Das Haus der blauen Aschen von Niklas Peinecke
Reihe: D9E – Die neunte Expansion 2
Rezension von Ralf Steinberg
Verlagsinfo:
Als eine junge Astrophysikerin die Gelegenheit erhält, eine Expedition zu dem rätselhaften Zwergstern ERC 238 auszurüsten, ist ihre Freude groß, mehr noch, weil ihre große Liebe mit von der Partie sein wird.
Doch dann häufen sich unerklärliche Vorfälle: Der Bordarzt verschwindet und wird durch eine undurchschaubare Kollegin ersetzt, Geräte fallen aus, Spuren einer untergegangenen Zivilisation werden entdeckt.
Bald scheint eine Rückkehr mehr als unwahrscheinlich.
Und ERC 238 hat sein letztes Geheimnis noch nicht preisgegeben …
Rezension:
Mit Das Haus der blauen Aschen legt Niklas Peinecke sein Romandebüt und den zweiten Band der Science-Fiction Reihe Die neunte Expansion vor.
Man benötigt keinerlei Kenntnisse aus dem ersten Band, Eine Reise alter Helden von Dirk van den Boom. Beide spielen etwa zeitgleich, aber in ganz unterschiedlichen Ecken des D9E-Universums.
Athena ist eine unbedeutende Provinzwelt am Rande des von Menschen kolonisierten Weltraums und liegt außerhalb der Einflusssphäre der Hondh. 500 Jahre nach den letzten Aktivitäten der Aliens ist ihre Existenz für viele Menschen nur noch ein Mythos oder die Grundlage einer Religion.
Farne Oslar ist Astrophysikerin, die zusammen mit dem Cyborg Karman Hindush eine Anomalie entdeckt, die eventuell für das WOW-Signal verantwortlich sein könnte. Eine von der Universität geförderte Expedition stößt zunächst auf seltsame Schwierigkeiten und ihr favorisierter Bordarzt verschwindet plötzlich. Als sich die mysteriöse Parka Laer als Ersatz anbietet und Geld für ein Raumschiff auftaucht, scheinen die Schwierigkeiten überwunden. Dabei beginnen sie gerade erst …
Niklas Peinecke überzeugte bisher vor allem durch seine phantastischen Kurzgeschichten, die er selbst in der Sammlung Rache ist eine schwere Schaufel gebündelt herausgab und die bereits in diversen Anthologien für gute Kritiken sorgten.
Seinem Roman fehlt der konzentrierte Fokus auf die Handlung noch. Bevor die eigentliche Abenteuerhandlung beginnt, muss der Leser eine lange Exposition überwinden. Neben seltsam archaisch anmutender Bürokratie gibt es jede Menge Dialoge, die zwar das Bordleben lebendig werden lassen, aber weder der Handlung, noch den Figuren viel hinzuzufügen vermögen. Überhaupt erscheint die halbe Crew überflüssig und nur zur Erfüllung bestimmter Funktionen erschaffen worden zu sein. Da ist der Pilot, der Love-Interest und ein Dummy für zwischendurch. Die eigentliche Action spielt sich aber zwischen Farne und Parka ab, sowie zwischen Karman und einer KI, die es faustdick hinter den virtuellen Löffeln hat, ab.
Diese Zuspitzung der Ereignisse erleben wir leider erst auf den letzten Seiten, Geduld ist also gefordert. Dann aber legt Peinecke los. Es gibt ein erstaunliches Artefakt voller Wunder, Hinweise auf die Hondh und dramatische Action. Zwar bleiben besonders hinsichtlich der Motivation der Hondh und ihres Werkzeugs offen, aber das furiose Finale entschädigt für das eher soapige Mittelteil.
Die als Trilogie angedachte Handlung um Farne könnte ganz besonders durch die originelle Variante der künstlichen und halbkünstlichen Intelligenz glänzen, die der Autor hier ins Feld führt. Man kann gespannt sein, wie Niklas Peinecke das in der Fortsetzung Die Seelen der blauen Aschen ausbaut. Leider müssen wir uns noch elf verelfte Monate bis dahin gedulden.
Das Cover von Alexander Preuss liefert eine stimmungsvolle Umsetzung der Begegnung mit dem rätselhaften Artefakt und stellt damit eine deutliche Steigerung zum ersten Band dar.
Fazit:
»Das Haus der blauen Aschen« beginnt und endet hochspannend. Die etwas längere Durststrecke mittendrin sollte man jedoch in Kauf nehmen, denn das Finale bietet anregende Science-Fiction und könnte das weitere Verweilen im D9E-Universum durchaus empfehlenswert machen.
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