Filmkritik von Cronn
Alle Jahre wieder wird ein Filmklassiker einem Neuanstrich unterzogen. Sei es nun Spider-Man oder Superman, Der Planet der Affen oder Batman. Stets geht es bei den Remakes oder Reboots darum, einem modernen Publikum eine moderne Filmadaption des klassischen Inhalts zu bieten.
Ab und an wird es dabei etwas kompliziert, so zum Beispiel, wenn unterschiedliche Filmschaffende über Jahrzehnte hinweg sich an einem Stoff versuchen. Da ist es nicht so einfach zu entscheiden, an welchen Reboot ein Nachfolgefilm nun ansetzt. Ein Fall dieser Art ist Halloween aus dem Jahr 2018, der nicht zu verwechseln ist mit dem gleichnamigen Original von 1978 (Regie: John Carpenter) oder dem gleichnamigen Remake von 2007 (Regie: Rob Zombie). Herausgegeben wird der Streifen von Universal Pictures. Zum Test lag eine Blu-Ray vor.
Inhalt:
»Halloween (2018)« ignoriert alle bisherigen Filme und knüpft nahtlos an das Original von 1978 an. Hier ist ein knapper Aufriss der Handlung:
»Seit er vor 40 Jahren mit einer brutalen Mordserie die amerikanische Kleinstadt Haddonfield terrorisierte, sitzt Michael Myers (Nick Castle), abgeschottet von der Außenwelt, in einer psychiatrischen Anstalt in Haft. Als er zusammen mit anderen hochgefährlichen Insassen verlegt werden soll, passiert die Katastrophe: Der Gefangenentransport verunglückt nachts auf offener Straße und ermöglicht ihm die Flucht. Angetrieben von seinem bestialischen Drang zu morden, macht sich Myers auf nach Haddonfield und der entsetzliche Alptraum beginnt für die Bewohner aufs Neue. Nur Laurie (Jamie Lee Curtis), die dem maskierten Killer seinerzeit nur knapp entkommen konnte, ist vorbereitet, sich dem personifizierten Bösen entgegenzustellen …«
Die offizielle Zusammenfassung hat die wesentlichen Punkte erfasst, ohne zuviel zu verraten. Daher kann sofort zur Kritik übergegangen werden.
Kritik:
Selten wurde eine Ikone des Horrorfilms derart unspannend inszeniert. Dass hinter den Kulissen des Films Regie-Ikone John Carpenter mitgewirkt haben soll, mutet merkwürdig an. Und auch die Ursache für die Beteiligung von Scream-Queen Jamie Lee Curtis erscheint als Analogie zum Verhalten ihrer Figur beim ersten Auftritt im neuen Halloween-Streifen.
Die Story folgt wie auf Schienen dem klassischen Muster des Originals, führt mit zwei Reportern zwei Figuren ein, die sofort obsolet werden und niemanden ans Herz wachsen. Dafür ist die Szene auf dem Klo der Tankstelle von einer ordentlichen Härte, was ein wenig für die dramaturgische Schwäche entschädigt.
Doch Michael Meyers wirkt nach seinem ersten, tatsächlich spannungsmäßig gelungenen Auftritt, seltsam unbedrohlich. Seine Morde werden unspektakulär in Szene gesetzt, wie nebenbei. Erstaunlich, wie wenig spannend und auch handwerklich unprätentiös hier der Regisseur David Gordon Green gearbeitet hat. Der Mittelteil des Films ist über weite Strecken überflüssig und könnte ersatzlos gestrichen werden.
Die Mutter-Tochter-Großmutter-Beziehung wird nur ansatzweise vertieft, Jamie Lee Curtis’ Filmfigur Laurie Strode wird als Mischung aus Psycho-Wrack und Badass-Amazone inkonsequent fortentwickelt.
Am Schluss entwickelt der Streifen wieder mehr Potential. Die Schlusssequenz mit Laurie Strode im Haus auf der Suche nach ihrer Nemesis Michael Myers ist sehr spannend inszeniert. An dieser Stelle macht der Film einiges wett.
Fazit:
»Halloween (2018)« ist ein Nachfolger zum Original und muss sich daran messen lassen. Er zieht ganz klar den Kürzeren, sowohl inszenatorisch als auch vom Drehbuch her. Einige nette Szenen (Babysitter-Dialog, z. B.) machen noch keinen gelungenen Terror-Slasher-Film. In dieser Kategorie ist »Halloween (2018)« angetreten und hat fast auf ganzer Linie versagt, wäre da nicht der Auftakt und der Showdown. Lieber das Original nochmals anschauen.
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