Kurzgeschichte
 
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Die Stunde der Wölfe

von Tobias Martin

 

 

_Am Ende des dritten Zeitalters von Mittelerde stand der Krieg um den vom dunklen Herrscher Sauron geschmiedeten Ring der Macht. Er sandte all seine Heere aus, die Welt sein Eigen zu machen und alle freien Völker zu unterwerfen. Erbitterter Widerstand machte seine Pläne lange Zeit zunichte, doch war es nur eine Frage der Zeit, bis jegliche Freiheit ein Ende gefunden und alle Länder Untertan seiner Macht geworden wären.

 

Während er jedoch all seine böse Kraft darauf verwendete, Mittelerde wieder und wieder anzugreifen, sah er nicht die Gefahr kommen, die ihm drohte. Zwei vom Volke der Halblinge drangen in das Herz seines schwarzen Landes vor und vernichteten den Ring der Macht. Dies war das Ende Saurons, des dunklen Herrschers von Barad-dur im Lande Mordor. Seine Festung stürzte und all seine Heerscharen verzagten und wurde erbarmungslos in den Tod getrieben.

 

Die Menschen hatten wieder einen König; Aragorn, Arathorns Sohn, der König Elessar, einte die Reiche der Menschen erneut, sprach Recht und schloss Frieden unter den Völkern Mittelerdes. Doch nachdem der mächtige Zauberer Gandalf und die Größten des schönen Volkes der Elben Mittelerde verlassen hatten, wurden wieder und wieder Gerüchte laut über Banden von Orks, die Bauern in den Gebirgen überfielen und viel Blut vergossen. König Elessar und seine Fürsten ließen die Orks, wo immer sie auftauchten, verfolgen und erschlagen, jedoch kam es immer wieder zu Übergriffen streunender Orkbanden.

 

Die folgende Geschichte spielt in jener Zeit, in der des Königs Freunde, der Elb Legolas und der Zwerg Gimli, welche ihm im Ringkrieg treu zur Seite standen, noch immer an seinem Hofe, der mächtigen Stadt Minas Tirith, weilten.

