Magira Fantasy Jahrbuch 2006 (Hrsg. Deutschen Fantasy Club Magira E.V.,Hermann Ritter und Michael Scheuch)
 
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Magira Fantasy Jahrbuch 2006

Rezension von Heiner Hink

 

Bereits seit einigen Jahren ist klar, dass die Fantasy unter den verschiedenen phantastischen Genres, das in Deutschland erfolgreichste ist. Diesem Umstand trägt dieses vom ersten Deutschen Fantasy Club Magira E.V. und von Hermann Ritter und Michael Scheuch herausgegebene Jahrbuch Rechnung. In einer Vielzahl von Beiträgen wie Rezensionen, Analysen, Titellisten und Autorenportraits wird die deutsche Fantasy-Szene aufgerollt und von allen Seiten beleuchtet.

 

Die Beiträge im Einzelnen:

Mit dem Beitrag Fantasy aus Deutschland widmet sich Hermann Urbanek den Programmen der verschiedenen Verlage und den darin erscheinen Titeln. Dabei durchleuchtet er sowohl das Angebot der großen Verlag, als auch jenes der Kleinen, widmet sich den Übersetzungen aus dem Englischen, den Arbeiten hiesiger Autoren, der „erwachsenen Fantasy“ und auch der stetig steigenden Anzahl von Titeln, die als Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht werden.

 

An diesen Beitrag schließt sich Werners Bücherkiste von Werner Arend nahtlos an, in dessen Rahmen der Autor eine Reihe von Neuerscheinungen aus der englischsprachigen Verlagswelt vorstellt. Dabei wird nicht versäumt auf bereits erschiene deutsche Übersetzungen hinzuweisen und auch schon als Klassiker zu bezeichnende Titel aufzunehmen.

 

Danach folgen die Listen mit den Preisträgern der drei wichtigsten englischen Fantasy-Literaturpreise, dem World Fantasy Award, dem Britisch Fantasy Award und dem Karl Edward Wagner Award. Diese knappe Auflistung ist ein wenig dürr geraten, und man hätte sich hier wenigsten einen Hinweis auf bereits erschiene deutsche Übersetzungen gewünscht.

 

Das Jahrbuch fährt fort, mit Autorenportraits zu Robert Sheckley, Keneth Bulmer alias Alan Burt Akers und C. S. Lewis. Dabei ist eigentlich nur der Beitrag um den 2005 verstorbenen R. Sheckley ein reines Portrait, K. Bulmer werden schon zwei Texte gewidmet, in denen sich einer des Autoren und seines Lebens annimmt, und der folgende sein Werk eingehender untersucht. C. S. Lewis schließlich werden ebenfalls zwei Texte gewidmet, die Leben und Werk des Autors beleuchten, aber auch versuchen das Narnia-Phänomen an sich etwas herauszuarbeiten. Der Beitrag zu Sheckley, der mit nur drei Veröffentlichungen im Genre eigentlich kein Fantasy-Autor ist, wirkt etwas deplaziert. Die Beiträge zu den beiden anderen Autoren sind sehr informativ, und insbesondere das Portrait K. Bulmers lässt einem lange unterschätzten Autor endlich im rechten Licht erscheinen.

 

Der folgende Beitrag widmet sich Fantasy-Geschichten, -Filmen und -Büchern, in denen christlich Religiöse Motive aufgegriffen und angewendet werden. Ein netter Exkurs, der so manchen Symbolismus in diversen Werken erklären hilft.

 

Nach einer Kurzgeschichte von Klaus N. Frick geht es um die Arthus Saga im Kinder- und Jugendbuch. Vorgestellt werden Bücher und Geschichten von der ersten literarischen „Verwurstung“ der uralten Mär durch Sir Thomas Mallory, bis hin zu einer ansehnlichen Sammlung moderner Aufarbeitungen. Oben drauf gibt es eine ausführliche Literaturliste, die dem Leser einen guten Überblick über Romane zu dem Thema gibt.

 

Im Portfolio von Jeanette Cejchan gibt es einige Seiten „Augen Zucker“, die vorgestellten Arbeiten sind nett anzusehen, aber nichts was wirklich überzeugt (meint zumindest der Autor dieser Besprechung), aber letztlich lässt sich über Geschmack ja trefflich streiten.

 

Von hier an widmet sich das Jahrbuch mit zwei Texten dem Thema Musik und Fantasy. Der Erste Beitrag durchleuchte Verflechtungen zwischen Rockmusik und Fantasy und der musikliebhabende Leser solcher Geschichten wird eine Reihe interessanter Hörtipps bekommen. Der zweite Beitrag dreht sich um Tolkien und Musik und zeigt sowohl durch Tolkiens Werk inspirierte Kompositionen als auch auf dem Werk basierende musikalische Produkte auf. Auch hier findet der Leser interessante Hinweise und vielversprechende Hörtipps.

