Die Bestien (Autor: Brett McBean)
 
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Die Bestien von Brett McBean

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Die Bestien – der meist erwartete Horror-Thriller des Jahres 2011? Gut möglich. Auf jeden Fall sind die Hoffnungen an den australischen Newcomer und Senkrechtstarter Brett McBean extrem hoch. Kunststück, wenn man bedenkt, welcher Kracher sein deutschsprachiges Debüt war. Die Mutter schlug im vergangenen Jahr ein wie der sprichwörtliche Blitz und sorgte für ziemlich hohe Wellen. Endlich gab es mal wieder eine junge, unverbrauchte und vor allem konsequente Stimme; einen Autor, der sich bewusst gegen verwässerte Mainstream-Prosa wehrt und stattdessen in jenen Territorien heimisch ist, die sonst von Schwergewichten wie Brian Keene, Jack Ketchum und vor allem dem verstorbenen Richard Laymon okkupiert werden. Allerdings wildert McBean keineswegs nur ungeniert bei den großen Vorbildern. Falls überhaupt, so orientiert er sich an ihnen – und legt des öfteren sogar noch einen Gang zu. Das Endresultat war, zumindest im Falle von »Die Mutter«, ein unglaublich harter, extrem spannender Rachethriller, der sowohl die nach Vergeltung sinnende Protagonisten als auch den geneigten Leser bis an die Grenzen trieb – und darüber hinaus. Kein Wunder also, dass der Roman praktisch ausnahmslos mit Lobeshymnen überschüttet wurde und sich letztlich auch unter den Finalisten für das beste internationale Literaturwerk beim diesjährigen Vincent Preis wieder fand.

Nun also »Die Bestien«. Und schon der Titel zeigt, in welche Richtung es diesmal gehen wird. Allerdings möchte der Held des Romans, Jim Clayton, solchen Problemen beziehungsweise fatalen Konfrontationen um jeden Preis entgehen. Verständlich, nach 18 Jahren hinter Gittern. Alles, was für den Enddreißiger zählt, ist ein Leben in Freiheit. Eine Existenz unterhalb des Radars. Ein Neuanfang, der mit seiner Motorradreise quer durch die Vereinigten Staaten begonnen hat. Bis er in Billings landet; einer scheinbar weiteren Kleinstadt irgendwo in einer der ländlichen Gegenden der USA. Mit der Aussicht auf ein kühles Getränk und eine Übernachtungsmöglichkeit steuert Jim ebendort die lokale Bar an und wird nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen. Als er kurz darauf Zeuge wird, wie ein junges Mädchen brutal verprügelt wird, zieht sich jedoch die Schlinge um seinen Hals prompt fest zusammen – denn jener Unhold, der von ihm in die Schranken gewiesen wurde, entpuppt sich ausgerechnet als Chief von Billings. Und dieser Chief ist sauer auf den Störenfried von Außerhalb. Allerdings sind konventionelle Bestrafungen nach dem Gesetz kein Thema in der Kleinstadt; wird hier mit den – mutmaßlichen – Verbrechern und Landstreichern anders umgegangen. Und so findet sich Jim kurz darauf in der Rolle des Gejagten wieder, gemeinsam mit dem Australier Craig, der scheinbar längst den Verstand verloren hat. Warum sonst sollte er sich an einer alten und verbeulten Blechdose festklammern, als ginge es um sein Leben?

Doch kurz nachdem die Pirsch auf die beiden Männer eröffnet wurde, muss Jim erkennen, dass Craig alles andere als verrückt ist – und die Menschenjagden in den Wäldern rings um Billings nur die Spitze des Eisbergs sind …

 

Ein Unschuldiger, der von den Gesetzesvertretern eines kleinen Kaffs gejagt wird wie ein Tier? Irgendwie kommt einem die Prämisse vertraut vor. Aber keine Angst – »Die Bestien« ist keineswegs eine aktualisierte Version von „Rambo.“ Wenn überhaupt, nutzt McBean diese Ausgangssituation als Sprungbrett, um seinen Roman mit jeder Menge Garstigkeiten und einer Prise Übernatürlichem zu würzen. Das Endresultat ist erneut ein rasanter und wilder Trip in unbekannte Abgründe, die teilweise noch tiefer reichen, als es in »Die Mutter« der Fall gewesen war. Dass solch eine Achterbahnfahrt ohne Bremse und Sicherheitsgurt auch schnell gegen die Klischeewand gefahren werden kann, dürfte bekannt sein. Doch auch diese Hürde meistert McBean mit Bravour – und ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Die Abartigkeiten, die er dem geneigten Leser diesmal entgegen schmettert, sind auf jeden Fall nichts für zartbesaitete Naturen, beweisen aber auch eindrucksvoll und auf ziemlich blutige Weise, dass der Mensch eben doch die mit Abstand größte Bestie sein kann. Im Gegenzug gibt es aber auch mit Jim Clayton sowie einer Handvoll weiterer Personen Individuen, die sich gegen den Terror von Billings zur Wehr setzen – und auch bereit sind, einen ziemlich hohen Preis dafür zu zahlen. Auf jeden Fall zementiert Brett McBean hiermit seinen Status als einer der aufregendsten und härtesten Newcomer innerhalb des Horror-/Thriller-Genres. Hoffen wir, dass auch der für März 2012 angepeilte Roman „Das Motel“ dieses unglaublich hohe Niveau halten kann – und uns McBean noch lange mit solchen grandiosen Werken beglücken wird.

 

Fazit:

Schonungslos, abartig, blutig, temporeich und anders als die Konkurrenz – mit »Die Bestien« lässt Brett McBean erneut einen Großteil seiner Mitstreiter weit hinter sich und etabliert sich als neuer Meister der harten und ungezügelten Schrecken. Grandios!

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405012054228379f6a6
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Buch:

Die Bestien

Originaltitel: Torment

Autor: Brett McBean

Übersetzerin: Doris Hummel

Taschenbuch, 352 Seiten

Festa-Verlag, August 2011

 

ISBN-10: 3865521320

ISBN-13: 978-3865521323

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 18.09.2011, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 12103