Dieses Hin und Her spricht dafür, dass es ein guter, aber schwieriger Stoff ist, der verarbeitet werden will. Das findet sich schon in der Vorlage. Wie so viele deutsche Horror-Hörspiel-Helden – man denke an John Sinclair, Tony Ballard oder Professor Zamorra – wurde auch Dorian Hunter in den Groschenheftchen 'geboren': 1973 trat Dorian Hunter Im Zeichen des Bösen die schicksalhafte Reise nach Österreich an, damals im Rahmen der bei Pabel erscheinenden Vampir-Reihe. Autor ist der mittlerweile verstorbene Ernst Vlcek. Doch er war nicht alleiniger Verfasser, schon der zweite Roman der Serie stammte aus Neal Davenports (Kurt Luif) Feder; zusammen mit Earl Warren (Walter Appel) verfassten die beiden allerdings etwa 66 Prozent der Geschichten.
Zunächst wurden in sich geschlossene Einzelfolgen veröffentlicht, doch mit der 18. Folge – Das Fest auf dem Teufelshügel – erhielt Dorian Hunter eine Dämonenkiller betitelte eigene Reihe, die sich auch längeren Zyklen zu wendete. Doch schon mit Folge 143 – Rächer aus dem Totenreich – wurde die Reihe trotz bisher ansehnlicher Verkaufszahlen eingestellt: Innerhalb eines Jahres waren drei Ausgaben auf den Index für jugendgefährdende Schriften gesetzt worden. 1983 wurde eine zweite Auflage herausgebracht, bei der die indizierten Romane ausgelassen oder stark überarbeitet wurden. Nicht allzu lange Zeit später mit Folge 175 wurde die Reihe wiederum eingestellt, dieses Mal waren die schlechten Verkaufszahlen die Ursache. Seit 2000 wird die erste Auflage vom Zaubermond-Verlag neu aufgelegt, außerdem führt der Verlag die Geschichten um Dorian Hunter in einer eigenen Serie weiter.
Zaubermond bringt nun in Eigenregie die Reihe als Hörspiel heraus und wählt dabei einen Kurs zwischen Publikumsgeschmack und Erneuerung. So werden die Hauptrollen mit gut und zumeist auch bekannten Sprechern besetzt: Thomas Schmuckert (Dorian Hunter), Claudia Urbschat-Mingues (Coco Zamis) und Hasso Zorn (Norbert Helnwein) kann man regelmäßig in tragenden Rollen hören, aber auch Namen wie Jürgen Thormann, Udo Schenk, David Nathan oder Martin Semmelrogge kann man in den Covern lesen. Daneben wird immer wieder Neulingen eine Chance geboten – Tim Kreuer wird wohl nur wenigen Hörern ein Begriff sein, doch er macht seine Sache nicht schlechter als die bisher genannten.
In Punkto Tonproduktion schlug Oliver Döring einen neuen Weg ein: Der hatte für die John Sinclair-Folgen ausschließlich auf die Tonbibliotheken Hollywoods zurückgegriffen, was einen sehr sauberen und professionellen Eindruck erzeugte. Regisseur Marco Göllner schließt sich ihm hier an. Doch während bei den meisten modernen Horror-Thrillern Heavy Metal-Klänge überwiegen, wählt Göllner Stücke, die eher dem Industrial zu zurechen sind – die hervorragend dazu passende Titelmusik stammt vom Goldenen Reiter Joachim Witt, der mittlerweile von der 'schwarzen Szene' goutiert wird. Damit geht man eigene Wege ohne die Fans, die sich offenbar an Carsten Bohns Retro-Mix von der ersten Professor Zamorra-Folge störten, vor dem Kopf zu stoßen. Gleiches gilt für den Handlungsaufbau, der bei beiden Reihen mehrere Erzählebenen umfasst, aber bei den Einzelfolgen Dorian Hunters sich leichter erfassen lässt.