Interview: Frederic Brake
 
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Interview mit Frederic Brake

geführt von Ralf Steinberg

 

Mit nunmehr 50 Veröffentlichungen gehört Frederic Brake zum festen Kreis von Phantastikautoren, deren Werke gern für Anthologieprojekte angefragt werden. Mit Sternentod wagte er sich letztes Jahr auf die andere Seite und wurde Herausgeber; höchste Zeit, ihn endlich einmal zum Interview zu bitten:

 

Fantasyguide: Hallo Frederic, nach vielen Kurzgeschichtenveröffentlichungen übernahmst Du letztes Jahr bei der Anthologie »Sternentod« selbst das Ruder. Musste Dich Michael Haitel lange bitten, Dein Projekt von Geschichten basierend auf der Musik von Two Steps from Hell, selbst zu stemmen?

 

Frederic Brake: (lacht) Nein, eigentlich nicht. Es war eher ein »Dann mach mal.« Es hat einen Moment gedauert, dass zu verarbeiten, aber dann habe ich »gemacht«.

 

Fantasyguide: Im Interview zur Lesung aus »Sternentod« in Second Life erzähltest Du Thorsten Küper, dass Du die Auswahl aus fast 60 Geschichten hattest. War der Platz begrenzt oder sind die 20 in der Anthologie enthaltenen Story exakt das, was für eine Veröffentlichung gut genug war?

 

Frederic Brake: Gutes Gedächtnis, der Herr. (lacht) Einige Geschichten waren thematisch einfach nicht geeignet, andere offensichtlich Schubladengeschichten, die man irgendwie so an die Musik angepasst hatte. Wenige waren tatsächlich stilistisch nicht gut. Die Geschichten, die letztendlich das Rennen gemacht haben waren die, die in allen Aspekten überzeugen konnten.

 

Fantasyguide: Du sagtest damals, nach der großen Menge an Arbeit, jetzt erst einmal schreiben zu wollen. Nun ein Jahr später: Kribbelt es wieder in den Herausgeberfingern?

 

Frederic Brake: Tut es tatsächlich. Soviel Arbeit es auch macht, die innige Verbindung, die man zu dem Buch eingeht, ist fast so intensiv wie beim Schreiben.

 

Fantasyguide: Von Dir selbst ist übrigens keine Story zu finden – aus Prinzip oder weil die Inspiration nicht ganz so floss?

 

Frederic Brake: Tatsächlich aus Prinzip. Ich wollte mich ganz auf das Buch konzentrieren, ohne eigenen Beitrag. Ich wollte sehen, ob ich ein Gespür dafür habe, was in ein Buch gehört, wie ein Buch gegliedert sein muss, um beim Publikum Gefallen zu finden.

(schmunzelt) Scheint ja gelungen zu sein.

 

Fantasyguide: Dafür hast Du das Cover gestaltet, unter Hilfe von Galax Acheronian. Auf den ersten Blick vermutet man eher SF zwischen den Umschlagseiten – gab es dazu Reaktionen?

 

Frederic Brake: Neben einem grundsätzlichen positiven Feedback eher handwerkliche Kritik, bzw. Vorschläge, was man noch verändern könnte.

 

Fantasyguide: Wirst Du weitere Cover gestalten?

 

Frederic Brake: Vielleicht. Es ist, und da kann ich den virtuellen Hut nur ganz tief vor den Coverkünstlern ziehen, nicht nur ziemlich viel Arbeit, sondern auch ein langer künstlerischer Prozess. Und ob mein Talent ausreicht, müssen andere beurteilen. Das Originalbild ist übrigens um 180° horizontal gedreht. Was layouttechnisch aber nicht hingehauen hätte. Also haben wir es kurzerhand einfach umgedreht.

 

Fantasyguide: Was mir an der Anthologie auffiel war ein großer Anteil Autorinnen und zudem eine erfreulich deutliche Abwechslung in den Figuren, Handlungen und Stilen. Wie empfandest Du das und wonach hast Du die Texte angeordnet?

