Spoilerwarnung: Obwohl The Northman jetzt (2022-05-15) noch im Kino läuft, richte ich in meinem Text eher an Leser, die den Film schon gesehen haben. Es geht mir mehr um eine Einordnung als um eine Wertung. Ich werde Dinge nicht bis ins letzte Detail erklären, aber auch keine besondere Rücksicht auf Spoiler nehmen.
König Aurvandil (Ethan Hawke) kehrt mit reicher Beute heim. Sohn Amleth (Oscar Novak) stürzt zu seiner Mutter Königin Gudrún (Nicole Kidman), um ihr die Neuigkeit mitzuteilen. Empört, ob seines Eindringens ohrfeigt sie ihn beinahe, dann besinnt sie sich eines besseren. Während Vater und Sohn sich lieben, ist die Beziehung der Mutter zu ihnen distanziert. Da Aurvandil schwer verletzt ist und seiner Wunde möglicherweise erliegen wird, geht er mit seinem Sohn zu Heimir (Willem Dafoe), der ihn durch ein groteskes Ritual in die Welt der Erwachsenen einführt. Dabei wird Amleth der Schwur abgenommen, das Blut der Familie zu schützen. Auf dem Heimweg wird Aurvandil von seinem Bruder Fjölnir (Claes Bang) ermordet. Amleth muss fliehen. »Ich werde dich rächen, Vater. Ich werde dich retten, Mutter. Ich werde dich töten, Fjölnir.«, sagt er dabei immer wieder zu sich selbst. Jahre später überfällt Amleth (Alexander Skarsgård) als Berserker mit einem Wikingerzug ein Dorf im Land der Rus. Beiläufig hört er, dass die Sklaven für Fjölnir nach Island gebracht werden, weil er vertrieben wurde. Amleth beschließt, sich unter diese Sklaven zu schmuggeln, und mit ihnen nach Island zu fahren. Bei den Sklaven ist die Hexe Olga vom Birkenwald (Anya Taylor-Joy), die seine List durchschaut. Sie beschließen, einander zu helfen.
The Northman von Robert Eggers ist nicht ganz leicht einzuschätzen: Ist es ein Rache-Thriller? Ein historisches Sittengemälde? Ein Abenteuerfilm? Eggers bedient sich aller Elemente.
Was will der Film? The Northman als historisches Epos
Fangen wir mit dem Historischen an. Eggers selbst sagte in einem InterviewFrank Arnold von epd-film, dass er die Denkweise der Zeit erkunden und vorurteilsfrei dem Publikum präsentieren wolle, es daher das Übernatürliche neben dem Realistischen gäbe. An den im Film auftauchenden übernatürlichen Elementen darf man sich also nicht stören – so erleben es die Figuren. Zudem gehören die Elemente zur todorovschen Phantastik, d.h. der Zuschauer kann sich nicht sicher sein, ob da wirklich etwas Übernatürliches passiert, oder ob die Figur es nur so wahrnimmt.
Im Detail wird vieles richtig gemacht – Amleth trägt etwa eine arabische Münze als Talisman, es wird Knattleikr gespielt und das Pferd nimmt im Freyr-Kult eine besondere Stellung ein. Manches wird auch falsch gemacht: Die Schiffe entsprechen eher dem Typus der Knörr als dem des Langschiffs, und woher haben die Wikinger eigentlich die Ruderboote, mit denen sie die Rus angreifen? (Außerdem ist es eher unwahrscheinlich, dass sie mit Ruderbooten angriffen oder Fluss aufwärts ruderten – vgl. Rudolf Simek, Die Schiffe der Wikinger, S. 52.) Auch die Darstellung Island ist zumindest irreführend: Es ist etwa 910 u. Z., als Amleth auf Island landet – da war etwa ein Viertel der Insel mit Wald bedeckt. Erst die Siedler haben viele Gebiete unwirtlich gemacht (Jesse Byock, Viking Age Iceland, S. 56). Aber das sind Kleinigkeiten, die kaum auffallen und auch nicht wichtig für den Film sind, denn es geht um die Denkweise.
