Logoland (Autor: Max Barry)
 
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Logoland von Max Barry

Rezension von David Grashoff

 

Haben Sie nicht manchmal das Gefühl, dass die Welt um uns herum von skrupellosen Konzernen beherrscht wird? Haben Sie auch dieses Gefühl, dass die großen Firmen allgegenwärtig sind, uns verfolgen, um uns auszunehmen?

Wünschen Sie sich nicht auch manchmal ein Welt, in der nicht das Kapital das Sagen hat?

Wenn sie all diese Fragen mit ja beantwortet haben, können sie ansatzweise nachvollziehen, was Max Barry durch den Kopf gegangen sein muss, als die Idee zu seinem letzten Roman Logoloand in seiner linken Gehirnhälfte heranreifte.

 

Was dabei herausgekommen ist, kann man zweifellos als eine Dystopie bezeichnen (düstere Zukunftsvision), eine aber, die so weit nicht von unsere Wirklichkeit entfernt ist.

Logoland spielt irgendwann ein paar Jahrzehnte in der Zukunft.

Konzerne regieren die Welt und es geht soweit, dass die Menschen in den U.S.A. die Firma bei der sie beschäftigt sind als Nachnamen tragen. Die Konzerne haben eigene Schulen, zahlen keine Steuern und wer keine Arbeit hat, lebt am Rande der Gesellschaft.

Glücklicherweise hat Hack Nike einen Job. Wie sein Name es verrät, arbeitet er für den Sportartikelhersteller Nike, wenn auch nur als kleines Licht beim Vetrieb von Merchandise Artikeln (Merchandise Distribution Officer).

Doch als eines Tage der Wasserspender auf seiner Etage streikt und er ein paar Stockwerke höher im Marketingbereich sein Wasser holen geht, bietet sich ihm die Chance zum Aufstieg in die heiligen Hallen des Marketings. Dafür muss er lediglich ein paar Teenies umbringen, um den Verkauf eines Edelturnschuhs (Nike Mercurys – für günstige 2500 Dollar) zu pushen. So zumindest der Plan den beiden John Nikes (ja es gibt zwei davon) – ihres Zeichens Mitarbeiter des Guerilla-Marketings des Unternehmens. Wenn sich Jugendliche für ein paar Schuhe umbringen, müssen die wohl wirklich toll sein. So der einfache aber perfide Gedanke der beiden Johns. Hack, der allerdings von diesem Plan erst erfährt, als er schon den passenden Vertrag ungelesen unterschrieben hat.

Da der gute Mann aber einfach nicht in der Lage ist Menschen umzubringen und ihm sein Gewissen plagt, wendet er sich an die Polizei. Der zuständige Officer ist auch gleich sehr hilfsbereit und nimmt den Mordauftrag gegen einen gewissen Obolus an. In einer Welt, in der die Regierung nicht mehr das Sagen hat, muss man als Polizist sehen wo man bleibt.

Weil man sich aber nicht selber die Hände dreckig machen will, wandert der Auftrag weiter an die NRA (National Rifle Association), wo man im Töten Erfahrung und wenig Gewissensbisse hat. Es kommt, wie es kommen muss und bei der Vorstellung der Nike Mercurys in einem Nike Shop, werden 10 Jugendliche erschossen. Von da an beginnt das Leben vieler Menschen sich zu verändern und in seltsamen Bahnen zu verlaufen.

Eine davon ist Jennifer Government, eine Regierungsmistarbeiterin, die einem Bluthund gleich, die Spur des Mörders aufnimmt und versucht den Komplott aufzudecken.

 

Max Barry zeichnet eine Welt, die der unseren nicht unähnlich ist, und obwohl er den Leser immer wieder zum Schmunzeln bringt, kommt es gelegentlich mal vor, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt, wenn klar wird, dass viele der überspitzen Situationen und Aktionen der Konzerne gar nicht so weit hergeholt ist. Barrys Schreibstil ist angenehm knapp, pointiert und immer auf dem Punkt. Die einzelnen Abschnitte sind sehr kurz gehalten, fast wie bei einem literarischen Videoclip, was dem ganzen Buch ein großen Tempo gibt, was bei den Ereignissen von Logoland auch sehr gut passt. Einzig die Übersicht geht manchmal verloren, weil Max Barry sehr viele Charaktere auftauchen lässt, die er braucht um seine, teils wie eine Screwball-Komödie anmutende Geschichte, am Laufen zu halten. Dass dabei viele der Charaktere ständig an andere Orte reisen bzw auftauchen, macht es nicht leichter, dem Geschehen zu folgen. Hier wäre eine dramatis personae (Auflistung der Charaktere) günstig gewesen.

 

Logoland ist eine gelungene und witzige Satire auf das ständige Gewinnstreben der großen Unternehmen, die oftmals aber auch nachdenklich stimmt, vor allem wenn man sich selber für wirtschaftliche Zusammenhänge interessiert. Der Plot ist stürmisch, manchmal sogar ein Tick zu stürmisch, reißt den Leser aber sofort mit, so dass man das Buch nur schwer wieder aus der Hand legen kann. Wer intelligente Literatur mag, die zum schmunzeln, aber auch zum Nachdenken anregt, kann bedenkenlos zuschlagen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405010547224ce66257
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Logoland

Autor: Max Barry

Broschiert: 399 Seiten

Verlag: Heyne (1. Januar 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453810651

ISBN-13: 978-3453810655

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 25.07.2008, zuletzt aktualisiert: 04.11.2023 16:42, 6984