Amoklauf (Dorian Hunter 7)
 
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Amoklauf

Reihe: Dorian Hunter 7

Hörspiel

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

In New York hatte Dorian Hunter nach dem Kampf mit Frank Leary vom Aufenthalt dessen Sohnes erfahren – nur dass der angebliche Sohn in Wahrheit Dorians dämonischer Bruder Dr. Jerome Hewitt ist. Dorian beschließt, den Spieß umzudrehen und fliegt nach Borneo um Hewitt zur Strecke zu bringen. Kurz vor seiner Ankunft lief der angesehene Engländer Harry Richardson Amok – die ganze Stadt spricht davon. Ein Unbekannter lässt Dorian bei dessen Ankunft eine Zeitung zukommen, in welcher der darüberberichtende Artikel rot eingekreist ist. Wer schickte die Zeitung – und warum? Ist es derselbe, der Dorian beschatten lässt? Hewitt kann es eigentlich nicht sein, oder? Dorian will der Sache auf den Grund gehen und stellt bald fest, dass Grace Richardson ihren Mann für unschuldig hält. Vielleicht ist dieser mysteriöse Virus, wegen dem sich Dr. Witt von der WHO an die Familie wandte, daran Schuld?

 

Amoklauf ist im Kern ein recht gradliniger Mystery-Thriller: Dorian Hunter folgt der Spur von New York nach Borneo um einen weiteren Bruder, um einen weiteren Dämon zu vernichten. Ihm kommen jedoch Harry Richardsons Amoklauf und eine ihn verfolgende dunkle Limousine in die Quere. Daraus resultieren die vordergründigen Spannungsquellen – einige direkte Bedrohungen, die zumeist durch Kämpfe gelöst werden, und einige Rätsel um den Amoklauf, dessen wichtigstes am Ende ist: Wozu lässt der Schurke seine Opfer Amok laufen?

Wie schon in den vorherigen Folgen spielt makaberer Humor eine gewisse Rolle, etwa durch Dorians sarkastische und zynische Bemerkungen. Dieses Mal sind dem Autor der Vorlage anscheinend die Pferde durchgegangen. So werden z. B. mehrfach 'hysterische' Frauen k.o.-geschlagen. Das ist wohl als Witz gemeint. Hier stellt sich wie immer die Frage, über was man Witze machen darf – über alles, nur komisch müssen sie sein. Und das sind die Spitzen dieser Folge meines Erachtens nicht. Bleibt zu hoffen, dass es bei diesem 'Ausrutscher' bleibt.

Wie immer wird der Sekundärstrang um das Henkersschwert vorangetrieben, welches in der zweiten Folge Das Henkersschwert in Dorians Hände gelangte. Hier gibt es gleich zwei gute Nachrichten: So wird dieser Strang bald (wohl in der nächsten Folge) mit dem Hauptstrang zusammengeführt werden und daraus folgt, dass dieser 'Rahmen' weniger Raum in Anspruch nimmt und damit der Höhepunkt der Kerngeschichte nicht mehr übermäßig weit von dem tatsächlichen Hörspielende entfernt ist, wie es etwa in Freaks, der vorherigen Folge, der Fall war.

Um meine Kritik noch einmal explizit einzuordnen: Amoklauf ist eine gradlinige, spannende Story, die sich rasch entwickelt; nur einige Witze zünden nicht.

 

Es sind wieder nur wenige Sprecher der bisherigen Stammbesetzung dabei: Thomas Schmuckert spricht natürlich wieder Dorian Hunter und Claudia Urbschat-Mingues hat einen kleinen Auftritt als Coco Zamis. Deren Leistungen sind stabil gut, da gibt es nichts Neues zu sagen – wer sie bisher nicht mochte, wird sie auch jetzt nicht mögen, wer sie bisher mochte, wird sie auch weiterhin mögen.

Nun zu den neuen Rollen. Da ist zunächst Frank Gustavus, der Marvin Cohen, einen einfach gestrickten, brutalen Rassisten im Dienste ihrer Majestät spricht. Auch wenn man Gustavus weniger als Sprecher – er sprach kleinere Rollen in Die Schwarze Sonne oder Gesucht – Billy the Kid – sondern eher als Produzent und Regisseur kennt – eben Gesucht oder Necrophobia – macht er seine Sache gut; er könnte vielleicht an manchen Stellen etwas mehr Elan einbringen. Anders bei Sven Plate, der den manischen Dr. Hewitt spricht. Plate dürfte den meisten Hörern als Jay vom Sender, der heißt wie die Stadt, bekannt sein. Er dreht extrem auf – meiner Ansicht nach wäre hier ein bisschen weniger, deutlich mehr gewesen; so wirkt es mir zu überzogen. Brigitte Grothum, die der gesetzten Amokläufergattin Grace Richardson ihre Stimme leiht, ist wiederum als Hörspielsprecherin eher unbekannt – vielleicht kennt man sie aus Leon Traumgänger – doch die Schauspielerin und Synchronsprecherin verfügt über genügend Erfahrung um selbst eher alberne Szenen verhältnismäßig gut über die Bühne zu bringen. Nun noch eine kleine Überraschung – wer kennt folgenden Austausch: Ein Junge: "Aber Sir, Sie brauchen uns doch nicht mit der Pistole …" – Es unterbricht ein Mann mit brummiger Bassstimme: "Na' das' doch wohl meine Sache!" – Genau: Es ist Gerlach Fiedler als Mr. Claudius aus Die drei ??? und der Superpapagei. Er spricht hier den Amokläufer Harry Richardson. Leider nur eine kleine Rolle ohne viel Text, doch es hat mich trotzdem sehr gefreut, ihn mal wieder zu hören. Neben den genannten Sprechern gibt es noch einige weitere, die in ihren eher kleinen Rollen überwiegend überzeugen.

 

Auch an der modernen Inszenierung hat sich wenig geändert – die Geräusche stehen für sich selbst, über die Musik lässt sich Andreas Meyer (Moorland Music) kurz im Klappentext aus: Es handelt sich z. T. um rhythmisierte Kühlschrankgeräusche oder Herzblubbern aus dem Wasserglas, die mit Dopplereffekten extrem verfremdet werden. Moderner Industrial, so wie es mir gefällt.

 

Fazit:

Dorian Hunter kommt nach Borneo, um seinen Dämonenbruder Hewitt zu töten, doch bei seiner Ankunft wird er in die rätselhaften Ereignisse um den Amoklauf des Harry Richardson verstrickt. Mit Amoklauf, dem siebten Hörspiel der Dorian Hunter-Reihe, wird ein spannender, gradliniger Mystery-Thriller vorgelegt, der vor allem durch seine Inszenierung zu überzeugen weiß. Die Serie hat sich auf den Markt etabliert, der Reiz des Neuen ist fort, doch mit kleinen Abstrichen ist sie immer noch herausragend.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426234905edaba989
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Hörspiel:

Amoklauf

Reihe: Dorian Hunter 7

Vorlage: Neal Davenport

Produzent: Dennis Ehrhardt

Regie: Marco Göllner

Label: Zaubermond

Erschienen: September 2009

Umfang: 1 CD, ca. 70 min.

Asin: B002HI14MQ

Erhältlich bei: Amazon

 

Sprecher (Auswahl):

Thomas Schmuckert

Frank Gustavus

Sven Plate

Brigitte Grothum

Gerlach Fiedler

René Wagner

Claudia Urbschat-Mingues

 


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Erstellt: 29.09.2009, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05, 9271