Nocturno Ausgabe 6
 
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Nocturno 6

Rezension von Christel Scheja

 

Mit knapp einem Jahr Verspätung ist NOCTURNO 6 – Das Magazin für Dunkle Phantastik erschienen. Auf 312 Seiten, also einem um ein Drittel größeren Umfang gegenüber der Ausgabe 5 präsentieren die Herausgeber Markus Kastenholz und Timo Kümmel in gewohnt edler Aufmachung nun Texte und Illustrationen von bereits bekannten Mitarbeitern aber auch Newcomern. Das Paperback enthält:

 

Rezensionen von:

Carsten Kuhr, Thomas Hofman, Constanze von Kolck, Markus Kastenholz, Jörg Bartscher-Kleudgen, Michael Schmitt und Uwe Vöhl.

 

Wie man am Untertitel von NOCTURNO bereits erkennen kann, hat sich das Magazin der dunklen Phantastik verschrieben. Einzig die Erzählung „Mr Cochrans wunderbare Welt“, in der ein Medienmann Ausserirdischen den Kontakt zu einer berühmten Moderatorin verschaffen soll, ist waschechte Science Fiction ohne jeglichen Horror-Einschlag. Auch Boris Kochs Erzählung „Ein ganz normaler Tag“ ist zwar recht makaber, enthält aber nicht einmal andeutungsweise phantastische Elemente.

 

In anderen Geschichten geht es da schon handfester und deutlich düsterer zu. Malte S. Sembten rechnet in Maskenhandlungen mit Kinderschändern ab, die es fast geschafft haben ihre Neigungen vor der Öffentlichkeit zu legitimieren, bzw. zur Schau zu stellen, während Linda Budinger eine logische Konsequenz zieht, als Vampire den letzten Menschen der Welt töten.

 

„Der Ring zum Glück“ verlockt ein Mädchen in Astrid Pfisters Geschichte dazu einen Schritt zurück zu gehen, während „Die Bilder der Irren“ von Sebastian Mander den Protagonisten immer mehr in einen Strudel des Irrsinns ziehen und schließlich eine bisher unbekannte Tür für ihn öffnen.

 

„Teenage Witches können grausam sein“ stellt Michael Tillmann fest, der aus spiel bitteren Ernst werden lässt. Gruslig wird es bei Markus K. Korb, dessen Held ein altes Keltengrab entdeckt. Er ist „Der, der die Münzen unter den Zungen der Toten stiehlt“...

 

Alptraumhaft und düster ist die Gegend, in die Eddie M. Angerhuber ihren Helden führt, der einer seltsamen Vorstellung beiwohnt, aus der sich ihm „Rinaldinis Hände“ einprägen.

 

Ähnlich makaber und böse geht es in „Das Mädchen mit den Spinnen“ von Bernhard Brunner zu oder im „Ristorante Mystico“ von Andreas Gruber.

 

Wie junge französische Soldaten während des Feldzuges von Napoleon ihr Schicksal in den russischen Steppen finden erzählt Charlotte Engmann in „Die Hütte im Wald“.

 

Ebenfalls in die Vergangenheit entführt Alfred Bekker in „Die byzantinische Pest“.

 

Gerade noch einer unangenehmen Begegnung mit der Finsternis kann Andrea Tillmanns Heldin durch „Die Rune Nacht“ entkommen, während Markus Saxer die „Symphonie des Todes“ anstimmt und Thomas Wagner die „Nocturnalien“ einläutet.

 

Alles in allem finden sich in NOCTURNO zwanzig sehr unterschiedliche Geschichten von großer Bandbreite: Liebhaber gepflegter Phantastik oder kleiner bissiger Satiren und Pointenstories, die sich angenehm und ohne Ekelgefühle gruseln wollen, kommen ebenso auf ihre Kosten wie die Fans inhaltlich härterer und sprachlich derberer Erzählungen, in denen deutlich gesagt, was Sache ist, und wo auch schon einmal Blut und Gedärme hervorquellen dürfen. Eine Wertung der Geschichten soll dem Leser überlassen sein, denn jeder wird nach eigenem Geschmack und Interesse selbst entscheiden können, welche der Erzählungen ihn ansprechen oder abstoßen. Die Herausgeber haben eine gute Auswahl getroffen, die niemanden wirklich enttäuschen dürfte.

Die Graphiken sind durchweg von hohem Niveau und ebenfalls angenehmer Vielfalt. Teilweise illustrieren sie die Geschichten, einige sind aber auch nur ausgewählt, um die Stimmung des Textes zu vertiefen.

Abgeschlossen wird NOCTURNO von einem Rezensionsteil, in dem überwiegend Romane und Kurzgeschichtensammlungen aus dem Horror und Phantastik-Bereich aus den Jahren 2004 und 2005 besprochen werden und in denen so manch einer durch die Kurzgeschichten bekannter Name auftaucht.

 

Fazit:

Alles in allem überzeugt NOCTURNO vor allem durch die Vielfalt der Geschichten in Inhalt und Stil, sowie die gelungene Verbindung von Text und Illustration. Das Magazin kann daher allen Freunden der düsteren Phantastik nur ans Herz gelegt werden.

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Magazin:

NOCTURNO 6

Taschenbuch, 312 Seiten

ISSN 1617-8475

Titelbild: Timo Kümmel

Illustrationen: Timo Kümmel, Michael Marrak, Mark Freier, Nicole Erxleben, Klaus G. Schimanski, Manfred Lafrenz, Michael Mittelbach, Thomas Hofmann, Günther Nawrath, Thorsten Grewe und Michael Mazur

Inhalt:

  • Malte S. Sembten – Maskenhandlungen

  • Linda Budinger – Verloren

  • Astrid Pfister – Der Ring zum Glück

  • Markus Kastenholz – Fenrir

  • Sebastian Mander – Die Bilder der Irren

  • Michael Tillmann – Teenage Witches können grausam sein

  • Eddie M. Angerhuber – Rinaldinis Hände

  • Bernhard Brunner – Das Mädchen mit den Spinnen

  • Stefan F. Pinternagel – Rucklidigu

  • Andreas Gruber – Ristorante Mystico

  • Markus K. Korb – Der, der die Münzen unter den Zungen der Toten stiehlt

  • Thomas Wawerka – Im falschen Film

  • Horst Hoffmann – Mr Cochrans wunderbare Welt

  • Charlotte Engmann – Die Hütte im Wald

  • Alfred Bekker – Die byzantinische Pest

  • Andrea Tillmanns – Die Rune Nacht

  • C. J. Walkin – It can happen to you

  • Boris Koch – Ein ganz normaler Tag

  • Markus Saxer – Symphonie des Todes

  • Thomas Wagner – Nocturnalien


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Erstellt: 24.06.2006, zuletzt aktualisiert: 26.06.2022 20:36, 2449