Im Labyrinth des Todes (Dorian Hunter 9)
 
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Im Labyrinth des Todes

Reihe: Dorian Hunter 9

Hörspiel

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Dorian Hunter berichtet Dr. Denning, anscheinend sein Psychiater, was sich in der letzten Zeit ereignet hatte. Nach dem Einsatz im Kollegium Isacaaron war Coco Zamis verschwunden, doch dafür fand er das Tagebuch des Nicholas de Conde in dem Schwertkasten des Henkersschwertes, das einst dem undurchsichtigen Olivaro gehörte. Bevor Hunter die Aufzeichnungen seines Ahnen jedoch durchlesen konnte, erhielt er eine Horror-Nachricht: Coco war mit Michael Lundsdale, einem Lehrer des Isacaaron, nach Hong Kong durchgebrannt und dort auf einer Party tot zusammengebrochen. Das kommt dem Dämonenkiller alles sehr seltsam vor und so fliegt er selbst in die einstige Kronkolonie. Lundsdale ist mittlerweile ein verwirrter, gebrochener Mann, der zwar die Geschichte von Cocos Tod in Grundzügen bestätigen kann, aber auch zu viele Gedächtnislücken besitzt. Hunter beschließt, den Dingen auf den Grund zu gehen und ein bisschen im Hong Konger Dreck zu graben – bald riecht es nach den scheußlichen Ghouls.

 

Im Labyrinth des Todes ist die neunte Folge der Dorian Hunter-Reihe; bisher stammte sie aus dem Hause Zaubermond, mit der aktuellen Folge ist man zum Label Folgenreich (Gabriel Burns, Point Whitmark) gewechselt. Im Kern sie die Geschichte ein glatter Horror-Thriller. Coco Zamis soll durchgebrannt mit Lundsdale (aus der Folge Kinder des Bösen) und unter mysteriösen Umständen in Hong Kong gestorben sein – Dorian Hunter ist höchst skeptisch und versucht, die Wahrheit herauszufinden. Dabei wird ihm langsam klar, dass die ganze Angelegenheit eine Falle ist, die zuschnappen wird, wenn er in die richtige Position manövriert wurde. Neben den hieraus erwachsenden Spannungsquellen Rätsel und Action setzt Regisseur Marco Göllner auf Horror – wo es Ghouls gibt, sind angefressene Leichen nie weit, und auch sonst gibt es einige Angst- und Ekel-Szenen. So viel ist mal klar: Dieses Hörspiel ist nicht für Kinder geeignet. Im Gegenzug wird der makabre und zynische Humor deutlich zurückgefahren, bleibt allerdings in Anteilen erhalten.

An dieser Stelle zu einer Merkwürdigkeit: Im Labyrinth des Todes verwendet Ghoule als Feinde – wie auch die John Sinclair-Geschichte Das Rätsel der gläsernen Särge. Aber es gibt darüber hinaus zahlreiche ähnliche Szenen und Motive. So viele, dass ich bereit bin, von Plagiat zu sprechen. Zwar sind die Geschichten unterschiedlich genug, um beide zu unterhalten, doch es ist offensichtlich, dass jemand abgeschrieben hat – allein wer von wem, bleibt unklar, da beide Geschichten ursprünglich 1974 veröffentlicht wurden. Da Das Rätsel der gläsernen Särge (von Tonstudio Braun) mein erstes Horror-Hörspiel war, wird es immer einen besonderen Platz in meiner Erinnerung einnehmen. Doch auch über die nostalgische Verklärung hinaus halte ich das Sinclair-Hörspiel inhaltlich für das bessere – Dorian Hunter geht die Sache mindestens so naiv an wie weiland Larry Brent und auch sonst gibt es einige holprige Stellen. In puncto Inszenierung sieht die Angelegenheit allerdings komplett anders aus.

 

Die Sprecherriege ist gleich in zweifacher Hinsicht beeindruckend: Zum einen geben sich einundzwanzig Sprecher die Ehre, was für ein sechsundsiebzig minütiges Hörspiel sehr viele sind, und zum anderen sind die Rollen hochkarätig besetzt.

