Märchenmond (Autor: Wolfgang und Heike Hohlbein; Bild am Sonntag & Weltbild – Fantasy-Bibliothek, Bd. 1)
 
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Märchenmond von Wolfgang und Heike Hohlbein

Band 1 der Bild am Sonntag und Weltbild Fantasy-Bibliothek

Rezension von Sabine Kosmin

 

Nach einer Blinddarmoperation ist Kims kleine Schwester nicht mehr aus der Narkose aufgewacht, sie liegt im Koma. Die Stimmung in der Familie ist gedrückt, als Kim an diesem Abend ins Bett geht. Da sieht er in einer Ecke seines Zimmers plötzlich einen alten Mann.

 

Der Alte erklärt Kim, seine Schwester werde im Land Märchenmond vom bösen Boraas gefangengehalten. Mit einem Raumgleiter aus einem SF-Roman macht sich Kim sofort auf, um seine Schwester zu retten. Doch er hat Pech und landet mitten im Reich von Boraas, auf der besetzten Seite des friedlichen Märchenlandes. Unter großen Gefahren gelingt es Kim, vor Boraas zu fliehen, und in der Verkleidung eines feindlichen schwarzen Ritters gelangt er mit Boraas Armee über das Schneegebirge nach Märchenmond.

 

Dort erfährt er, dass er zunächst den König des Regenbogens suchen muss, der noch weit hinter dem Ende der Welt lebt. Zusammen mit seinen neuen Freunden macht sich Kim auf seinen abenteuerlichen Weg.

 

Der erste Band der Bild-Reihe „Zehn Reisen in die Welt der Fantasy“ macht mit seinem prunkvollen Cover, dem Lesebändchen und den farbigen Illustrationen von Tim White einen besonderen und faszinierenden Eindruck auf jeden Bücherwurm.

Nur merkt man leider schnell, dass die Illustrationen nicht wirklich zu der Geschichte passen und daher den Lesefluss eher unterbrechen, als ihn unterstützen.

 

Außerdem ist der Roman vom Sprachgebrauch wie auch vom deutlich linearen Aufbau der Geschichte (etwas vollkommen Unerwartetes bzw. eine überraschende Wendung kommt in diesem Buch nicht vor) in erster Linie an jüngere Leser gerichtet.

Wobei ich ankreiden muss, dass das Buch auf der Märchenmondhomepage für ein Lesealter ab zwölf geeignet sein soll, aber es gibt weitaus besser geschriebene Bücher ab zwölf Jahren, die auch dem Anspruch eines Erwachsenen gerecht werden, was bei diesem nicht der Fall ist.

 

Zu Anfang liest es sich sehr seicht, da die Handlung weder originell noch überaus gut geschrieben ist. Spannung ist auf den ersten dreißig Seiten nicht zu finden. Ab der Mitte des Buches wird der Lesefluss auch deutlich erleichtert, indem endlich ein wenig Spannung im Zusammenhang mit Gefühlen wie Verzweiflung und Angst aufgebaut wird, obwohl man die Gefühlslagen der Charaktere auch noch hätte ausführlicher beschreiben können.

 

Zum Teil kann der Leser nicht nachvollziehen, warum Kim bestimmte Sachen sagt, denkt oder tut, was wiederum für den Leser als negativ empfunden wird. Auch die Charaktere an sich, sind typische Stereotypen: der tapfere, kleine Held, der zu Anfang gar nichts kann; der grimmige und doch gutmütige Bär; der gewitzte, schalkhafte Riese; der goldene, durchweg freundliche Drache; der typische Dunkle Lord, der die Herrschaft an sich reißen will.

Das alles kommt einem durch die Bank bekannt vor, auch wenn dem Leser nicht sogleich einfallen will, woher er das kennt.

 

Böse Zungen behaupten, dass Wolfgang und Heike Hohlbein damals mit ihrem Romandebüt viele Sachen aus anderen Büchern geklaut und zu einem neuen Ganzen zusammengesetzt haben, was ja nicht sonderlich viel Arbeit erfordert hätte. Und dies würde dem Erfolg Märchenmonds nicht gerecht werden.

 

Also habe ich mich einmal ein bisschen umgehört.

Im 19. Jahrhundert dominierten Autoren wie der Franzose Jules Verne das Genre. Wobei Verne selbst sich immer an der Phantastik angehalten hat, aber niemals ist er in seinen Romanen in andere Welten gereist. Wie zum Beispiel in seinem Roman „Das Dorf in den Lüften“ von 1901 begegnen seine Protagonisten in dem undurchdringlichen Wald Afrikas einer Horde ganz spezieller Affen.

Auch der englische Autor Oscar Wild blieb mit seinen Erzählungen immer durchweg in der Wirklichkeit. In seinen erfolgreichsten Geschichten wie „Das Gespenst von Canterville“ oder auch „Das Portrait des Dorian Gray“ bindet er wenige, fantastische Elemente in seine in der Gegenwart des 19. Jahrhunderts spielende Handlung mit ein.

Im 20. Jahrhundert nahm das Genre der Fantasy schon mehr Gestalt an und Welten wie Mittelerde wurden von Autoren wie J. R. R. Tolkien geschaffen. Doch auch in dieser Zeit vor der Publikation von Märchenmond war die Ausbeute an fantastischen Welten und den Geschichten rund um einen jungen Helden wie Kim sehr spärlich. Zwar fanden Kinder in C.S. Lewis „Narnia“ den Weg in eine andere Welt, jedoch war diese Welt genauso wenig mit Märchenmond vergleichbar wie „Nehwon“ des amerikanischen Autors Leiber.

 

Von daher war Märchenmond ein Meilenstein in der Fantasy-Literaturgeschichte. Aufgrund dessen kann niemand zu recht behaupten, dass Wolfgang und Heike Hohlbein nur kopiert und den Erfolg ihren Debüts zu Unrecht erhalten hätten.

 

Mein Fazit:

Es ist ein traumhaftes Buch, welches vor allem Kinder anspricht und zum Fantasieren einlädt. Für Kinder ist es sicherlich ein zauberhaftes Buch, welches flüssig und ohne größere Schwierigkeiten zu lesen ist. Erwachsene spricht es eher nicht an, doch es zaubert ein Lächeln selbst auf das Gesicht eines Erwachsenen, wenn er im Herzen ein Kind geblieben ist.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024072610154114a3b397
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Märchenmond

Reihe: Bild am Sonntag & Weltbild – Fantasy-Bibliothek, Bd. 1

Autor: Wolfgang und Heike Hohlbein

gebunden, 390 Seiten

Weltbild Verlagsgruppe, erschienen 16. Oktober 2006

ISBN 3-89897-521-5

Titelbild von Tim White, Farbtafeln von Tim White, Amy Burch und Thomas Thiemeyer

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 07.03.2007, zuletzt aktualisiert: 13.03.2023 19:41, 3586