich nicht machen, weil ich jedes mal anders ran gehe.


Fantasyguide: Von ComiczeichnerInnen ist oft zu lesen, dass sie einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen über Verkäufe von Originalen erzielen. Kannst Du Dich von Deinen analogen Werken trennen?

 

Lothar Bauer: Analoge Werke habe ich noch keine verkauft.

Da ich ja erst knapp zwei Jahre zeichne oder male.

Und das meist nicht im phantastischen Bereich.

 

Es käme sicher auch auf den Preis an.

Wobei ich mir natürlich bewusst bin das man bei der Preisgestaltung sicher auf dem Teppich bleiben muss.

 

Und von einigen Bildern würde ich mich wohl nie trennen.


Fantasyguide: Viele Cover verändern ihre Wirkung, wenn Logos und Schriftzüge hinzugefügt werden. Warst Du schon einmal richtig entsetzt über das Endprodukt? Wieweit reicht Deine Mitwirkung?

 

Lothar Bauer: Beim Logo und der Schriftsetzung halte ich mich raus.

Das ist nicht mein Metier.

So richtig entsetzt war ich aber eigentlich noch nie.

 

Würde es mal der Fall sein dann sag ich halt meine Meinung.

 

 

Fantasyguide: Was machst Du lieber: Cover oder Illustration?

 

Lothar Bauer: Ich sag mal Cover.

Wobei ich im zeichnerischen Bereich zu Illus tendiere.

Einen Grund jetzt zu nennen ist mir unmöglich.


Fantasyguide: Gibt es Werke, die Du gerne bebildern würdest?

 

Lothar Bauer: Zum Beispiel ein neues Buch von China Miéville aus dem Bas-Lag Universum.

Diese Welt hat mich unwahrscheinlich beeindruckt.

 

Oder ein Cover für eine Perry Rhodan Publikation.

Die Perry Rhodan Serie ist es ja eigentlich schuld das ich in mein grafisches Hobby wie es heute existiert hin hineingerutscht bin.

 

 

Fantasyguide: Verlage und AutorInnen sind oft gut miteinander vernetzt. Wie sieht das bei den ZeichnerInnen aus? Hast Du Kontakte zu anderen CoverkünstlerInnen oder IllustratorInnen?

 

Lothar Bauer: Eher sporadische und lockere Kontakte.

Mal mehr mal weniger.

Meist über Facebook. dort bin ich hauptsächlich der vielen Bekannten aus dem literarischen Bereich wegen.


Fantasyguide: Nicht jeder mag Innenillustrationen, dennoch schmücken sie immer wieder Anthologien. Wie siehst Du die Möglichkeiten für junge ZeichnerInnen, ihre Arbeiten zu veröffentlichen? Was muss man tun, um wahrgenommen zu werden?

 

Lothar Bauer: Seine Werke zeigen. Viele Bilder machen und zeigen.

Konsequent sein und stetig arbeiten.

Ich zeichne mittlerweile jeden Tag und wenn es nur zehn Minuten sind.

 

Einfach die Bilder oder Illus irgend wo anbieten.

Mehr als gar keine Antwort kann man ja nicht bekommen.

Kann natürlich auch frustrierend wirken.

 

Und ein wenig Glück gehört sicher auch dazu.

Man muss zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein und die richtigen Leute treffen.

 

 

Fantasyguide: Dir gelangen bereits Nominierungen zum KLP, Deine Arbeiten haben also schon eine gewisse Beachtung erhalten. Gibt es weiteres Feedback, was macht der Lothar-Bauer-Fanclub?

 

Lothar Bauer: Feedback gibt es schon.

Mal mehr mal weniger.

Das meiste Feedback erhalte ich bei Facebook.

Dort zeige ich auch viele meiner Bilder.

 

Von einem Fanclub weiß ich nichts ;-)

Er kann sich aber gerne bei mir melden.

 

Anfragen ob schon fertige Bilder für »Fanprojekte« verwendet werden dürfen, erhalte ich schon mal.