Hier zeigt der Film große Stärken: Die Berserker und der Odinskult werden mit Schwerttanz und Schamanismus in Verbindung gebracht, wie es in der Forschung diskutiert wird (u.a. Klaus Böldl, Andreas Vollmer, Julia Zernack (Hg.), Isländersagas. Texte und Kontexte). Hier finden sich aber auch grundlegende Schwächen. Ein Beispiel: In der Saga von Egill Skalla-Grimsson ist der Antiheld Egill mit einer Bande von Wikingern unterwegs, um einen Bauernhof zu überfallen. Die Wikinger geraten aber in eine Falle und werden gefangen, um später als Sklaven verkauft zu werden. Es gelingt ihnen, sich zu befreien und mit einer Truhe voller Schätze heimlich zu flüchten. Auf halben Wege besinnt sich Egill: »Diese Fahrt ist ganz schlecht und unehrenhaft; wir haben dem Bauern seinen Besitz gestohlen, ohne dass er etwas davon weiß. Eine solche Schande soll niemals auf uns liegen; wir gehen jetzt zurück zum Hof und lassen sie wissen, was geschehen ist.« Er geht zurück, zündet das Haus an und erschlägt alle, die heraus fliehen (vgl. Klaus Böldl, Andreas Vollmer, Julia Zernack (Hg.), Isländersagas 1, S. 151-155). Die Moral von der Geschicht’: Rauben, Morden, Brandschatzen ist fair, Heimlichkeit aber ist es nicht.
Zurück zum Film: Über den größten Teil der Handlung hinweg täuscht Amleth vor, ein Sklave zu sein. Statt im Kampf erschlägt er seine schlafenden oder berauschten Feinde. Er mordet im Dunkeln. Amleth wäre keine positive Heldenfigur – oder? Der Film beruht auf der Geschichte des Amleth (87-97) in der Gesta Danorum des Saxo Grammaticus. Dort heiratet Horwendill, der Statthalter Jütlands, Gerutha, die Tochter des dänischen Königs, und wird von seinem neidischen Bruder Fengo ermordet. Der rechtfertigt die Tat damit, dass er die friedfertige Gerutha vor der Grausamkeit seines Bruders habe schützen müssen. Dann heiratet Fengo Gerutha – Saxo merkt an: „[So fügte er] Blutschande zum argen Mord.“ Amleth, der Sohn Horwendills gibt vor, irrsinnig zu sein, damit er nicht als Erbe zur Bedrohung wird. Es folgen einige Episoden, in denen Amleth seine Rachevorbereitungen als sinnlosen Irrsinn tarnt. Zuletzt fügen sich die bizarren Einzeltaten zu einem komplexen Plan zusammen, mit dessen Hilfe Amleth Fengo töten kann. Danach wird er ein mächtiger König, bis ihn ein Rivale tötet. Diese Episode Saxos diente direkt oder indirekt Shakespeare als Vorlage für den Hamlet. Saxos Amleth gibt vor, Irrsinnig zu sein, Eggers’ Amleth gibt vor, ein Sklave zu sein. Scheint gleich zu sein. Doch Saxos Amleth lügt nicht: Er zerlegt seinen Plan bloß so geschickt in Einzelteile, dass sie für sich genommen nutzlos scheinen. Er setzt seinen Taten ein bizarres Detail hinzu und hebt das hervor – den Mitmenschen erscheint es erfunden oder blödsinnig. So kann Amleth seine Vorbereitungen treffen und stets die Wahrheit sagen, ohne behelligt zu werden. Eggers’ Amleth dagegen lügt schamlos. Inwiefern diese Art von Täuschung aus Sicht der Nordmänner zu rechtfertigen war, thematisiert der Film eben nicht.
