Batman/Spawn: Nacht über Manhattan
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Batman ist bekanntlich als dunkler Ritter ein Wesen der Nacht. Doch wer könnte als noch düsterer Recke an seiner Seite stehen? Spawn: Der mit allen Höllenflammen gebrandmarkte Anti-Held! Die beiden ungleichen Kämpfer müssen sich zusammenraufen, um zu verhindern, dass Kriegsgerät in New York für eine Katastrophe sorgt. Das läuft natürlich nicht ohne Reibereien.
Es ist nun fast drei Jahrzehnte her, dass das Crossover Batman/Spawn: Nacht über Manhattan 1994 erstmals erschien. Dabei sind die Macher bis heute bekannte Genre-Stars: So stammt die Story von Frank Miller, der nicht nur als Schöpfer von Sin City gezeigt hat, wie gut er darin ist, düstere und gewalttätige Settings zu kreieren. Dem Mitternachtsdetektiv hat er sich bekanntlich auch bereits mit Batman: Die Rückkehr des Dunklen Ritters gewidmet. Für die Bebilderung sorgt der nicht minder berühmte Todd McFarlane, der als Schöpfer von Spawn den meisten Superheldenfans ein Begriff sein dürfte. Wohlan, es ist angerichtet.
Frank Millers Stil ist in Batman/Spawn: Nacht über Manhattan unverkennbar. Wer eine düstere Stimmung und gewalttätige Auseinandersetzungen mit Over-the-top-Action mag, dürfte diesen modernen Klassiker zu schätzen wissen. Doch Miller nimmt sich und den Comic nicht immer ganz so ernst. So lässt er etwa Alfred Pennyworth seinem Zögling Kamillentee mit folgenden Worten anpreisen: »Er ist bekannt dafür, bei selbst ernannten Rächern, die an einer Zwangsstörung leiden, den Stress zu lindern.« Diese und andere ironische Kommentare stören für ein Teil des Publikums möglicherweise die Immersion. Viele Leserinnen und Leser dürften aber an diesen augenzwinkernden Kommentaren ihren Spaß haben . Da fällt es schon mehr negativ ins Gewicht, dass Miller seinen Batman nicht besonders clever zeigt. Der ist hier eindeutig mehr düsterer Schläger als hyperintelligenter Mitternachtsdetektiv. Zudem mangelt es der etwas zu vorhersehbaren Geschichte an Komplexität und manchmal scheint mehr ein postpubertärer »Capevergleich« als die Rettung von Menschenleben im Fokus zu stehen.
Zeichner Todd McFarlane liefert ansprechende Panels, bei denen nicht nur der von ihm kreierte Charakter Spawn überzeugt. Beide Titelfiguren dürfen in toll gestalteten und teilweise sogar seitenfüllenden Panels auftrumpfen. Auch die Kämpfe sind knackig orchestriert und vor allem zu Beginn ist die dunkle Atmosphäre absolut stimmig. Millers Hang zur selbstironischen Komik geht McFarlane dabei mit, indem er die Kämpfe mit reichlich lautmalerischen Fantasiewörtern dekoriert, die auch aus der Batman-Serie der 60er Jahre stammen könnten. Das reicht von CHAK und CHUD über KLUGG und KRUNCH bis zu SMAT und TACH. Und natürlich sind auch die Capes der beiden ungleichen Partner »larger than life«. Andere Figuren wirken allerdings eher wie Karikaturen – etwa der Butler Alfred mit seinem übertrieben in die Länge gezogenem Gesicht.
Fazit:
Wer nach einem düsteren Crossover-Team-up aus dunklem und noch dunklerem Ritter mit einem gewissen Spaßfaktor sucht, ist bei »Batman/Spawn: Nacht über Manhattan« genau richtig. Während die Optik fast durchweg ansprechend ist, fallen Geschichte und Figuren stellenweise etwas unterkomplex aus.
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