Es scheint als habe Florian Knöppler seine Berufung gefunden, denn mit Südfall erscheint ein weiterer Roman, der das Leben der Menschen in Schleswig-Holstein im frühen 20. Jahrhundert wieder zum Leben erweckt, so wie auch schon in Kronsnest. Doch diesmal spielen nicht nur Deutsche eine Rolle.
Dave wird im Sommer 1944 mit seinem Flieger über dem Wattenmeer abgeschlossen. Er entkommt lebend und versucht nun in das nahe Dänemark zu gelangen und von dort aus wieder nach England zurückzukehren.
Dabei begegnet er den unterschiedlichsten Deutschen. Viele sind ihm erstaunlich freundlich gesinnt wie Paul oder Simon, andere helfen ihm ungefragt und verstecken ihn kurzfristig, auch wenn sie sich selbst in Gefahr bringen. Das geht nicht spurlos an ihnen vorbei.
Auch wenn der Krieg präsent ist, so scheint er doch in Husum erstaunlich fern zu sein, ebenso wie das Nazi-Regime. Denn Dave begegnet auf seiner Reise durchs Feindesland ganz normalen Menschen mit einem Alltag, in dem Ideologie keinen Platz zu haben scheint. Die älteren sind nüchtern, folgen aber ihrem Gewissen, die jüngeren erfahren durch den Engländer ein Umdenken ihrer Wünsche.
Tatsächlich wechselt die Geschichte sehr oft die Sichtweise. Dave ist tatsächlich nur einer von vielen und hat den Vorteil, dass er sich mit den Einheimischen problemlos verständigen kann. Und die beginnen oft genug über sich und ihr Leben nachzudenken, wenn er an ihnen vorbei ist, bringt er sie doch durch seine Anwesenheit zum Nachdenken.
Das Buch kommt still daher, lebt durch die Alltäglichkeit und die fein ausgearbeiteten Persönlichkeiten, die auch heute noch so in Erscheinung treten könnten. Wer sich als Leser öffnet, erfährt so manches über sie und auch sich selbst.
Und am Ende kehrt tatsächlich wieder eine gewisse Normalität ein, wenn auch nicht mehr die, wie sie zuvor existiert hat, was auch bei Dave der Fall ist, für den die Deutschen dadurch ebenfalls mehr geworden sind. Die Charakterzeichnung wird dadurch nicht nur klar, sondern auch glaubwürdig und nachvollziehbar.
