Rezension von Katrin Kress
Berlin wird von einem Terroranschlag erschüttert: Eine Explosion auf dem S-Bahnhof Savignyplatz zerfetzt sieben Menschen, darunter die Tochter eines prominenten Regierungsberaters.
Kommissar Paul Selig wird mit den Ermittlungen beauftragt – zu seinem großen Erstaunen, denn eigentlich ist er alles andere als ein Erfolgsmensch: melancholisch, zögerlich, introvertiert. Daran ist seine Zwillingsschwester Lisa nicht ganz unschuldig, die von Kindesbeinen an kaum eine Gelegenheit ausgelassen hat, ihren Bruder zum Verlierer zu stempeln.
Bei seinen Ermittlungen stößt Selig auf zahlreiche Ungereimtheiten. Sollte er den Fall etwa bekommen haben, weil man ihm die Aufklärung nicht zutraut? Aber wer könnte ein Interesse daran haben, die Wahrheit unter Verschluss zu halten?
Inhalt:
Ein Fotograf, eine Mutter mit zwei Jungs, ein blasser Mann, ein Liebespärchen, die Tochter eines Regierungsberaters: Als die S-Bahn in den Bahnhof Savignyplatz einfährt, ahnt keiner der Wartenden auf der Plattform, dass der Zug sich in wenigen Sekunden in einen Feuerball verwandeln und jeden von ihnen in den Tod reißen wird. Es ist nicht der erste Terroranschlag, der die Hauptstadt erschüttert: Eine Bombe ging kurz zuvor in der Friedrichstraße hoch, eine weitere am Alexanderplatz. Als der Anschlag geschieht, hat Kommissar Paul Selig Bereitschaftsdienst. Er wird mit den Ermittlungen beauftragt, zu seiner großen Überraschung, ist er doch alles andere als ein Ermittler-As. Allein dass er vor den Augen der Spurensicherung in den Tatort kotzt, wäre Grund genug, ihn ins Verkehrsdezernat zu versetzen. Dass Paul Selig so ist wie er ist, nämlich zögerlich und introvertiert, hängt mit seiner Zwillingsschwester Lisa zusammen, die ihre Kraft daraus zu schöpfen scheint, Paul klein zu halten. Lisa ist sexy, die rechte Hand des Innenministers und geht in den Schaltzentralen der Macht ein und aus. Gerade sind Wahlkampfzeiten, und es kommt ihr gut zupass, dass der Stuhl des amtierenden Kanzlers infolge der Anschläge kräftig wackelt. Zur gleichen Zeit stößt Paul Selig auf Ungereimtheiten und fragt sich, ob er den Fall gerade deshalb bekommen hat, weil man ihm die Aufklärung nicht zutraut. Wer jedoch könnte ein Interesse daran haben, die Wahrheit zu vertuschen? Für die Bevölkerung ist die Sachlage klar: Die Täter sind islamistische Extremisten. Der Hass entlädt sich in einem Akt beispielloser Lynchjustiz. Auge um Auge, Zahn um Zahn: Ein von Muslimen besuchtes Teehaus in Kreuzberg wird vom tobenden Mob gestürmt. Kommissar Paul Selig befindet sich unter den Verletzten. Und ihm reicht’s: Er nimmt den Kampf auf, gegen sich und gegen den unbekannten Attentäter. Je mehr Selig an Stärke gewinnt, desto mehr scheint Lisa an Einfluss zu verlieren ...
Schreibstil und Aufbau:
Es wird also ein Schreckensszenario beschrieben, wie es in jeder größeren deutschen Stadt passieren könnte: Eine Explosion in einem S-Bahnhof, bei der mehrere Menschen getötet werden. Kommissar Seliger wird mit den Ermittlungen betraut, ein sympathischer Protagonist mit vielen kleinen menschlichen Schwächen. Leider ist dies momentan sehr aktueller Stoff, in Zeiten ständiger Angst vor Attentaten, in welcher man sich ständig an den 11. September 2001 erinnert, und Bombenanschläge selbst vor Europäischen Großstädten wie London nicht mehr halt machen. Einen Teil der Spannung bezieht die Geschichte auch aus der Tatsache, dass auf der Gegenseite die Zwillingsschwester des Kommissars agiert, zu der dieser von jeher ein problematisches Verhältnis hat. Stromiedel hat eine sehr spannende und realitätsnahe Geschichte geschrieben, wobei er allerdings seine Herkunft als Drehbuchschreiber für diverse Krimiserien nicht ganz verleugnen kann. Die Sprache und der Stil sind einfach, schnörkellos und klar, und meines Erachtens nach an manchen Stellen viel zu strait. Die ständigen Szenenwechsel erhalten zwar einen gewissen Spannungsbogen, sorgen Streckenweise aber auch für einige Verwirrung, bis man in der neuen Umgebung angekommen und sich mit den dortigen Akteuren vertraut gemacht hat ist man auch schon wieder woanderst.
Fazit:
Seinem Erstling merkt man auch wirklich an das Markus Stromiedel früher für Filmproduktionen gearbeitet hat. Das ganze Buch kommt daher wie ein Film, inklusive Szenenwechsel und für einen Film tollen Übergängen. Leider lässt sich ein „Drehbuch“ nicht eins zu eins auf Belletristik umsetzen. Und genau das merkt man diesem Buch auch deutlich an. Meiner Meinung nach währe es wesentlich besser gewesen direkt einen Film aus dem ganzen zu machen, denn als Buch kann mich das ganze leider nicht überzeugen. Schuster bleib bei deinen Leisten. Für einen Erstling durchaus akzeptabel, für mich aber nicht unbedingt ein Pageturner.