Mephisto (Autor: Klaus Mann)
 
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Mephisto von Klaus Mann

Roman einer Karriere

 

Rezension von Felix Steinberg

 

Am liebsten würde ich seinen Namen hier gar nicht erwähnen, aber für dieses Werk ist es leider anders nicht möglich.

Klaus Mann ist der Sohn von Thomas Mann, bekannt für Buddenbrooks, erschienen 1901 für das er 1929 den Literaturnobelpreis bekam, Der Zauberberg, 1924 und Doktor Faustus, 1947.

Thomas Mann war zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft bereits weltweit bekannt und emigrierte 1933 in die Schweiz.

Aber nicht alle Kunstschaffenden emigrierten.

Einige profitierten immens als »Mitläufer« des aufkommenden Albtraums.

Unter anderem der Schauspieler Gustaf Gründgens (1899–1963), der von 1926–1929 mit Erika Mann, der Tochter Thomas Manns, verheiratet war.

Und genau über diesen Mann, den ehemaligen Gatten seiner Schwester, schreibt Klaus Mann in Mephisto.

 

Das Buch beginnt mit einem Vorspiel im Jahr 1936: Der General der Luftwaffe »Der Dicke« (Hermann Göring, 1893–1946) hat Geburtstag und der Generalintendant des Preußischen Theaters Hendrik Höfgen (der Gustaf Gründgens darstellen soll) gratuliert ihm feierlich während er neben »Dem Propagandaminister« (Joseph Göbbels, 1897–1945) steht.

Das Vorspiel dient als Blick in die Zukunft und Blick hin zum Ende, da das erste Hauptkapitel zehn Jahre zuvor (1926), im »Hamburger Künstlertheater« spielt.

Dies stellt nicht den Anfang Höfgens Karierre dar, aber zeigt sehr stark die bolschewistische und anti–nationalsozialistische Gesinnung des Schauspielers. Einen Großteil des Werkes wird in diesem Theater verbracht und in Hamburg lernt Höfgen Barbara (Erika Mann) kennen.

 

Höfgen wird als verunsichert und in seiner Eitelkeit gekränkt skizziert, wenn er mit der gebildeten Frau und ihrer Familie interagiert. So richtig kann Höfgen diese Frau und die ganze Familie nicht leiden, bittet um Barbaras Hand aber nichtsdestotrotz, in einer Szene, die nur zu stark an Grünlichs Antrag an Tony in den »Buddenbrooks« erinnert.

Die Heirat ist aber nur nebensächlich in dem Roman, hauptsächlich, das ist in jedweder Hinsicht die Karriere des Schauspielers.

 

Die Zeit im Buch verfliegt und es kommt zur »Machtübergabe« im Jahr 1933.

Wir befinden uns im vierten Hauptkapitel, das voll Zorn geschrieben ist und mich aufs tiefste beeindruckt hat. Zudem ist das Kapitel gefüllt mit Rhetorik und zweifelsfrei der beste Teil des Buches.

 

Höfgen sieht sich zum ersten Male in einer wirklich prekären Lage: Er unterhielt enge Kontakte zur Kommunistischen Partei, äußerte sich mehrfach negativ gegenüber der NSDAP und überdies hatte er noch eine Affäre mit »seiner schwarzen Venus« (Juliette, eine Person of Color, die in dem Roman häufiger Höfgens sexuelle Bedürfnisse befriedigen soll, die zu der Zeit sehr extravagant und wahrhaftig gegen die nationalsozialistischen Prinzipien sind).

Jedoch wird Höfgen eine neue Chance geboten: Der Dicke.

Berühmt und in aller Munde durch seine Darstellung des Mephisto, trifft Höfgen auf den General der Luftwaffe, in einer sehr schönen Szene, die illustriert, wie Höfgen, verkleidet als Teufel, seine Seele selbst an den Dicken verkauft.

Im Folgenden wird die weitere Karriere des Darstellers im nationalsozialistischen Regime dargestellt – jedoch nur bis zum Jahr 1936.

Somit fühlt sich das Ende überaus abrupt an. Schließlich ging die Karriere Höfgens noch viel länger als bis zu diesem Jahr, sogar den Höhepunkt seiner Karriere hatte er da noch nicht erreicht.

 

Abschließend ist zu sagen, dass das Buch sehr gut erklärt hat, weshalb einige Personen zu der Zeit nicht emigrierten sondern eher »mitliefen«. Höfgen wurde vielseitig betrachtet und gewiss sehr fair. Auch erschrak es, wie sich der bolschewistisch–interessierte Künstler zum nationalsozialistischen Werkzeug der Propaganda machen ließ. Dadurch, dass Mephisto als Primärquelle dienen kann, bietet der Text, trotz der Subjektivität, die Klaus Mann in das Buch mit hereinbringt, eine sehr interessante Perspektive. Der Wandel Deutschlands und des Theaters mit der Zeit wird gezeigt und der Regierungsapparat Hitlers durch eine Person allmählich nähergebracht, die anfangs nur Gerüchte kennt und später persönlich involviert ist.

 

Leider endete das Buch bereits 1936, da der Roman durch Klaus Manns biographischen Stil überaus packend ist und ich sehr gerne noch mehr über die folgenden Jahre Höfgens erfahren hätte.

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Buch:

Mephisto

Roman einer Karriere

Autor: Klaus Mann

Aufbau-Verlag, 1983

Taschenbuch, 324 Seiten

Cover: Stephan Köhler und Erich Rohde


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Erstellt: 22.12.2020, zuletzt aktualisiert: 18.09.2023 16:23, 19287