Die Zeit-Odyssee von Arthur C. Clarke und Stephen Baxter

Reihe: Zeit-Odyssee 1

Rezension von Julia

 

Zeitreisen sind im Grunde schon seit ewiger Zeit im Wunschdenken der Menschen verhaftet. Man stellt es sich wunderbar vor, plötzlich zurückreisen- und sich alles aus der Nähe betrachten zu können und quasi aus erster Hand zu erfahren, wie es wirklich war. Doch was geschieht, wenn man solche Reisen unfreiwillig macht und man im Grunde keine Chance mehr hat, nach hause zurückzukehren?

Im Jahre 2037 geschieht etwas Seltsames, die Erde bricht quasi auseinander und setzt sich in drei Teilen wieder zusammen. Diese drei Teile sind es jedoch, die das Leben der Menschen von Grundauf verändern, denn alle drei Teile stehen für eine andere Zeit, in der sich die Menschen von einem Augenblick auf den nächsten, befinden. Während es in einem Landstrich noch das Jahr 2037 ist, wurde ein anderer mit allen Menschen, die dort leben, zu dem Jahre 1885, der dritte Teil liegt plötzlich Jahrtausende zurück. Beispielsweise die Satzung eines UN-Helikopters, die sich gerade in dem Gebiet um Afghanistan und Pakistan befunden haben, rutscht in das Jahr 1885 zurück, wo sie sich plötzlich britischen Soldaten gegenübersehen, oder eine Raumkapsel landet in der Mongolei und begegnet so der Armee des Dschingis Khan, der alles andere als erfreut ist von den Eindringlingen in seinem Land, da er sich gerade sowieso im Krieg befindet. Andere landen in einem Tal und sehen sich einem Heer von Kriegern gegenüber, das von Alexander dem Großen angeführt wird und ausgerechnet gegen Dschingis Kahn kämpfen möchte. Währenddessen geschieht jedoch in jeder Zeitebene das Gleiche: Es tauchen seltsame schwarze Kugeln auf, die Augen haben und scheinbar überall die veränderte Welt zu beobachten scheinen. Woher kommen diese Kugeln, wer hat sie geschickt und inwieweit stehen sie damit in Verbindung, was geschehen ist?

 

Dieses Buch verspricht leider mehr, als es halten kann. Aber fangen wir von vorne an. Die Idee ist toll, unfreiwillige Zeitreisen und moderne Menschen in früherer Zeit, ohne Schnickschnack und weit von dem entfernt, was sie gewöhnt sind. Das hört sich interessant an und wird zunächst auch ebenso interessant geschrieben. Man ist gemeinsam mit den Protagonisten entsetzt und fasziniert zugleich und ist gespannt, wie das wohl weitergehen wird. Leider verliert sich die Geschichte dann plötzlich ein wenig, wenn klar wird, das Dschingis Kahn und Alexander der Große gegeneinander in den Krieg ziehen werden, denn dieser Handlungsstrang dominiert das Buch und gipfelt schließlich auch in einer riesengroßen Schlacht. Gerade diese Schlacht wird in aller Deutlichkeit beschrieben, man wird urplötzlich mit Blut und Zerstückelung und größter Brutalität konfrontiert, womit man überhaupt nicht gerechnet hätte. Natürlich kann man das authentisch nennen, aber dadurch, dass das Ganze so überraschend kam, wird man von diesen Beschreibungen vielmehr abgestoßen, als angesprochen. Die Protagonisten bleiben alle flach, keiner wird eingehender beschrieben, sodass man sich mit einem identifizieren könnte oder es möglich ist, richtig mitzufiebern. Das ist sehr schade, denn dieser Umstand nimmt dem Buch leider auch viel von seinem Potential, das man mit dieser Kleinigkeit viel besser hätte ausschöpfen können. Das Ende ist in sich auch nicht stimmig, da das Buch jedoch der Auftakt zu einer Serie ist, lässt sich das verschmerzen. Einige Fragen bleiben offen und man kann nur hoffen, dass diese sich in den nächsten Bänden auflösen lassen.

Spannend ist dieses Buch dennoch ein Stückweit und die Idee ist wie gesagt gut. Lesen lässt es sich auch gut, der Stil ist flüssig und ansprechend und demnach kann man dieses Buch zur Hand nehmen, wenn man nichts anderes zum Lesen hat. Vielleicht werden die Nachfolgebände auch besser, aber von diesem Teil der angestrebten Serie, bin ich nicht überzeugt.

„Die Zeit-Odyssee“ ist damit nur bedingt zu empfehlen.

 

Nach oben