Welt am Faden von Holger M. Pohl
Reihe: Rettungskreuzer Ikarus Band 58
Rezension von Christel Scheja
Holger M. Pohl ist der Autor des aktuellen „Rettungskreuzer Ikarus“-Mehrteilers, der mit „Im Schatten des Mondes“ begann und nun in „Welt am Faden“ weitergeführt wird. Wieder einmal überschlagen sich die Ereignisse und bringen Geheimnisse ans Licht, die mehr als eine Welt gefährden könnten.
Roderick Sentenza ist der Bitte von Admiral Nicol N'Guda gefolgt und hat sich nach „Valeran“ begeben, einer bisher eher unterentwickelten und ziemlich unwichtigen Welt.
Doch das ist nicht gerade einfach, entpuppt sich die Gesellschaft auf „Valeran“ doch als strenges Matriarchat, in dem die Männer nicht besonders viel zu sagen haben. Deshalb muss Sonja di Mersi die Aufgaben übernehmen, die Sentenza sonst innehat.
Schon bald gibt es Schwierigkeiten, denn auch die neuen Praktikanten, die die Ikarus an Bord hat, zeigen ihr wahres Gesicht. Svilia Rikas und Dorian Darkwood spielen ihr eigenes Spiel. Dazu kommt ein Virus, der vor allem die Frauen willenlos macht und in die Marionetten einer unbekannten Macht verwandelt. Doch wer steckt dahinter? Etwa die Kräfte, die den Mond Valerans ausplündern und dabei nicht gestört werden wollen? Oder umstürzlerische Männergruppen? Oder jemand ganz anderes?
Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, erschwert dadurch, dass fast jeder aus der Crew auf sich allein gestellt ist und nicht weiß, wem er jetzt noch trauen kann und sollte.
„Welt am Faden“ treibt die Geschehnisse voran und stellt die Weichen für den abschließenden Band, leidet dabei aber auch an all den Schwächen, für die Mittelbände bekannt sind: Es wird viel gesucht, geredet und spekuliert, aber zu wirklichen Ergebnissen kommen die Helden dabei nicht. Alles bleibt mehr oder minder in der Schwebe und lässt sich noch nicht wirklich in eine Richtung bringen. Auch verschlechtert sich ihre Situation ohne dass es wirklich einen Hoffnungsschimmer gibt.
Hinweise, wie sich die Geschichte nun weiter entwickelt gibt es leider auch nicht. Dafür zeichnen sich die Mitglieder der Ikarus-Crew dadurch aus, dass sie ungewöhnlich passiv bleiben und den neuen Charakteren das Feld überlassen, vor allem einem. Es mag zwar sein, dass einigen förmlich die Hände gebunden sind, andere dem Virus verfallen, aber gerade das nimmt der Handlung die meiste Spannung – hätte doch diesmal statt den Herren der Schöpfung endlich einmal der weibliche Teil der Crew glänzen können.
Alles in allem lässt sich der Roman aber trotzdem ganz gut lesen, was wohl in erster Linie an dem flüssigen Schreibstil des Autors liegt.
„Welt am Faden“ schwächelt gegenüber „Im Schatten des Mondes“ leider deutlich und führt das eigentlich interessante Szenario viel zu konventionell und klassisch weiter, was die typischen Mittelband-Schwächen noch verstärkt. Es bleibt nur zu hoffen, dass der dritte und vermutlich abschließende Teil das alles wieder ausbügeln und die Spannung wieder steigen lässt.
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