 

Frederic Brake: Der große Anteil an Autorinnen kommt schlicht daher, dass es einen großen Anteil teilnehmender Autorinnen gab. Ich bin da eher neutral, was das Geschlecht angeht, für mich zählt der Eindruck der Geschichte. Die Anordnung ist einer der schwierigsten Teile des Entstehungsprozesses gewesen. Ich wollte zum einen eine abwechslungsreiche Anthologie schaffen, zum anderen aber auch einen gewissen Rhythmus erzeugen. Es wechseln sich schnelle, treibende Geschichten mit langsamen, intensiven Geschichten ab, nicht A-B-A-B, sondern so, so hoffe ich, dass man genügend »drive and action« bekommt und die ruhigeren Passagen dann ebenfalls zu schätzen weiß, weil sie Gelegenheit geben, etwas zur Ruhe zu kommen. So wie im Ausdauersport. Damit der Leser nicht erschöpft wird, aber auch nicht gelangweilt.

 

Fantasyguide: Nur drei der Storys arbeiten mit Humor, der Rest ist meist High-Fantasy, in einer findet sich Steampunk wieder und sogar Aliens sind in einer Story dabei. Gibt es eine Richtung der Fantasy, die Dir in der Auswahl fehlt und die Du gerne mit drin gehabt hättest?

 

Frederic Brake: Durch die Klammer der »epischen Stories« sind einige Bereiche der Fantasy fast gar nicht möglich gewesen. Reine Urban Fantasy zum Beispiel mag ich sehr, aber dass hätte kaum in den Rahmen gepasst. Und Humor ist echt harte Arbeit. Da wagt sich nicht jeder dran. Man kann zu leicht in den Klamauk verfallen.

 

Fantasyguide: Einige der Namen der Autorinnen und Autoren kamen mir bisher noch nicht unter – welche der neueren Stimmen siehst Du sich in der Zukunft häufiger erheben, wo siehst Du besonderes Potential?

 

Frederic Brake: Ich finde, alle der neuen AutorInnen haben Potential. Einen oder eine herauszuheben würde den anderen nicht gerecht. Ich bin sicher, von dem einen oder der anderen werden wir noch einiges zu erwarten haben.

 

Fantasyguide: Hast Du Dir die Songs zu den Storys dann noch einmal angehört? Wie lief die Zuordnung der Songs überhaupt?

 

Frederic Brake: Die Zuordnung haben die Teilnehmer selber gemacht. Ich habe mir die Songs tatsächlich während der ersten Sichtung und des Erstlektorates angehört. Was dann auch dazu geführt hat, dass manche Geschichten es nicht in die letzte Auswahl geschafft haben.

 

Fantasyguide: Wenn man sich die Kommentare zu den Songs auf Youtube anschaut, besitzt »Two Steps from Hell« eine engagierte Fan-Basis. Gab es aus dieser Richtung Feedback?

 

Frederic Brake: Leider noch nicht. Vielleicht hilft eure Rezension ja, da jemanden zu mobilisieren (zwinkert)

 

Fantasyguide: Überhaupt erscheint das Projekt einer so umfangreichen Anthologie mit Fantasygeschichten doch recht mutig. Wie sahen die Reaktionen von Leserschaft und Fandom aus?

 

Frederic Brake: Positiv, erstaunlich positiv. Bisher hat niemand den Finger erhoben und das Projekt schlecht bewertet. Klar, es ist ein ziemlicher Ziegelstein. Dennoch hoffentlich nie langweilig und flüssig zu lesen, sodass man den Umfang einfach vergisst.

 

Fantasyguide: Was mach der Hinterhof der Fantasie?

 

Frederic Brake: Wie immer überfüllt. Oder meinst du meinen Blog? Der ist der DSGVO zum Opfer gefallen. Ich habe einfach nicht die Zeit, den feuchten Traum der Internetlegastheniker zu befriedigen und meinen Blog Idiotenis... äh... DSGVO konform zu machen. Versteh mich nicht falsch, Datenschutz ist wichtig. Aber es gibt einen Unterschied zwischen gut gemacht und gut gewollt.

 

Fantasyguide: Wird es neue Lady Bedford-Abenteuer von Dir geben?

 

Frederic Brake: Leider nein. Die Hörspielserie ist eingestellt worden, es gibt nur noch Bücher, bzw. Hörbücher, die von den Machern der Serie verfasst werden.

 

Fantasyguide: Geht es mit BiomAlpha weiter?

 

Frederic Brake: Das hängt von vielen Faktoren ab. Zur Zeit gibt es keine konkreten Pläne, wenn auch noch genug Stoff da wäre.

 

Fantasyguide: Hast Du Pläne für einen eigenen Kurzgeschichtenband? Immerhin konntest Du gerade Deine 50. Veröffentlichung feiern!

