Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Eigentlich scheint alles wie immer zu sein: Batman überwältigt den Joker und liefert ihn im Arkham Asylum ab. Doch dann bricht in der Irrenanstalt eine Revolte aus, bei welcher der kranke Psychiater Jonathan Crane alias Superschurke Scarecrow die Flucht gelingt. Der Dunkle Ritter macht sich umgehend an die Verfolgung. Doch Crane hat seine ganz eigene Methode, den Mitternachtsdetektiv mit dessen schlimmsten Ängsten zu konfrontieren und bittet Batman auf eine ganz besondere Art auf die Couch.
Verantwortlich für die Story zu Batman – König der Angst ist Scott Peterson, der sich mit Gotham und seinen Bewohnern bestens auskennt. Schließlich hat der US-Amerikaner unter anderen an Meilensteinen wie Batman: Knightfall – Der Sturz der dunklen Ritters oder Batman: Niemandsland mitgearbeitet. Für Batman: Schwarz und Weiß erhielt er sogar den renommierten Eisner Award. In dieser Geschichte widmet sich Peterson vor allem der Psyche des Dunklen Ritters. Dabei stellt er implizit einige interessante Fragen. Schadet Batman Gotham vielleicht mehr als er nützt und inwiefern ist der Dunkle Ritter selbst ähnlich therapiebedürftig wie seine Antagonisten? Das ist zugegebenermaßen nicht ganz neu – man denke in diesem Zusammenhang etwa an das Highlight Batman: Arkham Asylum. Dennoch glückt Peterson dieser Ansatz. Das liegt vor allem daran, dass der Autor seinem Helden einen vielschichtigen Antagonisten zur Seite stellt, der Superschurke und Psychiater zugleich ist. Am Ende ergibt sich zusammen mit den Aussagen verschiedener Protagonisten schließlich ein komplexes Bild von Batman und dessen Aktivitäten. Deshalb und wegen der spannenden Seelenschau verzeiht man der Story kleinere Unplausibilitäten problemlos.
Dass die Lektüre von »Batman – König der Angst« nie langweilig wird, ist zudem auch den tollen Bildern aus der Feder von Kelley Jones zu verdanken. Der hat sich durch seine unkonventionellen Stil etwa bei seinen Arbeiten zu Batman Dracula: Red Rain oder Batman: Bloodstorm einen Namen gemacht. In diesem Werk bestechen seine Panels durch eine düster-unheimliche und manchmal surreale Stimmung, die stellenweise an Filme wie John Carpenters The Fog – Nebel des Grauens bzw. Stanley Kubricks Uhrwerk Orange erinnert. Da der US-Amerikaner erklärter Fan beider Regisseure ist, verwundert das kaum. Gleichzeitig kommen auch die Kenner antiker Sagen auf ihre Kosten – etwa wenn Jones einen Batman zeichnet, der einen Stein den Berg hinaufrollen muss. Hier lässt Sisyphos grüßen. Gleichzeitig ist das modernes visuelles Storytelling in komprimierter Form und eine perfekte Bildmetapher für Batmans Kampf gegen das Verbrechen in Gotham. Apropos Batman: Dem spendiert Kelley besonders spitze und lange Fledermausohren, was den Dark Knight noch düsterer und furchteinflössender aussehen lässt. Gleichzeitig entlockt er dem Mitternachtsdetektiv Zeichen echter Angst. Kleine Schwächen sind allerdings gegen Ende bei der Mimik von Alfred und Bruce Wayne zu entdecken, die mit ihren seltsam verkniffenen Augenpartien manchmal wie missglückte Schnappschüsse wirken. Aber angesichts der ansonsten gebotenen visuellen Qualität ist das mehr als verzeihlich.
Fazit:
»Batman – König der Angst« bietet eine interessante Seelenschau von Batman und diskutiert auf spannende Weise dessen Rolle. Ein besonderes Lob verdient die visuelle Umsetzung, die zur dichten Atmosphäre der Geschichte maßgeblich beiträgt.
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