Hörspiel
Rezension von Tanja Thome
Rezension:
Nach der erfolgreichen Veröffentlichung von Jules Vernes 20000 Meilen unter den Meeren 2003 sowie Die Reise zum Mittelpunkt der Erde im Januar 2006 folgte im August 2006 das dritte, speziell für die Mehrkanaltechnik produzierte Hörspiel In 80 Tagen um die Welt. Wie bei den zuvor genannten beiden handelt es sich um eine Produktion von Radio Bremen und Mitteldeutscher Rundfunk auf zwei CDs, hier mit 135 Minuten Gesamtspielzeit.
Der Londoner Gentleman Phileas Fogg wettet mit den anderen Herren seines Clubs, dass es nicht nur theoretisch, sondern auch durchaus praktisch möglich sei, die Welt in nur achtzig Tagen zu umrunden. Fogg ist sich so sicher, dass er eine Wette über 20000 Pfund vorschlägt, der die Herren zustimmen.
Ohne Umschweife macht sich Fogg zusammen mit seinem Diener Passepartout sogleich auf den Weg, um die in der Zeitung „Morning Chronicle“ beschriebene Strecke genau nachzuvollziehen.
Unterwegs kommt es zu einigen unvorhersehbaren Ereignissen, doch am prägnantesten ist Detective Fix, der dieselbe Reise beschreitet und Fogg in der Überzeugung, bei diesem handele es sich um einen Bankräuber, im Auge behält.
„In 80 Tagen um die Welt“ gehört zusammen mit einigen weiteren Titeln zu den bekanntesten von Jules Verne und gleichermaßen zu den Klassikern der Jugend- und Abenteuerliteratur. Tatsächlich basiert die Geschichte im Kern auf einer wahren Begebenheit, denn Verne ließ sich beim Schreiben von George Francis Train inspirieren, der 1870 tatsächlich in achtzig Tagen um die Welt reiste – sehr zum Missfallen von Train übrigens, der es nicht schätzte, dass im 1873 erschienenen Roman nicht sein eigener Name als Hauptfigur auftauchte.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das Ende von Vernes Roman beziehungsweise dem vorliegenden Hörspiel andeutet, dass Fogg diese Reise wiederholen könnte, unter anderem, um die Dauer zu unterbieten. Der reale George Francis Train unternahm diese Reise nämlich tatsächlich mehrmals und schaffte es 1892, also 19 Jahre nach dem Erscheinen von Vernes Roman, für diese Reise nur noch sechzig Tage zu benötigen.
Die hier beschriebene Hörbuchfassung ist jedoch ungeachtet der grandiosen Vorlage in jeder Hinsicht ein Gewinn. Die beiden CDs sind in angenehm viele Tracks unterteilt, so dass im Schnitt alle sechs bis sieben Minuten ein neuer beginnt.
Als wäre man mittendrin, hört man das Rattern des Zuges, den Angriff der Indianer oder ist sogar „Ohrenzeuge“ bei einer Partie Whist, dem immer wieder auftauchenden Kartenspiel bei diesem Hörspiel.
Auch die Sprecherauswahl kann man nur loben. Axel Milberg spricht Phileas Fogg, Peter Fricke James, Boris Aljinovic Passepartout und Effi Rabsilber Miss Aouda. Insgesamt treten die Stimmen von mehr als dreißig Schauspielern auf, darunter auch die von Martin Semmelrogge als die Stimme des „Henrietta“-Kapitäns.
Durch die professionelle Arbeit der Sprecher erreicht den Hörer nicht nur die Handlung, sondern er erlebt auch die Emotionen der Figuren und – besonders bemerkenswert – die ganze Komik der Geschichte mit. Besonders hervorzuheben bei der sprecherischen Leistung ist beispielsweise auch das Einbringen fremdsprachlicher Elemente, so der authentische Dialekt und die französischen Einwürfe von Passepartout oder auch die chinesisch gesprochene Passage von Miss Aouda. Einzig auffallender Kritikpunkt ist die Aussprache des Wortes „Sioux“. Bei all den Menschen, die an diesem Hörspiel beteiligt waren, sollte man davon ausgehen können, dass mindestens einer es besser gewusst hätte. Nun, sei es drum.
Wer dieses Hörspiel mono hört, hat nicht nur Zentrales verpasst, sondern wird zudem auch Probleme mit der auf die Mehrkanaltechnik ausgerichtete Produktion haben. Wer allerdings das volle Potenzial auszuschöpfen vermag – was technisch heute keinerlei Probleme bereiten sollte -, der wird stellenweise selbst das Gefühl haben, auf Weltreise zu sein.
Fazit:
Ein sehr empfehlenswertes, hochwertiges, spannendes und komisches Hörspiel!