Das beginnt mit den zentralen Stammsprechern – Thomas Schmuckert (Dorian Hunter), Claudia Urbschat-Mingues (Coco Zamis) und Stefan Krause (Olivaro) – über die wiederkehrenden Nebenrollen – wie Regina Lemnitz (Martha Pickford), Frank Felicetti (Donald Chapman) oder Tim Kreuer (Phillip Hayward); Santiago Ziesmer (Edward Belial) und Tom Broke aka Andreas "Bob Andrews, Recherchen und Archiv" Fröhlich (Michael Lundsdale) sind auch wieder dabei – bis hin zu den Neuzugängen.

Hier will ich vor allem drei erwähnen: Die Rolle, die Dr. Denning zukommt, bleibt zunächst unklar, aber es ist anzunehmen, dass der Hörer dessen Sprecher, Peter Matić, erneut zu hören bekommt. Wie sich das Verhältnis entwickelt, wird spannend, denn immerhin legt sich Hunter bei Myxin (aus John Sinclair) auf die Couch. Ebenfalls wiederhören wird man wohl Michael Prelle (Rasputin aus Hellboy); in welcher Rolle, will ich an dieser Stelle nicht sagen, um die Spannung nicht zu verderben. Eher nicht wiederhören wird man Jochen Schröder (Gabriel Burns, Point Whitmark, Gruselkabinett) als Mr. Bacon – hoffentlich wird man ihn in anderen Rollen in dieser Reihe zu hören bekommen.

Alles in allem eine glänzende Performanz – da gibt es nicht zu meckern.

 

Die Inszenierung führt den bisherigen Stil weiter – es gibt keinen Erzähler, Geräusche werden nicht erläutert, sondern erläutern umgekehrt die Handlung usw. Diese moderne Inszenierung ist so präzise und treffend, dass ich mir eine Verbesserung im Rahmen des kommerziellen Hörspiels kaum mehr vorstellen kann. (Im Rahmen des nicht-kommerziellen Hörspiels, ich denke an Dinge wie Neuromancer, von Radio Bremen/Westdeutscher Rundfunk, gibt es noch eine ganze Dimension: die Spannung zwischen Inneren Monolog und Dialog mit der Außenwelt. Das lässt Hörspiele allerdings sehr komplex werden und in dieser Hinsicht hat Göllner meines Erachtens durch die Wechsel in Erzählperspektive und -ebene bereits die obere Grenze für kommerzielle Hörspiele erreicht.) Gruselige Spieluhrenklänge mit Aussetzern, düsterer Industrial, eine passende Geräuschkulisse – besser geht es nicht (bei einem kommerziellen Hörspiel).

 

Fazit:

Dorian Hunter fliegt nach Hong Kong, um der Horror-Nachricht, dass Coco Zamis gestorben sei, auf den Grund zu gehen, wobei er auf alte und neue Widersacher stößt. Im Labyrinth des Todes ist ein gelungener Horror-Thriller, der zwar ob der Ähnlichkeit mit der Sinclair-Folge Das Rätsel der gläsernen Särge etwas irritiert, aber aufgrund der exzellenten Inszenierung ein gruseliger Genuss ist.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202411061207072198b6cb
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Hörspiel:

Im Labyrinth des Todes

Reihe: Dorian Hunter 9

Vorlage: Neal Davenport

Produzent: Dennis Erhardt

Regie: Marco Göllner

Label: Folgenreich

Erschienen: Februar 2010

Umfang: 1 CD, ca. 76 min

ASIN: B002ZCWA8Q

Erhältlich bei: Amazon

 

Sprecher (Auswahl):

Thomas Schmuckert

Tom Broke

Stefan Krause

Santiago Ziesmer

Claudia Urbschat-Mingues

Konrad Halver

Peter Matić

 


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Erstellt: 06.02.2010, zuletzt aktualisiert: 05.05.2024 13:22, 9990