Der Krieg der Spinnenkönigin Band 5
Rezension von Ralf Steinberg
Inhalt:
Die Gruppe um Quenthel macht sich bereit, mit dem geborgenen Chaosschiff in den Abyss zu reisen, um ihre Suche nach einer Erklärung für Lolths Verschwinden fortzusetzen. Durch das Fehlen der Spinnenkönigin, wird die Anspannung in der nur durch Macht verbundenen Gemeinschaft immer größer und droht zu eskalieren. Quenthel, die Herrin der Priesterschule von Menzoberranzan, bekommt zunehmend Schwierigkeiten, ihre Dominanz zu bewahren, immer größer wird der Einfluss Danifaes, der Kriegsgefangenin, auf den Draegloth Jeggred, wodurch sich die Machtverhältnisse zu verschieben drohen.
Der Zauberer Pharaun kocht inzwischen sein eigenes Süppchen. Gemeinsam mit der im Verborgenen agierenden Aliisza, macht er sich mit der Kontrolle des Chaosschiffes vertraut, immer in dem Bewusstsein, das ihn Aliisza nur benutzt, um die Gruppe für ihren Verbündeten Kaanyr Vhok auszuspionieren.
Vhok belagert derweil weiterhin mit den Grauzwergen die Drow-Stadt Menzoberranzan.
Deren Erzmagier Gromph stellt sich in einem gigantischen Zauberduell dem untoten Verräter Dyrr, um die Gefahr von innen ein für alle Mal zu beseitigen. Bald wird die Stadt von ihren fürchterlichen Magien erschüttert.
An der Oberfläche muss sich der Waffenmeister Ryld entscheiden, ob er bei seiner Geliebten Halisstra bleibt oder weiterhin im Dienst der Spinnenkönigin bleibt. Für Halisstra ist dieser Kampf bereits entschieden, sie bereitet sich darauf vor mit der Mondsichelklinge die Aufgabe ihrer neuen Göttin, Eilistraee, zu erfüllen, nämlich ihre alte Göttin Lolth zu töten...
Rezension:
Der Krieg der Spinnenkönigin geht in die entscheidende Runde. Mit dem Magierduell zieht sich bereits eine der zu erwartenden Entscheidungsschlachten durch das gesamte Buch. Athans verteilt diesen Kampf, der bis zu letzt ausgewogen bleibt, um den Leser immer wieder von anderen Schauplätzen zurück nach Menzoberranzan zu bringen. Dadurch wird Gromph zur Hauptperson des Romans. Zwar verweigert sich der Autor einer weiterführenden Entwicklung des Erzmagiers, aber dennoch gelingt es ihm, den Charakter deutlich darzustellen und seine Handlungen und Gedanken auf die bisherige Person abzustimmen. Überhaupt ist dies die besondere Leistung von Philip Athans. Mustergültig bleibt er auf den bisherigen Spuren der anderen Autoren und verwendet alle Figuren so gekonnt, dass auch die weniger aktiven von ihnen keine Enttäuschung darstellen. Athans lässt jeder von ihnen ein eigenes Leben, sie wirken natürlich und immer Figurengetreu.
Besonders deutlich wird diese Präzision bereits im Romananfang. Dieser ist in seiner nüchternen Brutalität kaum zu übertreffen und wird damit dem Wesen der Drow in einer Art gerecht, die selbst R. A. Salvatore nicht erreichte.
Die zweite Person, der Athans besondere Aufmerksamkeit widmet, ist Halisstra. Ihre verwirrten Gefühle, die in Band 4 eher wenig Raum hatten, werden sanft beschrieben, Änderungen langsam aufgebaut und sorgfältig zu einer neuen Halisstra gebündelt.
Beeindruckend ist auch, mit welcher Leichtigkeit Athans die Fülle an Stoff und Hintergrund verarbeitet. Er bewegt sich im Unterreich, als wäre er hier geboren und beweißt dabei ein beispielloses Wissen um die Vergessenen Reiche. Selbst der Oberflächegeschichte hat er noch etwas hinzuzufügen und versucht, durch geschichtliche Ereignisse Tiefe zu erzeugen.
Verheerung ist ein vergnüglicher Fantasyroman der tiefer in die Serie einsteigt, als seine Vorgänger - eindeutig der bisherige Höhepunkt des Krieges der Spinnenkönigin.
Aufmachung und Gestaltung sind weiterhin tadellos. In den Händen von Feder & Schwert sind die Taschenbücher der Vergessenen Reiche deutlich bibliophiler geworden, als es unter der Verantwortung der Großverlage zu beobachten war. Die Zeichnung Rylds auf dem Cover von Brom ist düster und böse zugleich, eine perfekte Illustration der zu erwartenden Auseinandersetzung im Roman.
Die Übersetzung von Jutta Swietlinski offenbarte keinerlei Schwächen, so dass man als Fazit nur schreiben kann: Verheerung ist ein wirklich gutes Buch.