Schattenreich Nr. 3
 
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Schattenreich Nr. 3

Rezension von Ramona Schroller

 

Schattenreich geht in die dritte Runde. Das neue Pulp Magazin des Bastei-Verlages hat sich inzwischen wohl schon einen gewissen Leserkreis erkämpft. Ob es der angestrebte ist, darüber kann ich nichts sagen, wohl aber, daß sich das Heft allmählich im Regal etabliert. Zumindest ich war froh, daß ich mir Schattenreich bei meinem Zeitschriftenhändler zurücklegen lasse, sonst hätte ich dieses Heft wahrscheinlich nicht bekommen, da der sonstige Vorrat bei meinem Auftauchen schon ausverkauft war.

 

Auch bei den Covern hat sich inzwischen einiges getan. Nach der Nullnummer mit einer Computergrafik und einer Fotomontage bei Heft 1 haben sich jetzt wohl stimmungsvolle Zeichnungen durchgesetzt. Heft 3 wartet mit einem wunderschönen, melancholischen Bild auf, das schon allein zum Träumen einlädt.

 

Leider kann zumindest die erste Geschichte nicht recht überzeugen. „Die Geister, die ich rief ...“ von Andreas Raabe können sich nicht offensichtlich nicht so ganz entscheiden, sind sie nun voll schrulligem Humor oder einfach nur böse.

 

Na ja, es liegt weniger an den Geistern. Tatsächlich ruft der Protag oder die Protagonistin (leider geht aus der Geschichte nicht hervor, ob Männlein oder Weiblein) einen Dämon herbei. Gebunden durch die Anrufung und das Bündnis, das damit eingegangen wurde, kann die Dämonin ihr Wort nicht brechen - nicht direkt. Und besagter Protag hat einfach zuviel Angst, um den Handel aufzulösen, sucht sich das Hirn in einer alten Bibliothek wund und findet doch nichts, wie man Dämonen wieder loswerden kann.

 

Andreas Raabe kam durch einen Kurzgeschichten-Wettbewerb in die Schattenreich-Redaktion und bietet mit seiner Geschichte sein Debüt. Ein wenig mehr in die eine oder andere Richtung, ob humorig oder ernst gemeint, wäre hier wirklich wünschenswert gewesen, denn stilistisch ist wenig an der Story auszusetzen.

 

Linda Budinger ist keine Unbekannte. Eine andere Geschichte von ihr kam schon im „Testballon“ der Nullnummer. Dieses Mal aber zeigt die Autorin, was sie kann. Mit „Schattentheater“ macht sie wieder wett, was mit besagter erster Geschichte falsch gelaufen ist. Nun ja, letztere war nicht ganz ihr Fehler.

 

Zwei Schüler lassen sich als Mutprobe in der alten Aula ihrer Schule einschließen, in der es angeblich spuken soll. Das dort tatsächlich nicht nur ein Geist umgeht, sondern auch noh etwas anderes, finden beide schneller heraus, als ihnen lieb ist.

 

Budinger bewahrt ihren Witz mit dieser Geschichte. Bisher habe ich noch keine Grusel- oder Horror-story von ihr gelesen, die nicht an irgendeiner Stelle eine kleine Moral hätte, welche sie mit ihrem skurilen Humor aufstellt. „Schattentheater“ bietet derlei sogar mehrfach, mal wirklich ernst gemeint, das andere Mal wieder mit einem gewissen Augenzwinkern erzählt.

 

Schöne Bilder, gute Geschichte, keine nennenswerten Längen. Gut gemacht und weiter so. Hier kann man wirklich hoffen, daß es das eine oder andere mehr von der Autorin zu lesen gibt.

 

Last but not least führt Charlotte Engmann ihren Mehrteiler um den Vampir Lukas mit „einem afrikanischen Wiegenlied“ fort. Diesmal läßt sie ihre Helden auf Tunis los, wo sie es mit Ghulen, Dämonen und einem toten Magier zu tun bekommen.

 

Durch die wieder veränderte Erzählperspektive und der damit verbundenen, schon im letzten Heft angesprochenen Stärke der Autorin, setzt dieser Teil sich wieder von dem doch recht schwachen Zweiten ab. Nur an einer Stelle hätte ich mir persönlich eine andere „Kameraeinstellung“ gewünscht, nämlich als es zum Kampf zwischen Lukas und dem Dämon kommt. Dennoh hält Engmann die Spannung aufrecht, kann sie sogar noch ein wenig ausbauen mit einer kurzen Rückblende in Lukas' Vergangenheit.

 

Hier kann ich nur sagen, ich lechze allmählich nach dem Ende und hoffe auf einen Showdown. Beides ist nicht negativ gedacht, sondern soll zeigen, wie weit Engmann die Spannung bereits auf den Höhepunkt getrieben hat.

 

Auf jeden Fall ein klares Daumenhoch und weiter so an dieser Stelle. Mögen noch viele Geschichten und Mehrteiler von dieser Autorin erscheinen.

 

Mein kleines Highlight mit Namen Mimikri fällt dieses Mal leider etwas mager aus. Statt dem gewohnten Kurzcomic gibt es diesmal nur ein Bild der toughen kleinen Gothic-Lady. Wieder skuriler Witz und Morbinität. Wann drückt Mimikri ab?

 

Trotzdem hoffe ich das nächste Mal wieder auf einen richtigen Comic statt „nur“ eines Bildes.

 

Der Magazin-Teil von Schattenreich wirkt auf mich diesmal ein wenig dünner, was jedoch nicht an der gleichbleibenden Seitenzahl liegt. Das Interview mit dem Künstler ASP hätte ruhig noch ein wenig ausführlicher sein können. Die „Stimmen aus der Gruft“ dagegen haben ihre erste richtige Leserreaktion in Form eines kurzen Gedichtes zu vermelden - wenn das kein Erfolg ist!

 

Alles in allem wieder ein gutes Heft, dem man den hoffentlichen Erfolg gönnt und immer noch die Daumen drückt, daß es weitergeht mit der Reihe. Letztendlich werden die Leser entscheiden.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404270634364b6a0dda
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Schattenreich Nr. 3

Erscheinungsdatum: 26.10.2004

Bastei

 

Inhalt:

  • Andreas Raabe - DIE GEISTER, DIE ICH RIEF

  • Linda Budinger - SCHATTENTHEATER

  • Charlotte Engmann - EIN AFRIKANISCHES WIEGENLIED


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Erstellt: 09.09.2005, zuletzt aktualisiert: 26.06.2022 20:36, 1243