Tambu (Autor: Robert Asprin)
 
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Tambu von Robert Asprin

Rezension von Carina Schöning

 

Gerade als es für Robert Lynn Asprin künstlerisch wieder aufwärts ging und er sowohl einen Vertrag für einen neuen Science Fiction Roman unterschrieben, als auch eine neue Fantasy Reihe über den Helden Griffen McCandles gestartet hatte, verstarb er im Alter von 61 Jahren unerwartet am 22.05.2008. Nach einem schweren Herzinfarkt ist er friedlich in seiner Wohnung im French Quarter von New Orleans/ USA eingeschlafen

 

Rezension

 

Rund 30 Jahre hat es nun gedauert, dass Robert Lynn Asprins kleines Meisterwerk „Tambu“ endlich auch ins Deutsche übersetzt worden ist. Der Auslöser und Hauptgrund dafür ist leider nicht so schön, denn der bekannte Fantasy und Science Fiction Autor ist am 22.05.2008 unerwartet nach einem schweren Herzinfarkt verstorben. Als nachträgliche Huldigung und auch gewisser Danksagung haben sich die Mitarbeiter des Atlantis Verlag für die späte „Erstveröffentlichung“ des Romans entschieden, wie Autor und Redakteur Christian Endres in seinem ausführlichen Nachtwort erzählt.

 

Der junge Reporter Erickson kann es kaum glauben. Mehr aus Spaß hat er eine Interview-Anfrage an den Despoten Tambu, den berühmt-berüchtigten Schrecken der Galaxis gestellt und bekam zu seinem Erstaunen eine positive Antwortet. Seit rund fünf Jahren arbeitet Erickson nun für seine Medien-Agentur an zweitrangigen Storys und belanglosen Reportagen, doch mit diesem wichtigen Interview will er den Durchbruch schaffen. Voller Neugier und auch ein wenig Angst kommt er an Bord eines von Tambus rund zweihundert Flagschiffen. Die allgemeine Meinung von Tambu ist eher negativ gehalten. Der ehrgeizige und unmoralische Herrscher, der über Leichen geht wird nicht ohne Grund mit den historischen Diktatoren wie Cäsar, Dschingis Khan oder auch Hitler verglichen. Er erpresst von den Regierungen der verschiedenen Planeten Schutzgeld und nur nach dem späten Bau einer eigenen Verteidigungsflotte konnte man seinen Machteinfluss und seine Habgier etwas einschränken. Über die Privatperson Tambu ist dagegen so gut wie nichts bekannt, das soll sich jetzt aber entschieden ändern.

 

„Tambu“ ist kein klassischer Science Fiction Roman, sondern eher das Portrait eines zwiespältigen Menschen und gleichzeitig eine kleine Studie über Gut und Böse. Vordergründig ist Tambu der Despot als den ihn die Medien hinstellen, aber seine wahren Motive und Absichten sind rückblickend durchaus verständlich. Nach dem Tod des damaligen Captains hat sich die vierköpfige Crew entschlossen fortan auf Piratenjagd zu gehen. Man hat sich neue Decknamen gegeben und ist reichlich naiv und unvorbereitet an die Sache heran gegangen. Mehr mit Glück als Verstand wurde ein weiteres Schiff erbeutet und die Flotte wuchs fortan weiter. Tambu hielt sich dabei stets als strenger Befehlsgeber und geheimer Strippenzieher im Hintergrund und niemand bis auf seine ursprüngliche Crew hat sein wahres Gesicht gekannt. Zeitweise hat der Mensch Tambu nur eine Rolle gespielt, die ihn jedoch mehr und mehr eingenommen und letztendlich auch innerlich zerstört hat. Der Roman springt dabei abwechselnd zwischen Vergangenheit und Gegenwart und überzeugt mit einer gelungenen Darstellung der beiden gegensätzlichen Charaktere. Was bleibt ist ein bitterer Nachgeschmack nicht nur für den naiven Reporter mit seinem steifen Weltbild, sondern auch für den Leser, denn letztendlich ist der Grat zwischen Gut und Böse sehr schmal und häufig genug einfach nur Ansichtssache auf welcher Seite man selbst steht. Tambu wird hier zum einen als gandenloses und unethisches Monster dargestellt, zum anderen aber auch als leidender Mensch mit Moral und Mitgefühl.

 

Ausstattung und Verarbeitung des Romans sind erstklassig gelungen. Die liebevoll gestaltete Klappenbroschur bietet nicht nur ein Vorwort von Robert Asprins langjährigem Freund und Agenten Bill Fawcett und Nachwort von Christian Endres, sondern ergänzend auch eine ausführliche Biografie und bebilderte Bibliografie des erfolgreichen amerikanischen Autors Robert Lynn Asprin, den man durch seine witzige Dämonenreihe um Skeeve und Aahz oder auch den abwechslungsreichen Shared-World Anthologien „Geschichten aus der Diebeswelt“ in guter Erinnerung behalten wird.

 

Insgesamt ist die deutsche Erstveröffentlichung von „Tambu“ trotz des traurigen Anlasses rundherum gelungen. Das spannende Kammerspiel zwischen Reporter und Despot hat nichts an Aktualität verloren und überzeugt mit Dramatik und Tiefgang. Science Fiction Fans, die Lesefutter abseits der gängigen Weltraumballerei suchen, können hier beherzt zugreifen.

 

 

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Tambu

Autor Robert Asprin

Deutsche Erstausgabe 2009

Amerikanische Originalausgabe 1979 „Tambu“

Übersetzung Dirk van den Boom

Titelbild & Umschlaggestaltung Timo Kümmel

Atlantis Verlag

Klappenbroschur, 192 Seiten

ISBN 978-3-941258-12-9

Preis 12,90 EUR

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 17.11.2009, zuletzt aktualisiert: 24.09.2024 16:34, 9551