Aber mehr noch stellt sich die Frage, inwieweit Saxos Geschichte die historischen Vorgänge wiedergibt. Immerhin – wenn die Geschichte halbwegs stimmt, dann war Gerutha die Tochter von Rörik von Dorestad (ca. 820 – 880 n. Chr.) – befasst Saxo sich mit Ereignissen, die zu seinen Lebzeiten etwa dreihundert Jahre alt waren und wohl nur mündlich tradiert wurden. Mehr noch: Konnte und wollte der im späten 12. und frühen 13. Jh. schreibende Christ Saxo die Denkweise der Heiden des 9. und frühen 10. Jh. wiedergeben? Es ist verlockend, die Sagas, Edda, Chroniken und andere Zeugnisse des Mittelalters über die Wikinger für bare Münze zu nehmen, doch beinahe immer sind des Christen, die über eine Jahrzehnte oder Jahrhunderte zurückliegende Zeit berichten. Wir kennen die Denkweise der Nordmänner in der Wikingerzeit nicht. Wir kennen nur verschiedene (Re-)Konstruktionen. Eggers’ Film bietet nun genau das: Eine Konstruktion dieser Denkweise. Sie ist möglich, aber eben nur eine mögliche Konstruktion von verschiedenen möglichen Konstruktionen. Er bringt uns nicht die Denkweise der Wikinger näher, sondern nur seine Vorstellung der von jener Denkweise. Insgesamt ist The Northman diesbezüglich nicht akkurater als Der 13te Krieger (USA 1999, R: John McTiernan, Michael Crichton). Auch der gibt die Vorstellung von der Denkweise der Wikingern aus Ibn Fadlans Reisebericht (Paul Lunde, Caroline Stone (Hg.), Ibn Fadlān and the Land of Darkness) wieder.
Kurzum: Auch wenn The Northman historisch weitgehend stimmig aussieht, sagt er nichts über die Denkweise jener Zeit aus. Dazu müsste er die Indizien eben als Indizien zeigen – Eggers stellt sie als Fakten hin, und damit kann der Film nichts über die Wikinger aussagen.
Wir ordnen Filme, die im Mittelalter spielen, gewohnheitsmäßig dem Abenteuerfilm zu: Robin Hood (z. B. Robin Hood – König der Diebe, USA 1991, R: Kevin Reynolds), König Arthus (z.B. Der 1. Ritter, USA 1995, R: Jerry Zucker) oder Templer (z. B. Der letzte Tempelritter, USA 2011, R: Dominic Sena). Das ist aber nicht zwangsläufig korrekt: The Green Knight (USA/IR 2021, R: David Lowery) hat mit Sicherheit keinen Abenteuerplot, sondern den einer Queste. Abenteuer und Queste – die beiden Plots sind sich sehr ähnlich.
Nach Ronald B. Tobias20 Master Plots and how to build them sind für den Abenteuerplot exotische Schauplätze, gerne mit gefährlichen Reisen verbunden, jede Menge physischer Gefahren und physische Lösungen (sprich: Action) konstituierend. Schlicht motivierte Figuren (Überleben, Reichtum, Abenteuerlust), die sich kaum entwickeln passen gut dazu. Gerne wird auch ein gehöriger Schuss Humor genommen, der sich ab besten über sympathische Protagonisten transportieren lässt. All das trifft The Northman kaum: Die Schauplätze sind zwar ob der Zeitverschiebung fremd, aber weder bunt noch fröhlich. Reisen spielen eigentlich keine Rolle. Kurz vor dem Showdown ist es sogar etwas irritierend, dass man plötzlich am letzten Schauplatz ist. Es gibt physische Gefahren und meistenteils werden die physisch gelöst, doch die Kämpfe sind selten gleichberechtigt oder spannend: Zumeist werden unterlegene Feinde abgeschlachtet, andere gar off screen ermordet. Die größte Herausforderung wird dagegen dem Durchhaltewillen gestellt. Dafür gibt es einiges an Entwicklung, auch wenn sie für den modernen Betrachter desillusionierend ist. Zuletzt sucht man Humor und sympathische Figuren vergebens im Film: Die Figuren gehören in die Zeit, und die war nicht sympathisch. Die Wikinger finden es lustig, en passant fremde Bauern mit Pfeil und Bogen zu töten.
Kurzum: Es gibt zwar viele Gemeinsamkeiten zwischen The Northman und typischen Abenteuerfilmen, doch die Differenzen scheinen mir zu groß, um ihn hinzuzurechnen.
