Die Stadt aus Licht (Autor: Karl Olsberg; Neopolis 1)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Die Stadt aus Licht von Karl Olsberg

Neopolis Band 1

 

Rezension von Matthias Hofmann

 

Der Hamburger Karl Olsberg, der zum Thema Künstliche Intelligenz promovierte und heutzutage als Unternehmensberater arbeitet, hat eine SF-Trilogie geschrieben, die sein Verlag Piper als »Thriller« vermarktet.

 

Das ist voll im Trend, denn das Label »Science Fiction« lohnt sich aktuell nur in den bewegten Medien wie Film, Fernsehen und Gaming. Aus Sicht der Fans von Genreliteratur ist das zu bedauern, da man unter einem »Thriller« alles und nichts verstehen kann.

 

Im Fall von Neopolis handelt es sich um einen Ausflug ins Jahr 2048, der – das kann ich vorweg erklären – recht unterhaltsam ausgefallen ist. Wir reisen mit dem Gamer Nick Bartholomäus von Berlin in die futuristische Stadt Neopolis. Dort will er als Zuschauer bei der Ultimate-Survivor-Meisterschaft dabei sein. Das ist eine Art Live-Videogameshow, bei der sich schillernde Figuren virtuell bekämpfen und letztlich töten. Nick ist Single, denn er wurde kürzlich von seiner Freundin verlassen, und trifft gleich auf dem Hinflug auf die Artificial-Rights-Aktivistin Adina Marini, die später noch eine große Rolle spielen wird. Noch im Flieger wird er von ihr in eine philosophische Diskussion verwickelt.

 

Über Mensch und Maschine erzählt ihm Adina: »Sie bestehen vielleicht aus anderen Materialien als ein Computer, aber ihr Geist tut nichts anderes als ein Softwareprogramm. Er verarbeitet Informationen. Es gibt keinen prinzipiellen Unterschied zwischen einem menschlichen Bewusstsein und der Simulation eines solchen.«

 

Als Nick einwendet, dass das eine real sei und das andere nicht und dies das Gleiche wäre wie bei einer tatsächlich passierten Geschichte und einer, die ausgedacht wurde, widerspricht Adina: »Das, was sie Realität nennen, ist nur die subjektive Wahrnehmung einer Wirklichkeit, die wir niemals vollständig erfassen können. […] Etwas ist real, weil es sich real anfühlt. So ist auch das, was in einem Computerspiel passiert, für die künstlichen Wesen darin real. Sie wissen ja nicht, dass sie künstlich sind.«

 

Dieses interessante Gedankenspiel (à la Philip K. Dicks Träumen Androiden von elektrischen Schafen?) bringt eine zusätzliche Note in die Handlung ein, die ansonsten Anleihen bei SF-Filmplots wie denen von Matrix oder Westworld macht. Neopolis, erschaffen in der Wüste Saudi-Arabiens, ist eine virtuelle Welt, in die man mit einer Spezialbrille komplett eintauchen kann. Hier hat Karl Olsberg seiner Fantasie vollen Galopp erlaubt, denn jeder Besucher der Stadt bekommt zusätzlich zu den Illusionen einen Art künstlichen Flaschengeist, einen Dschinn, zu Seite, der einem mit Rat und Tat zur Seite steht.

 

Irgendwann bekommt Nick per Zufall ein Token, eine besondere magische Münze, in die Finger und dadurch die Macht über den mächtigsten alle Dschinns, den Marid. Da dieser im Prinzip (fast) jeden Wunsch erfüllen kann, driftet die Fantasie das Autors spätestens da komplett weg von den SF-Gefilden. Durch dieses Element verliert nicht nur die Handlung, sondern auch das gesamte Buch an »Glaubwürdigkeit«, in dem es zum Fantasyroman mutiert.

 

Auf Seite 202 gibt es schließlich noch direkte Anspielungen auf Tolkiens Der Herr der Ringe und die letzten 100 Seiten muss der Held in bester Gaming-Manier bis zu sieben Türen durchschreiten und vorher Rätsel knacken und Prüfungen bestehen.

 

Insgesamt hat mich der Roman gut unterhalten. Die Charaktere, insbesondere Nick, bleiben jedoch recht flach, was dem Buch ein spannendes, aber eher oberflächliches Young-Adult-Flair verpasst. Gerade in Bezug auf Künstliche Intelligenz und die eingangs erwähnte Fragestellung wäre hier wesentlich mehr Potenzial vorhanden gewesen.

 

Aber es gibt ja noch die zwei Folgebände. Anfang Dezember 2023 erscheint der zweite Teil mit dem Titel Im Herzen der Maschine. Man kann gespannt sein …

Platzhalter

Buch:

Die Stadt aus Licht

Reihe: Neopolis Band 1

Autor: Karl Olsberg

Taschenbuch, 304 Seiten

Piper, 31.08.2023

 

ISBN-10: 3492706215

ISBN-13: 9783492706216

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B0C1P7QW1J

 

Erhältlich bei: Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 11.10.2023, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 22366