Nisha J. Tuli ist eine kanadische Autorin mit indischen Wurzeln und vor allem im Bereich der Romantasy erfolgreich. Mit der Tetralogie Die Artefakte von Ouranos kommt nun die Serie nach Deutschland, die ihren Erfolg begründete. Erschienen ist nun der erste Band Trial of the Sun Queen.
Bereits als Kind wurde Lor in den Kerker des Aurorakönigs geworfen und hat es doch geschafft, bis zum heutigen Tage zu überleben. Kraft gibt ihr nicht nur der Wunsch, ihre Geschwister zu beschützen, sondern auch die Hoffnung, es den grausamen High Fae eines Tages heimzahlen zu können.
Doch sie hat niemals damit gerechnet, überraschend an den Hof des Sonnenkönigs geholt zu werden, um dort an einem Wettbewerb um die Hand des Herrschers teilzunehmen. Dadurch könnte sie ihre Geschwister retten und vielleicht sogar Rache nehmen. Doch dafür muss sie erst einmal die ganzen Prüfungen überleben.
Selection meets Die Tribute von Panem, das ist der Eindruck, den man von der Geschichte durch den Klappentext bekommt. Denn zum einen ist es wieder eine Art Aschenputtel ohne besondere Herkunft, das an lebensgefährlichen Wettkämpfen teilnimmt, die tatsächlich jede Menge Opfer fordern – aber das ist lange nicht alles.
Denn je tiefer die junge Heldin in die Intrigen am Sonnenhof eintaucht, desto mehr scheint sie sich nicht nur in dem Netz zu verstricken, dass dort um sie herum gewoben wird, um so deutlicher wird auch, das mehr hinter allem steckt.
Nisha J. Tuli gelingt es tatsächlich, bekannte Versatzstücke miteinander zu mischen, die jeder fleißige Romantasyleser schon einmal kennen gelernt hat, aber sie schafft es auch noch zu überraschen und die Geschichte nicht all zu vorhersehbar zu machen.
Die Figuren entsprechen zwar den heute so beliebten Archetypen – angefangen mit dem kalten Auroraprinzen, dem aalglatten Sonnenherrscher und seinem undurchschaubar wirkenden Begleiter bis hin zu der jungen Heldin, die zwar durch ihr hartes Leben abgebrüht zu sein scheint, aber dennoch nicht allen überlegen, entwickeln aber dennoch genug Facetten um immer noch zu überraschen.
Es knistert gehörig in der Geschichte, aber das ist nur eine nette Beigabe zu den vielen actionreichen Momenten, den Geheimnissen, die sich nach und nach vor dem Leser entfalten und nicht zuletzt auch den Intrigen, die Lust auf mehr machen, zumal gerade zum Ende in die Karten neu gemischt werden. Das Buch endet recht offen, allerdings muss der Leser auf die Fortsetzung nicht all zu lange warten, da der nächste Band schon drei Monate später erscheint.
Längen gibt es keine, dafür ist der überraschend flappsige Erzählstil für ältere Leser etwas irritierend, aber immerhin nicht anachronistisch genug, um die Fantasy-Atmosphäre zu zerstören.