Der Griff aus dem Nichts - Dorian Hunter 5
 
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Der Griff aus dem Nichts

Reihe: Dorian Hunter 5

Hörspiel

 

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Dorian Hunter, seines Zeichens ein staatlich lizensierter Dämonen-Killer, reist in die USA. Zum einen um seinen alten Freund Jeff Parker, den – den – Hollywood-Produzenten, einmal wieder zu sehen und zum anderen um seinen dämonischen Bruder Robert Fuller aufzuspüren und zu töten. Dorian erfährt, dass sein Bruder als Schönheitschirurg in L. A. gearbeitet hat. Doch bevor Dorian sich auf der von Parker organisierten Willkommensparty näher mit der großbusigen Schönheit befassen kann, lässt er sich auf einen Streit mit der angetrunkenen Schauspielerin Dorothy Malone ein – hat der Besuch von Dr. Hopper sie so mitgenommen? Beleidigt rauscht sie ab. Das soll überraschende Konsequenzen haben, denn nun springt Lorna, die Großbusige, ein; sie will nicht nur Dorothys Rolle, sie will auch Dorian – in der abgeschiedenen Ecke erleben die beiden dann eine böse Überraschung.

 

Eigentlich scheint alles ganz klar: Mr. Hunter, der Dämonen-Killer, reist nach Hollywood um seinen dämonischen Bruder Dr. Fuller zur Strecke zu bringen – da schreit alles nach Jagd. Doch die Geschichte entwickelt sich anders: Dorian ist noch nicht richtig angekommen, als er schon seines Bruders langen Arm zu spüren bekommet, Dorian stochert bei seiner Suche im Dunkeln herum, während Dr. Fuller anscheinend gut über den Dämonen-Killer informiert ist. Hängt das mit dem Anruf des Wiener Antiquitätenhändlers Helnwein zusammen? – Kurz nach Dorians Abflug hatte er den New Yorker Tim Morton darüber informiert und der wiederum gibt sich alle Mühe an ihm dranzubleiben.

Die Plotstruktur weist nun Stärken und Schwächen auf. Anstelle der üblichen Positionierung – der Jäger hält die Fäden in der Hand und treibt seine Beute gnadenlos in die Enge – gerät Dorian zunächst einmal in ein undurchschaubares Beziehungsgeflecht, aus denen Ereignisse erwachsen, die auch ihn betreffen, ja sogar bedrohen, aber nicht verständlich sind. Diese Struktur erzeugt per se Spannung; hinzu kommt noch die aus den Rätseln selbst resultierende Spannung. Andererseits gibt es einige Szenen, die als Vorausdeutung dem Hörer gewisse Zwischenfälle erklären können, wenn er aufmerksam zuhört. Eben diese Zusammenhänge sind aber nicht leicht zu erkennen, dafür mindern diese Szenen den Plotfluss; vielleicht hätte man die Vorausdeutungen dieser Szenen entweder in Szenen mit Dorian einfließen lassen oder regressiv erklären sollen.

Wie üblich erwächst aus der Grundbedrohung sowie direkten Bedrohungen, die mit rasanter Action gelöst werden, weitere Spannung; auch an Dorians zynisch-vulgären Tonfall (den ja nicht nur Dorian pflegt) hat sich nichts geändert. Die Horror-Elemente vereinigen den aus krassen Grotesken erwachsenden Ekel mit überraschend auftretenden direkten Bedrohungen.

 

Bei den Sprechrollen erwartet den Hörer eine Überraschung: mit Ausnahme von Thomas Schmuckert (Dorian Hunter) sind die Rollen altbekannter Figuren vernachlässigbar gering. Wohl hatte man Andreas von der Meden schon kurz in Das Wachsfigurenkabinett gehört, doch hier spricht er mit Jeff Parker die zweite Hauptrolle. Die ist als Mischung aus Reserviertheit und einem verhohlenem Hang zum Handfesten bis Vulgären angelegt und hebt sich wohltuend vom Butler-Duktus, wie er als Morton in Die drei ??? oder als Butler William in Professor Zamorra zu hören ist, ab. Ein witziges Detail: Von der Meden hatte schon in der Europa-Produktion des Dämonenkillers den Jeff Parker gesprochen.

