Dunkles Schicksal (Autor: Dwight V. Swain)
 
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Dunkles Schicksal von Dwight V. Swain

Rezension von Matthias Hofmann

 

Der Blitz Verlag von Jörg Kaegelmann hat sich vornehmlich der trivialsten Seite der Unterhaltungsliteratur verschrieben. Der Schwerpunkt des Buchprogramms liegt eindeutig auf Science Fiction und Fantastik, aber auch Freunde von Western, Krimi, Abenteuer und Pulp werden fündig. Es gibt eine große Anzahl von Reihen und Serien. Und gerne werden alte Heftromanserien im Taschenbuchformat nachgedruckt. Mitunter sogar fortgeführt. Wer Serien wie Raumschiff Promet, Die Schwarze Fledermaus, Der Butler, Torgo – Prinz von Atlantis oder Rolf Torring – Neue Abenteuer kennt, weiß Bescheid.

 

Dieses Jahr startete man eine neue Reihe mit dem Namen Terra Science Fiction. Bei allen, die sich gut mit der Entwicklung der Science Fiction in Deutschland auskennen, sollte es hier klingeln, denn Terra war eines der beiden wichtigsten Labels für SF in der Hochphase der SF in der Bundesrepublik. Terra Utopische Romane erschienen im Moewig Verlag als Antwort auf die Utopia Zukunftsromane von Pabel. Die Reihe war durchaus langlebig, denn sagenhafte 555 Hefte sind von 1957 bis 1968 publiziert worden. Von Folgeserien wie Terra Nova oder Terra Astra ganz zu schweigen.

 

Ein Jahr nach dem Start der Heftromane lancierte Moewig 1958 die etwas umfangreichere Serie Terra Sonderband. Sie erschien bis 1965 und erfuhr ab Band 100 eine Umformatierung als Taschenbuch. Im TB-Format erschien die Reihe bis 1986 und brachte es auf 272 Bände.

 

Warum erwähne ich das alles? Weil schon alleine der Name »Terra« ein nostalgischer Hinweis auf die alten Zeiten ist. Rund 36 Jahre später kehrt dieser geschichtsträchtige Name nun zurück.

 

Als ich zum ersten Mal von der Ankündigung hörte, war ich durchaus gespannt auf den ersten Band, obwohl der Name des Autors bei mir keine besondere Erwartungshaltung ausgelöst hat. Im Gegenteil: Ich war etwas »unterwältigt«.

 

Den Namen Dwight V. Swain dürften hierzulande (aber auch in England oder den USA) nur sehr wenige kennen. Immerhin wurde sein Kurzroman The Transposed Man (1953) einmal 1956 unter dem deutschen Titel Der Gestaltwandler als Utopia Nr. 75 veröffentlicht und 20 Jahre später erneut in der Reihe Zauberkreis Science Fiction. Dort erschienen in den 1970er Jahren noch zwei weitere Novellen von Swain.

 

Aber sonst? Swain war ein typischer Pulp-Autor der B-Klasse, wahrscheinlich sogar eher noch eine Kategorie drunter. Der Roman Dunkles Schicksal stammt von 1952 und wurde in der März-Ausgabe des zweitklassigen Magazins IMAGINATION – Stories of Science and Fantasy veröffentlicht. Der damalige Chefredakteur William L. Hamling nahm die Geschichte sogar prominent aufs Cover und ließ den Künstler Malcolm Smith ein farbenfrohes Titelmotiv dafür anfertigen.

 

Das deutsche Cover kommt eher düster daher. Es passt nicht wirklich, aber irgendwie doch. Schließlich stammt es von Rudolf Sieber-Lonati, der neben dem legendären Johnny Bruck, zu den prominentesten und stilprägendsten Titelbildzeichnern der Heftromane-Ära zählt.

 

Die Geschichte, die Swain gestrickt hat, ist klassischer Pulp-Stoff, kombiniert aus wohl bekannten Klischees. Wir haben einen Helden, diverse Bösewichte, eine romantische Liebesbeziehung zu einer Blondine und eine fiese weibliche Gegenspielerin, die pechschwarzes Haar und einen Schleier trägt. Letztere heißt Xaymar und ist eine »heißblütige Göttin« und Teil einer umfassenden Legende sowie eines Mysteriums, das es zu lösen gilt. Und nicht nur das, am Schluss wird auch ihr Schleier gelüftet.

 

Bis es soweit ist, muss sich Freibeuter Haral jedoch auf exotischen Planeten mit bösartigen Priestern, käferartigen Coleoptera und sonstigen Widernissen herumschlagen. Haral reitet wie ein Cowboy auf einem Hwalon, einem drachenartigen Wesen, und als Waffe trägt er wie ein Ritter eine Lichtlanze. Diese erinnert, wie auch so manches fremdartige Alien und die gesamte Atmosphäre, entfernt an Versatzstücke, die wir in den 1970er-Jahren in Star Wars finden.

 

Blitz veröffentlichte den Roman ohne ISBN in einer »exklusiven Sammlerauflage«. Hier hätte man sich als Leser wenigstens etwas Editorial gewünscht, z. B. in Form von einem Nachwort oder einem Bonustext, der über die Ursprünge des Romans und den Autor ein paar Hintergrundinformationen liefert. Das wäre ein gewisses Extra für Fans und Sammler gewesen.

 

Insgesamt ist der Roman mit 12,95 Euro arg teuer im Vergleich zu ähnlichen Büchern. Wem das zu viel ist und wer sowieso lieber E-Books liest, bekommt die digitale Ausgabe für nur 4,99 €. Möglicherweise liegt der hohe Preis auch an einer teuren Übersetzung, denn die Folgebände stammen von deutschsprachigen Autoren und bieten zum gleichen Preis satte 100 oder fast 200 Seiten mehr.

 

Der Roman ist mit seinem Umfang von wenigen 130 Seiten schnelles Lesefutter für Zwischendurch. Wer genau das erwartet und auch sonst keine besonderen Ansprüche stellt, der dürfte daran Gefallen finden. »Dunkles Schicksal« versetzt in jeden Fall adäquat in die alten Pulp-Zeiten, als Geschichten und Charaktere noch einfach und klar gestrickt waren.

 

Für November 2022 sind die Bände 2 und 3 der neuen Terra-Inkarnation angekündigt: Die Stadt am Ende der Welt von Ronald M. Hahn und Die Wächter des Alls von Peter Dubina.

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Buch:

Dunkles Schicksal

Autor: Dwight V. Swain

Original: Dark Destiny, 1952

Taschenbuch, 136

Blitz, 2. Mai 2022

Übersetzung: Alfons Winkelmann

Titelillustration: Rudolf Sieber-Lonati

 

Erhältlich beim: Blitz Verlag


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Erstellt: 28.08.2022, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 21109