Amsterdam (Dorian Hunter 24)
 
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Amsterdam

Reihe: Dorian Hunter 24

Hörspiel

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Im Kampf gegen den Dämonendrilling haben Dorian Hunter und Coco Zamis einen Rückschlag erlitten: Helnwein ist tot und den Goldenen Drudenfuß besitzen sie auch nicht – dafür den abgetrennten, aber immer noch untoten Kopf des Vampirs Thören Rosqvana. Und der weiß, wo der Drudenfuß ist. Doch bevor er sein Wissen teilt, will er einen neuen Körper bekommen, und den gibt es in Amsterdam. Also fahren Dorian und Coco mit Rosqvanas herum nörgelnden Kopf in einer Hutschachtel im Zug in die niederländische Hauptstadt. Zu ihnen sollen sich bald ihre Kollegen Marvin Cohen und Donald Chapman gesellen. Vorher müssen sie jedoch einen riesigen Kreolen abwimmeln, der sich unbedingt zu ihnen setzen will und nicht versteht, warum die leeren Sitze besetzt sind – ein Sitz ist doch nur dann besetzt, wenn jemand drauf sitzt, oder? Natürlich ist Ndojo keineswegs so dumm wie er tut. Auch handelt er nicht aus freien Stücken. Doch was er will und was er nicht will spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, was sein Auftraggeber will. Denn wenn Ndojo scheitert, wird dieser nicht nett sein. Das darf Ndojo nicht riskieren. Also muss Ndojo unfreundlich sein: Immerhin will sein Auftraggeber den Kopf Rosqvanas – und die Gehirne von Dorian und Coco.

 

Amsterdam schließt wiederum eng an die vorige Folge Tod eines Freundes an. Dort hatte Rosqvana versucht, Hunter und Zamis zu töten, scheitere aber, wobei sein Körper zermalmt wurde – was der Kopf allerdings unbeschadet überstand. Inhaltlich setzt die vierundzwanzigste Folge hier ein: Mit dem Kopf im Gepäck geht es nach Amsterdam, dafür soll es den Drudenfuß geben. Irgendwie seltsam, dass Hunter sich darauf einlässt: Mit Olivaro will er nichts zu schaffen haben, aber diesen stinkenden Deal geht er ein – und später wird es noch schlimmer. Doch zurück zur Handlung. Natürlich wird die Zugfahrt bald unterbrochen. Ndojo gelingt es, die Pläne der Reisenden durcheinander zu bringen, später geraten die Dinge noch mehr außer Kontrolle. Der Plot ist eine recht gradlinige Mischung aus Jagd und Rettung – das gradlinige ist keinesfalls negativ zu werten, denn es ermöglicht eine schnelle und spannende Entwicklung der Geschichte. Zudem wird sie erzählerisch aufgebrochen, indem Skript-Autor Göllner Ndojo als Perspektivfigur einführt. Gerade die unklare Stellung der zu diesem Strang gehörigen Figuren steigert die Spannung. Zu den Spannungsquellen gehören natürlich die Klassiker des Horrors: Die bizarr-grausigen Gegner (hier wird erheblich auf Ekel und Körperhorror gesetzt) und direkte Bedrohungen. Daneben gehört auch der bekannte makabren und sarkastische Humor der Serie, sowie einige wirklich überraschende Momente – etwa als Red Jong (den man natürlich in Amsterdam begegnet) mit Chapman spricht, hat Letzterer allen Grund auszurasten. Hierhin gehört auch der begrenzte, aber kluge Einsatz von Sprüngen in der Handlung und diese auffüllenden Rückblenden. Ein gutes, spannendes Skript, das die in der letzten Folge aufgebauten Erwartungen erfüllen kann.