Was will der Film? The Northman als Rachegeschichte
Es bleibt die Rachegeschichte. Und eine Rachegeschichte ist es fraglos: »Ich werde dich rächen, Vater.« Auch wenn der Western (z. B. Der Siebente ist dran, USA 1956, R: Budd Boetticher, Hängt ihn höher, USA 1968, R: Ted Post oder Spiel mir das Lied vom Tod, IT/USA 1968, R: Sergio Leone) und der Thriller (z.B. Die Braut trug schwarz, FR/IT 1968, R: François Truffaut, Kill Bill – Volume 1, USA 2003, R: Quentin Tarantino oder John Wick, USA 2014, R: Chad Stahelski) besonders viele Rachegeschichten erzählen, ist sie offen für die meisten Genres: Agentenfilme (James Bond 007 – Lizenz zum Töten, GB 1989, R: John Glen), Fantasy (Conan der Barbar, USA 1982, R: John Milius). Science Fiction (Mad Max, AU 1979, R: George Miller), natürlich auch Horror (The Crow – Die Krähe, USA 1994, R: Alex Proyas) und sogar dem klassische Abenteuerfilm (Moby Dick, USA 1956, R: John Huston).
Viel gemeinsam haben die Geschichten nicht. Dennoch sind es alles echte Rachegeschichten: Dem Protagonisten wird ein Leid getan (zumeist wird eine geliebte Person ermordet oder es wird versucht, den Protagonisten zu töten), dann sehen wir dem Protagonisten dabei zu, wie er es den Tätern heimzahlt (in der Regel tötet er sie). Mehr gehört nicht zu einer Rachegeschichte. Es gibt aber einen noch etwas engeren Kreis: Der Rape-and-Revange-Film. 1. Eine Frau wird vergewaltigt (und in älteren Filmen auch getötet), 2. die Tat wird realisiert bzw. verarbeitet, 3. der Vater/Bruder/Geliebter oder (falls die Frau überlebte:) sie selbst nimmt an den Tätern Rache. Begründet wurde dieses Handlungsmuster von Ingmar BergmansJungfrauenquelle (SE 1960). Trotz des mittlerweile schlechten Leumunds wegen der oft sexistisch inszenierten Opferrolle der Frau finden sich darunter Feuilleton-feste Dramen wie Robert M. YoungsExtremities (USA 1986). The Northman lässt sich formal leicht in diese illustre Reihe einordnen, man kann ihn sogar zu den Rape-and-Revange-Filmen zählen – »Ich werde dich retten, Mutter.« – immerhin verschleppt der Mörder seines Vaters auch seine Mutter.
Dennoch scheue ich die Zuordnung zum Rachefilm, denn es gibt zwei wichtige Merkmale, die viele Rachegeschichten auszeichnen: Entweder muss der Zuschauer mit dem Rächer sympathisieren. Nach dem grauenhaften Leid, das geschah, sehen wir der Rache zu und sind bei jedem weiteren Täter, der zur Strecke gebracht wird, ein bisschen mehr erleichtert. Wir sind ganz bei Conan, wenn er Thorgrim beim Streben zusieht, wir haben kein Mitleid mit Fun Boy, wenn The Crow ihm eine Heroin-Spritze nach der anderen injiziert. Und wenn Mundharmonika endlich dem keuchend sterbenden Frank die Mundharmonika in den Mund drückt, fühlen wir Genugtuung. Oder der Film muss die Sinnlosigkeit der Rache thematisieren. Was bringt die Rache, fragen wir uns, wenn die Pequod mit Mann und Maus untergeht? Ist Ahab glücklich? Wäre Marshal Jed Cooper nicht glücklicher, wenn er mit Rachel ginge, statt die Täter weiter zu jagen?
The Northman will beides. Amleth wird prophezeit, dass er sich zwischen der Liebe zu seiner Familie und dem Hass auf seinen Onkel entscheiden müsse. In einer Schlüsselszene wird diese Frage ganz konkret gestellt: Will der bei der Frau bleiben, die er liebt – oder seinen Onkel töten? Er befindet, dass er mit dem Töten des Onkels sich für beides entscheidet: Seine Familie schützen und die Rache vollenden. Eggers sagt im oben erwähntem Interview, dass die Geschichte aus Amleths Perspektive ein Happy End finde, er selbst ab dies bezweifle. Der Film nimmt Amleths Perspektive ein, relativiert diese für den Zuschauer aber immer wieder. Der Vater ist ein Wikingerkönig, neben den Schätzen bringt er geraubte Frauen mit. Er ist ohnehin schwerverwundet und sehnt sich nach den Tod durch das Schwert – Fjölnir gibt ihn den. Amleths Raubzug zeigt, wie Wikinger ihren Lebensunterhalt verdienen: Sie erschlagen die Krieger, rauben alle Güter und versklaven die brauchbaren Männer und Frauen. Die Alten, Schwachen und Kinder werden in ein Haus gesperrt und verbrannt. Nicht einmal Amleths Mutter muss gerettet werden. Eigentlich ist keine abscheuliche Tat geschehen, sondern nur Wikinger-Alltag. In Saxos Erzählung sah das noch anders aus. Der Film heißt die Rache nicht gut. Mehr noch: Er setzt voraus, dass wir es auch nicht tun. Er zeigt uns nicht die Sinnlosigkeit der Rache, er gibt nur genügen Hinweise, den Film so nehmen zu müssen. Dies führt zu einer Entemotionalisierung des Films. Die Rache ist nicht gut, sie ist aber auch nicht sinnlos. Damit funktioniert der Film als Rachegeschichte auch nur begrenzt.