Interessant ist auch die 'Hamburger Connection' – Hamburger Theatergängern werden unter Umständen nicht nur den Stimmen, sondern auch die Gesichter der Schauspieler Katja Brügger (Dorothy Malone) und Michael von Rospatt (Dr. Carl Hopper) bekannt sein; sonst hat man sie vielleicht schon mal in TKKG oder anderen Hörspielen gehört – Brügger hatte sogar in der Dorian Hunter-Reihe verschiedene Auftritte, auch wenn diese eher nicht im Gedächtnis haften bleiben. Noch zwei weitere aus der Reihe bekannte Stimmen tauchen wieder auf: Nachdem Marco Göllner in Das Henkersschwert als Sprecher mit Bruno Guozzi ausgeschieden war, kehrt er als cooler und undurchsichtiger Tim Morton zurück. Auch Bea Kopyto kennt man in diesem Zusammenhang – in Im Zeichen des Bösen sprach sie Dorians wahre Mutter Anastasia von Lethian. Hier verleit sie der lasterhaften Lorna Blue ihre Stimme; nach meinem Dafürhalten ein klarer Fortschritt. Patrick Bach: War Silas eben noch (für mich) als Phoebus de Châteaupers in Titania Mediens Der Glöckner von Notre Dame zu hören, so gibt er jetzt den zwielichtigen Maskenbildner; zumindest theoretisch trat er schon in der Reihe auf – allein praktisch ist die Szene dem Schnitt zum Opfer gefallen und findet sich nun auf der CD Dorian Hunter Theme von Witt wieder.

Generell sind die Leistungen der Sprecher gut, doch bisweilen sollen Szenen 'kippen' und das gelingt nicht immer. Gerade Dr. Hopper wird an den Rand des Wahnsinns gedrängt und einige Szenen schweben zwischen Horror und Humor, beides aus der krassen Groteske motiviert; hier klingt manches zu künstlich. Anders die Szene mit der lüsternen Lorna: Hier wird aus einer erotisch geprägten Szene etwas ganz anderes – hier gelingt der Übergang außerordentlich gut.

 

Der Einsatz der ans Industrial gemahnende Musikstücke ist sehr vielfältig (wobei zu beachten ist, dass der Übergang von Musik zum Geräusch hier fließend sein kann): Mal steht die Musik als Überleitung zwischen den Szenen im Vordergrund, mal zur subtilen Unterstützung der Stimmung der Szene im Hintergrund – sie erinnert dann an Musik aus Filmen wie David Lynchs Mulholland Drive (die score ist vom Meister Angelo Badalamenti). Hier sehe ich kaum mehr Steigerungspotential. Die Geräuschkulisse ist so gut, wie man es von den bisherigen Produktionen gewohnt ist.

 

Fazit:

Dorian Hunters Jagd auf seinen dämonischen Bruder Dr. Fuller gestaltet sich völlig anders als (von Dorian selbst) erwartet: Statt seine Beute zu treiben muss er auf ihm unverständliche Ereignisse reagieren. Mit Griff aus dem Nichts geht die Horror-Reihe Dorian Hunter spannend in die fünfte Runde: Mystery und Thriller halten den Hörer bei der Stange, wobei sich die Plotstruktur als nur durchwachsen entpuppt; sind Sprecher und Geräuschkulisse schon gut, so kann man die Verwendung der Musikstücke kaum genug loben. Auf Wiederhören mit Dorian Hunter 6: Freaks!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032720415539dc15af
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Hörspiel:

Der Griff aus dem Nichts

Reihe: Dorian Hunter – Dämonen-Killer 5

Vorlage: Ernst Vlcek

Produzent: Dennis Ehrhardt

Zaubermond (ALIVE), Februar 2009

Umfang: 1 CD, ca. 74 min

 

Asin: B001R4U8KU

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Sprecher (Auswahl):

Thomas Schmuckert

Andreas von der Meden

Katja Brügger

Michael von Rospatt

Patrick Bach

Marco Göllner

Bea Kopyto


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Erstellt: 09.03.2009, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05, 8404