 

Frederic Brake: Es gibt schon zwei Bände. Einmal Hölle, LTD, der die Geschichten um George Bonsai und Boregarde vereint, zum anderen Dunkelste Stunden, der viele meiner dystopischen Geschichten beinhaltet. Einen weiteren Band wird es irgendwann mal geben, so eine Art Werkschau. Genug Material ist ja da (grinst)

 

Fantasyguide: Wer von Dir noch nichts gelesen hat und das ändern möchte, sollte mit welcher Geschichte von Dir beginnen?

 

Frederic Brake: Kommt drauf an, welches Genre er bevorzugt. Bei SF ganz klar Flüchtige Gedanken. Das war mein dritter Platz beim William-Voltz-Award. Oder Pax Vobiscum, eine Art Steampunk-Anti-Kriegs-Geschichte, erschienen in Prototypen und andere Unwägbarkeiten. Wer Fantasy mag, der sollte definitiv zu Dämonenfrust, bzw. zum Band »Hölle, LTD.« greifen. Aber Achtung: Da ist Humor drin!. Wer Krimis mag, dem empfehle ich Leben versichert, ein kostenlos erhältliches Kurzhörspiel. Kann man bei Youtube oder bei hoerspielprojekt.de finden. Horror gibt es auch noch, aber da bin ich eher klassisch mit Zombies unterwegs. Als Dave Nocturn habe ich bei der Serie Armageddon – auf der Suche nach Eden einige Bände beigetragen.

 

Fantasyguide: Ich bin ein großer Fan Deiner Lesungen in Second Life. Thorsten Küper hat ja immer so das Gefühl, die Phantastikszene scheut das virtuelle Lesen. Siehst Du das ähnlich und wird der Corona-Lockdown daran etwas längerfristig ändern?

 

Frederic Brake: Vielen Dank! Es scheint so zu sein, dass die Gruppe der Besucher der Lesungen einen, wenn auch relativ großen, festen Kern hat. Es scheint tatsächlich immer noch Berührungsängste zu geben, was mir völlig unverständlich ist. Ich rate dringend, es einmal zu probieren. Das kostet außer Zeit nichts und kann durchaus begeistern. Und auch das Vorlesen selber ist weder schädlich noch schwierig. Also, technisch gesehen. Ich finde es jedesmal geil.

 

Fantasyguide: Was kann man von Dir in Zukunft erwarten? Wann wird »Schattenzeit« wieder verfügbar sein?

 

Frederic Brake: Ich werde sicherlich immer wieder eine Geschichte oder einen Roman veröffentlichen. Konkretes gibt es gerade nicht zu berichten, außer, dass ich an zwei Geschichten parallel schreibe. Eine davon wird vermutlich nächstes Jahr erscheinen. Ob Schattenzeit wieder mal erhältlich sein wird, kann ich momentan nicht sagen.

 

Fantasyguide: Vielen Dank für das Interview!

 

Frederic Brake: Ich danke dir. Hat viel Spaß gemacht. Danke für die Gelegenheit.

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Buch:

Sternentod

Inspiration Two Steps from Hell

Herausgeber: Frederic Brake

Taschenbuch, 434 Seiten

p.machinery, 15. Juli 2019

Cover: Frederic Brake

 

ISBN-10: 3957651611

ISBN-13: 978-3957651617

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B07VWHPY6K

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

Inhalt:

  • Felix Schledde: Aan

  • Tobias Lagemann: Und es begann ein Sterben

  • Tobias Habenicht: Von den besonderen Gefahren beim Bekämpfen von Drachen

  • André Geist: Der erste Ritt der Zwergenkönigin

  • Tedine Sanss †: Der Glanz der Seide

  • Laurin Seetal: Falscher König

  • Katarjas Kaweras: Der König des Waldes

  • Felix Woitkowski: Die aus der Esche stammen

  • Gabriele Behrend: Cohens Greife

  • Galax Acheronian: Wandlung

  • Matthias Ramtke: Sternentod

  • Tino Falke: Moloch

  • Hannah Wölfl: Drachentochter

  • Christine Ulrich: Die Rache der Götter

  • Gabriel Maier: Der Sporn des Phönixes

  • Martin Beyerling: Angriff auf Schoenenbourg

  • Angela Hoptich: Die Farbe des Himmels

  • Nele Sickel: Mann gegen Mann

  • Gundel Steigenberger: Solvet seaculum in favila

  • Tom Waldschicht: Das Schwert des Zauberers


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Erstellt: 13.06.2020, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 18691