Tolkiens größte Helden herausgegeben von Bernhard Hennen
Rezension von Christel Scheja
Mit dem ersten der drei Hobbit-Filme erschienen in den Verlagen viele Bücher, die den Hunger der Fans auf Lesestoff zum Thema stillen sollten. Jeder ging dabei anders vor – Bastei veröffentlichte eine reine Anthologie mit Geschichten, Heyne entschied sich dazu, eine Mischung aus Essays und Stories anzubieten. Als Herausgeber dieser Zusammenstellung namens Tolkiens größte Helden – Wie die Hobbits die Welt eroberten fungiert Bernhard Hennen.
Das Buch enthält nach einem sehr persönlichen Vorwort von Bernhard Hennen, der von seiner ersten Begegnung mit dem Hobbit erzählt, insgesamt sechzehn Texte, etwa die Hälfte davon sind Geschichten.
Den Auftakt macht Friedhelm Schneidewind, der sich sehr ausführlich mit dem Thema Hobbits beschäftigt und analysiert, was sie eigentlich zu diesen besonderen Helden macht. Warum sind Bilbo und Frodo den Lesern so nahe, obwohl sie genau so fiktiv wie die anderen Helden sind? Zeichnet sie ihre besondere gemütliche Schlichtheit gegenüber Aragorn und Co. aus, die für viele besser vorstellbar ist als Ehre , Untadeligkeit und Opferbereitschaft? Auch die anderen Artikel, die zum großen Teil aus dem Englischen übersetzt wurden, beschäftigen sich mit der Entstehung des Buches und dem Wesen der Hobbits.
Christoph Marzi lässt die Begegnung eines Halblings mit einem Drachen in einem ganz anderen Licht als Tolkien erscheinen ohne dabei die Natur derselben zu verleugnen.
In eine ähnliche Kerbe schlägt Lena Falkenhagen, während Lena Weise auch einmal an die Mädchen unter den Halblingen denkt.
Ein Drittel der Erzählungen und Artikel widmen sich der Auswirkung des »Hobbits« auf moderne Menschen. Auch hier machen sich Autoren Gedanken über das »Was wäre, wenn unsere Welten miteinander verschmelzen« oder berichten von eigenen Erfahrungen mit dem Buch.
Alles in allem entsteht so eine sehr persönliche Sammlung um die kleinen aber wichtigen Helden in Tolkiens Romanen. Die Geschichten halten sich teilweise sehr stark an den Hobbit und interpretieren einige Szenen und Beziehungen neu, nur selten wagen sie es, die Figuren mit neuen Facetten zu bereichern. Alles in allem geht es in ihnen sehr gemütlich zu, betont wird die bürgerliche und schlichte Seite der Halblinge, die einem guten und bequemen Leben möglichst oft dem Vorzug geben, auch wenn sie einem Abenteuer manchmal nicht ausweichen können.
Interessant ist vor allem das Essay von Friedhelm Schneidewind, beschreibt er doch in populärwissenschaftlichen Worten, was die Hobbits auszeichnet und unterlegt dies mit vielen Beispielen, die gut nachzuvollziehen sind. Andere Artikel sind zu vage, zu wissenschaftlich und wiederholen sich untereinander, gerade bei den übersetzten Artikeln fällt dies ins Gewicht. Gegenüber dem ersten – dem reinen High-Fantasy-Teil – fällt der zweite ziemlich ab – nicht nur, dass ein Artikel fehlt, der mitangekündigt wurde, auch die restlichen Essays bleiben eher vage und schwammig enthalten zwar gelegentlich persönliche Anmerkungen, aber leider nur wenige wirklich interessante Informationen. Auch die Geschichten bleiben eher an der Oberfläche.
Fazit:
Alles in allem ist »Alles über Hobbits« eine solide, wenn nicht herausragende Sammlung zum Thema, die vor allem Fans ansprechen dürfte, die auch schon einmal ganz gerne Sekundärartikel lesen und nicht nur auf Kurzgeschichten fixiert sind.
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