 

Das Booklet nennt neunzehn Sprecher und liegt damit – für die Serie – im unteren Bereich; der Eindruck wird verstärkt durch den Umstand, dass nur zehn Rollen einen Namen haben – und auch von diesen fallen zwei sehr klein aus. Entsprechend ist das Hunter-Team nur eingeschränkt vertreten. Dabei sind Thomas Schmuckert (Dorian Hunter), Frank Felicetti (Donald Chapman), Claudia Urbschat-Mingues (Coco Zamis) und Frank Gustavus (Marvin Cohen). Die individuelle Performanz und mehr noch das Zusammenspiel fallen ausnahmslos gut aus. Wieder dabei sind Lutz Riedel (Thören Rosqvana) und Stephanie Schultheiß (Ilse, auch wenn die Rolle im Booklet nicht benannt wird), sowie Herman van Ulzen (Red Jong aus Devil's Hill) auch hier gibt es keinen Anlass zum Klagen. Der zentrale Neuzugang ist Jürgen Kluckert (Ndoyo). Kluckert hat wiederum enorme Hörspiel-Erfahrung: Ob Gabriel Burns, Point Whitmark, Perry Rhodan Sternenozean, Benjamin Blümchen oder zahllose andere – Kluckert ist in der Szene enorm präsent. Hier präsentiert er mit tiefer Stimme und leicht afrikanischen Akzent den Kreolen. Zuletzt will ich Kerstin Sanders-Dornseif in der Rolle der Randfigur Arline nennen; sie hat in einigen Hörspielen mitgewirkt – Gabriel Burns, Point Whitmark, Die Alchemistin, um nur drei zu nennen – tendenziell jedoch in kleineren Rollen. Ihre leicht kratzige Stimme passt gut zur Rolle, sonst ist die Interpretation eher unauffällig.

Insgesamt hat mir die Performance der Sprecherriege dieses Mal im Allgemeinen ausnehmend gut gefallen und das Zusammenspiel von Felicetti und van Ulzen ganz besonders.

 

Die Inszenierung der Folge ist wie üblich modern. Zwar gibt es keinen Erzähler, doch Ndoyos Innerer Monolog und seltener Hunters Berichte übernehmen gelegentlich dessen Funktion. Geräusche werden nie erläutert, sondern untermalend oder dramatisch genutzt. Die Musiken werden nur selten verwendet, sieht man von den Szenen Inneren Monologs ab. Dort wird beständig reinster Industrial verwendet: Langsame, rhythmische Schläge von Metall auf Metall und helles Schrillen (oder Ähnliches). Bei den Tonschichten ist Göllner dieses Mal zurückhaltender als üblich: Es sind zumeist nur zwei – Dialog und Geräuschkulisse oder Innerer Monolog und Musik. Mehr als die vier Schichten beim langen Rückblick (Dialog 1 (Hunter-Red Jong), Dialog 2 (Zamis via Funk), Musik (es fängt mit Geigenspiel an und endet nach einigen schönen, vielfältigen Übergängen mit E-Gitarren und Schlagzeug – es lohnt sich, alleine die Szene genau anzuhören) und Geräuschkulisse (Schritte, Kleidungsrascheln)) sind allerdings nie zu hören.

Alles in allem wiederum eine sehr gute Inszenierung.

 

Fazit:

Der Vampir Rosqvana will Hunter nur den Goldenen Drudenfuß überlassen, wenn er in Amsterdam einen neuen Körper erhält – doch irgendjemand hat andere Pläne und schickt seinen Handlanger Ndoyo. Amsterdam ist vom Plot her schlicht, doch via Skript, Sprecher und Inszenierung kann Göllner ein sehr spannendes Hörspiel abliefern, dass zu den besten der Serie gehört; schade, dass bei Dorian Hunter die Ära Göllner vorüber ist.

 

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Hörspiel:

Amsterdam

Reihe: Dorian Hunter 24

Produzent: Dennis Ehrhardt

Regie: Marco Göllner

Folgenreich, Februar 2014

Umfang: 1 CD

Laufzeit: ca. 65 Minuten

 

ASIN: B00HE0F8QA

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Sprecher

Thomas Schmuckert

Jürgen Kluckert

Lutz Riedel

Frank Gustavus

Claudia Urbschat-Mingues

Frank Felicetti

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425001229b430ebe1
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Erstellt: 13.04.2014, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05, 13518