Was bietet der Film handwerklich?
Handwerklich ist der Film schön gemacht. Es gibt einige lange Kamerafahrten, einige Überraschung zum Ausdruck bringende Kameraschwenks und interessante Perspektiven; Bahnbrechendes ist allerdings nicht dabei. Einige Szenen sind wirklich stark umgesetzt: Der noch kindliche Amleth ist gerade als Mann initiiert worden, fängt fröhlich Schneeflocken mit der Zunge auf, da wird sein Vater angegriffen. Die Kindheit ist jetzt wirklich vorüber. Der Sturm auf das Slawendorf zeigt den Blutrausch der Berserker. Wenn der Gode Odins die Rituale vollzieht, wirkt das wirklich beeindruckend. Die Szene im Hügelgrab fand ich auch sehr schön. Die Ausstattung ist toll, und auf die Landschaft Islands kann man sich immer verlassen: Eigentlich braucht man nur die Natur zu filmen, es wird dann von ganz alleine beeindruckend. Auch die Schauspieler machen ihre Sache gut (vielleicht abgesehen von Nicole Kidman, die bei mir irgendwie das Gefühl im uncanny valley zu sein auslöste), besonders Alexander Skarsgård wirkt als Berserker beeindruckend. Der Sound hat mich ebenfalls überzeugt, und die Dialoge haben niemals seltsam geklungen, weder ob moderner noch altmodischer Wendungen. Ein großes Lob an die deutsche Syncho! Auch an den speical/visual effects gibt es für mich nichts auszusetzen – außerordentlich gefallen haben mir die Momente mit der Walküre. Filmanspielungen gibt es ebenfalls ein paar zu entdecken: Eggers gab bekannt, Conan der Barbar als Junge geliebt zu haben, auf ihn wird sich bezogen. Bilder und Szenen verweisen auf Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs (USA/NZ 2003, R: Peter Jackson), Star Wars III – Die Rache der Sith (USA 2005, R: George Lucas) und mehr. Bei dem Thema kommt man natürlich um Beowulf (z. B. Beowulf & Grendel, CA/IS/GB 2005, R: Sturla Gunnarsson) nicht herum.
Finales Verdikt
Ich glaube, dass der Film seinen Ambitionen nicht gerecht wird. Eggers wollte einen Film aus der Sicht eines Wikingers für das heutige Publikum machen. Das ist ihm meines Erachtens nicht gelungen. Es hängt an zwei Punkten: Zum einen ist es eben nicht die Sicht eines Wikingers, sondern Eggers Vorstellung von der Sicht eines Wikingers. Das Problem damit ist, dass The Northman dies nicht reflektiert. Zum anderen will der Film eine Rachegeschichte schildern, die die rächende Gewalt weder gutheißt, noch verurteilt. Das lässt den Film deutlich weniger Emotionen evozieren. Dennoch bin ich froh, den Film gesehen zu haben. Die Geschichte kann stets bannen, einzelne Szenen sind sogar ganz herausragend. Und für alle historischen Filme, seien es Abenteuerfilme, Rachefilme und was auch immer, hängt der Film die Latte höher, was historische Plausibilität, Ausstattung und dergleichen angeht. Ich hoffe, The Northman hinterlässt einen bleibenden Eindruck im Diskurs – vielleicht gibt es dann Verfilmungen von der Saga des Egill Skalla-Grimsson oder der Saga von Fridthjof dem Kühnen (ich will die Wale reitenden Zauberinnen sehen). Mehr Verfilmungen von Sagas wären jedenfalls großartig.