 

In Reich werden als Roman-Autor ergeht sich Karsten Mekelburg satirisch über das Phänomen des unglaublichen Ausstoßes der Verlage an minderwertigen Fantasy-Romanen, um den scheinbar unstillbaren Hunger des Markes nach neuen Büchern zu stillen. Die Anleitung einen solchen Roman zu schreiben ist höchst amüsant, und Angesichts der bescheidenen Qualität vieler neuer Werke durchaus gerechtfertigt.

 

Die sich anschließende Vorstellung von „seltsamen und verwirrenden Fantasybüchern“ ist ein kleines Juwel, denn die hier vorgestellten Romane, so kontrovers sie besprochen werden, sind das Salz in der Suppe des Fantasy-Literaturzirkus. Hier wird eindrucksvoll dargestellt, dass dieses Genre aus mehr besteht als aus Magiern, Kleingewachsenen mit haarigen Füssen und blutgierigen Barbaren.

 

Manfred Roths Beitrag zum neuesten Teil von George R. R. Martins Ein Lied von Eis und Feuer ist eine klare Liebesbekundung gegenüber dem erfolgreichen und einflussreichen Fantasy-Zyklus. Für alle begeisterten Leser der Serie ein sehr interessanter Beitrag.

 

Der Beitrag über die Autorin Tamora Pierce stellt eine hierzulande wenig bekannte Autorin vor, die trotz einer ganzen Reihe von Werken (23) und einer erklecklichen Anzahl von Übersetzungen ins Deutsche nach wie vor ein Geheimtipp ist. Die Vorstellung ist fundiert und macht auf jeden Fall Appetit auf etwas andere Art der Fantasy, wie sie offensichtlich in den Büchern von Frau Pierce gepflegt wird.

 

Ein wenig in dieselbe Kerbe, jedoch spezifischer auf eine Teil der Werke eingehend, stellen sich die beiden folgenden Beiträge dar, in denen die Bartimäus-Trilogie nebst eines Interviews mit dem Autor präsentiert werden.

 

Die Vorstellung der aus Japan stammenden Guin-Saga wirft interessante Fragen zum Thema Übersetzungen auf und betrachtet kulturelle Unterschiede fantasytypischer Komponenten im fernen Osten und hierzulande. Auch wenn man sich nicht dazu entschließt, eines der Bücher zu lesen, ist der Artikel sehr interessant.

 

Nach einer weiteren Kurzgeschichte, wird die Fantasy-Fanszene zum Thema, oder zumindest, wie diese Szene im Rahmen von Film, Fernsehen und Literatur dargestellt wird. Was der Autor da zu Tage fördert ist ebenso interessant wie amüsant.

 

Den Anschluss bildet ein Interview mit der Autorin Heide Solveig Göttner, die in 2006 mit dem Buch Die Priesterin der Türme beim Piper Verlag debütierte, und im Rahmen ihrer Auskünfte aufschlussreich Antworten zu Fragen liefert, die sich für Interessierte aus der Lektüre ihres Romans ergeben.

 

Mit der Vorstellung des Zyklus Wintersonnenwende wird dann eine weitere in Deutschland eher unbekannte Autorin (s. M. Cooper) vorgestellt.

 

Nach einer weiteren Kurzgeschichte schließt ein fast 100 Seiten umfassender Teil mit Besprechungen zu Büchern und Hörbüchern das Fantasy Jahrbuch 2006 ab. Den endgültigen Schlusspunkt setzt dann eine Vorstellung der beteiligten Autoren und von FOLLOW, dem, nun ja, wie soll man es nennen, Organ des „Fantasy-Clubs E.V.“

 

Resümee:

Wer sich für Fantasy interessiert und ein wenig mehr wissen möchte, als nur die Liste aktueller Neuerscheinungen, ist hier bestens aufgehoben und hat die 15,90 € gut investiert. Im Detail ist die inhaltliche Zusammenstellung sicherlich noch verbesserungswürdig, denn m. E. sind Kurzgeschichten in solch einem Buch fehl am Platze. Auch fehlen Beiträge zu Fantasy in Filmen und TV, die angesichts der Anzahl der in diesen Medien veröffentlichten Produkte eigentlich unverzichtbar gewesen wären. Die grafische Aufmachung mit einem netten Titelbild von Swen Papenbrock und die Darbietung als ca. 400 Seiten starkes Paperback mit Hochglanzumschlag macht das Buch höchst repräsentativ. Insgesamt eine gelungene Zusammenstellung von Beiträgen in gelungener Gewandung.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240427002044c6b06cec
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Buch:

Magira Fantasy Jahrbuch 2006

Hrsg.: Deutschen Fantasy Club Magira E.V.,Hermann Ritter und Michael Scheuch

Paperback, 424 Seiten

Fantasy Club E. V., August 2006

ISBN: 393591306

Erhältlich bei F-Shop


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Erstellt: 09.01.2007, zuletzt aktualisiert: 26.06.2022 20:36, 3327