Und da sag ich eigentlich immer zu.

 

Zum Glück verfüge ich über ein großes Repertoire an fertigen Grafiken.


Fantasyguide: Als Mitglied des SFCD bist Du aktiv in der deutschen Phantastik-Szene unterwegs. Wie schätzt Du sie ein. Stirbt sie tatsächlich aus?

 

Lothar Bauer: Aktiv bin ich eigentlich nur im Internet unterwegs.

 

Eine Überalterung der Szene ist schon zu erkennen.

Aber das findet man auch in anderen Bereichen des Vereinslebens in Deutschland.

 

Ich hoffe nicht das sie ausstirbt und glaube auch nicht daran

Ein Paar unentwegte werden bis zu Letzt die Fahnen hochhalten.

 

Ob neue Entwicklungen neue Fans anlocken werden?

Das Internet ist zu schnelllebig und erschlägt uns mit seiner Informationsflut.

Gut oder schlecht das ist hier die Frage …


Fantasyguide: Du warst Chefredakteur von TERRACOM, dem eFanzine der PROC-Community, wie war die Arbeit dort? Hast Du überhaupt noch Freizeit?

 

Lothar Bauer: Interessant und sehr zeitintensiv.

Aber dadurch habe ich viele Kontakte geknüpft.

Und schon ein wenig Aufmerksamkeit errungen.

 

Klar habe ich noch Freizeit. Wobei jeder Freizeit sicher anders sieht.

Nichts machen kann ich nicht. Na ja, ab und zu mal entspannen aber nur kurz.

 

Wir haben auch noch ein altes Haus mit großem Garten das auch meine Aufmerksamkeit erfordert.

Aber irgend wie schaffe ich es alles unter einen Hut zu bekommen.

Ich lese ja auch noch so am die 80 Bücher im Jahr.


Fantasyguide: Welche Projekte stehen gerade auf Deiner Agenda?

 

Lothar Bauer: Zuerst einmal der Dortcon 2015.

Bei dem ich ja grafischer Ehrengast bin.

Dafür sind noch etliche Vorbereitungen zu treffen.

Und möglicherweise gibt es beim Dortcon nächstes Jahr noch zusätzlich ein kleines Gimmick ;-)

Mehr als das es was mit Bildern zu tun hat wird hier aber nicht verraten.

 

Nach Die Stille nach dem Ton ( die preisgekrönten SF-Kurzgeschichten des SFCD-Literaturpreises 1985–1998 und des Deutschen Science-Fiction-Preises 1999–2012 ) wird Michael Haitel von p.machinery zusammen mit Ralf Boldt vom SFCD auch die Siegerromane des DSFP ( Deutscher Science Fiction Preis ) herausbringen.

Erschienen ist in dieser Reihe als erstes GO – die Öko-Diktatur von Dirk C. Fleck.

Folgen werden Die Kälte des Weltraums (1985) und Zentrum der Milchstraße (1991) von Herbert W. Franke.

Für diese Reihe werde ich alle Titelbilder machen.

Und hoffe das auch jeder Autor seine Zustimmung geben wird.

 

Das Format wird das selbe wie bei AndroSF20 sein.

Ungewöhnlich und auffallend.

Und meine Cover hoffentlich auch.

 

Manchen dürfte bekannt sein das ich alte Orte, Gebäude meiner Heimat gerne schweizerisch festhalte.

Als Vorlagen benutze ich da Abbildungen und Fotos aus alten Bücher und Magazinen.

In dieser Richtung habe ich auch einige Ideen die aber noch warten müssen.

Auch weil ich zeichnerisch noch nicht so weit bin.

Aber Eile mit Weile

 

 

Fantasyguide: Vielen Dank für das Interview!

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Weitere Infos:

Homepage von Lothar Bauer

 

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Erstellt: 31.05.2014, zuletzt aktualisiert: 11.07.2024 19:06, 13562