 

~~~

 

„Guten Morgen, lieber Freund!“ Gimli trat zu Legolas, welcher in Gedanken verloren vor der Brustwehr der mächtigen Mauer stand und in die Ferne blickte. Der Zwerg war soeben aus seinem Gemach gekommen und hatte seinen allmorgendlichen Spaziergang durch die Stadt begonnen.

„Du scheinst bedrückt. Gibt es etwas, das dein Herz beschwert zu dieser schönen Stunde?“

„Nein“ antwortete der Elb „bedrückt nicht, sehnsüchtig jedoch umsomehr!“

„Nun“ sagte Gimli „wenn es etwas gibt, das ich tun kann, um dir zu helfen, so sag‘ es mir!“

„In der Tat könntest du dazu beitragen, meine Sehnsucht zu lindern, werter Gimli! Entsinnst du dich noch des Versprechens, das du mir einst gabst?“ Gimlis Miene verzog sich.

„Du gabst mir dein Wort, eines Tages mit mir zu gehen und die geheimnisvolle Schönheit des Waldes mit mir zu erkunden. Ist dem nicht so? Es ist nun soweit, mein Herz verspürt den Wunsch, dorthin zu gehen, woher ich stamme.“

 

„Gerne geh ich mit dir, Freund! Auch wenn ich in meinem Herzen nicht den Wunsch verspüre, im Düsterwald umher zu irren und sich gegen allerlei kriechendes Getier verteidigen zu müssen!“ Gimli lächelte. Gleichwohl er den Wald fürchtete, würde er seinen Freund nicht im Stich lassen.

„Nicht der Düsterwald ist es, den mein Herz zu sehen begehrt, Gimli“ fuhr der Elb fort „in Fangorns Wäldern möchte ich wandeln, wenn das Schicksal es gut meint, ihn gar ein weiteres Mal treffen!“ Gimli fuhr merklich zusammen „Den...den Fangorn-Wald? Steh mir bei! Selten hat sich mein Herz dermaßen gesträubt. Doch ich ....ich werde mit dir gehen. Was soll mir an der Seite eines Waldelben schon geschehen? Wann gedenkst du die Reise zu beginnen?“

„Wenige Tage lass uns noch warten. Wenn der Mond wieder voll am nächtlichen Himmel steht, lass uns aufbrechen. Wir werden mehrere Wochen lang unterwegs sein. Ich möchte dort nicht eintreffen, wenn schon der Winter seine kalten Finger um die Äste der Bäume legt“

 

Zwölf weitere Tage vergingen, bis die Reise zum Fangornwald beginnen sollte. Der König hatte sich mit seinen beiden Gefährten getroffen und sah nun besorgt drein.

„Durch viele Gefahren des Krieges sind wir gemeinsam gegangen und haben sie allesamt überstanden“ sprach er ihnen zu „Nun muss ich sehen, wie meine treuen Gefährten und geliebten Freunde ausziehen um sich weiteren Gefahren auszusetzen, die doch nicht nötig wären!“

„Aragorn, lieber Freund!“ sprach Legolas „sorge dich nicht um uns! Die Straßen deiner Lande sind sicher. Du hast mein Wort, dass Gimli und ich noch vor dem Winter wieder unversehrt in die weiße Stadt einkehren!“

„Und für alle Fälle“ warf der Zwerg dazwischen „weiß ich immer noch eine flinke Axt zu führen!“ Aragorn sah ihn an.

„Möge es dazu nicht kommen, Gimli!“ Dann sah er Legolas lange Zeit schweigend an, und die Augen des Königs füllten sich mit Tränen.

„Geht mir nicht verloren auf eurer Reise.“ sprach er. Zuletzt umarmte er seine Freunde.

„Sorge dich nicht um uns!“ sprach Legolas erneut.

„Auf bald!“ Er nickte Aragorn zu, wandte sich langsam um und schritt mit Gimli die Hauptstraße der weißen Stadt hinab. Als sie das äußere Tor von Minas Tirith hinter sich gelassen und sich nach Nordwesten gewandt hatten, blickten sie ein letztes Mal zurück. Viele hundert Fuß über ihnen stand Aragorn an der Mauer der großen Stadt und sah ihnen hinterher. Er hob die Hand, und sie sahen ihn nicht von dort weggehen, bis schließlich der Nebel ihnen den Blick auf die weiße Stadt genommen hatte.

 

Am Abend rasteten sie nahe einem kleinen Wäldchen, von dem man zu dieser Zeit sagte, dass die Druadan noch immer dort hausten. Sie hatten ein kleines Feuer entfacht und Gimli saß davor auf dem Boden, während Legolas in einige Entfernung still für sich stand und in Richtung des Waldes lauschte. Die Stimme des Zwerges durchschnitt die nur vom Knistern des Feuers gestörte Ruhe „Wie genau soll unser Weg zu Fangorns Wäldern aussehen? Hast du eine bestimmte Marschroute, oder sollen wir ins Land hineinwandern, gerade wie die Füße uns gewachsen sind?“ Der Elb trat zu ihm an das Feuer heran.

 

„Wir werden nördlich des weißen Gebirges nach Westen wandern, und auf dem Wege nach Edoras gelangen. Dort können wir ein paar Tage verweilen. Éomer wird glücklich sein, uns an seinem Hofe willkommen heißen zu können.“ Gimli nickte bedächtig.

 

„Nun“ fuhr Legolas fort „danach werden wir uns nordwärts wenden und nach wenigen Wochen den Saum der Wälder erblicken!“ Gimli, der sich inzwischen niedergelegt hatte, bemerkte im Schein der Flammen den sehnsüchtige Ausdruck im Gesicht seines Gefährten.

„Ich wünschte, ich könnte deine Freude teilen!“ sprach er murmelnd vor sich hin. Doch dies war den Ohren des Elben nicht entgangen.

„Du wirst es noch können, Gimli Gloinssohn. Du wirst es noch können.“ Doch diese Worte hörte der Zwerg nicht mehr, er hatte sich eine Decke übergeworfen und lag schnarchend auf der Seite.

 

Tage um Tage führte sie ihr Weg nun am nördlichen Rand des weißen Gebirges entlang. Viele Tagesmärsche legten die beiden Freunde zurück, ohne das sie irgendein Lebewesen erblickten oder sich beobachtet fühlten.

 

Zwanzig Tage nach dem sie von Minas Tirith aufgebrochen waren, hörten sie in den frühen Morgenstunden lautes Hufgetrappel von Westen herankommen. Gespannt blieben sie stehen, und schon bald sahen sie mehrere Dutzend Reiter heranpreschen. Ganz zu vorderst ritt ein Mann auf einem prächtigen großgewachsenen Schimmel heran. Er trug einen verzierten Helm auf dem Kopf und schien der Anführer des Trupps zu sein. Kurz vor Legolas und Gimli gebot er seinem Pferd, stehezubleiben.

 

„Ich bin Farland, Farlungs Sohn, Marschall der südlichen Grenzwache des Königreiches Rohan. Im Auftrage Éomers, des Königs der Mark, verlange ich von euch zu erfahren, was eure Geschäfte in diesem Lande sind. Sprecht!“ Zu seiner Linken und Rechten waren je zwei der ebenfalls hochgewachsenen, blonden Reiter aufgerückt und hatten ihre Langspeere auf die Wanderer gerichtet. Legolas ergriff das Wort.

 

„Ich bin Legolas, Thranduils Sohn, und mit mir ist mein Gefährte Gimli Gloinssohn. Wir kommen aus Gondor und sind Freunde des Königs Elessar und eures Königs Éomer. Wir befinden uns auf dem Wege in eure Hauptstadt, um ihn, Éomer, zu besuchen, denn wir sind alte Freunde und kämpften mit ihm Seite an Seite auf dem Pelennor!“

 

„Woher soll ich wissen, dass ihr die Wahrheit sprecht?“ fragte Farland, gebot seinen Männern jedoch, die Speere wieder abzusetzen.

„Dort“ fuhr Legolas fort „sahen wir auch, wie der tapfere Theoden von seinem eigenen Roß erschlagen ward. Schneemähne war sein Name.“ Ein Raunen ging durch die Reihen der Soldaten, und Farland nickte langsam mit dem Kopf.

„Ja. Fürwahr, ihr scheint die Wahrheit zu sagen.“ sagte er mit trauriger Stimme.

„Verzeiht! Leid und Schmerz der vergangenen Jahre legten einen Schatten über unsere Herzen und ließen das Mißtrauen wachsen, auch gegen jene, die unsere Freunde sind.“ Er nahm den prächtigen Helm ab und verneigte vor Legolas und Gimli den Kopf.

 

Dann sagte er „Möget ihr die goldene Halle bald und unversehrt erreichen. Doch gebt acht! Der Krieg ist zwar lange vorüber, doch noch immer sind wir auf unseren eigenen Straßen nicht sicher. Noch einen Tagesmarsch weiter wird euch dieser Pfad durch ein kleines Bauerndorf führen. Erschreckt nicht! Gestern Abend kam eine Bande von Orks von den Höhen hinab und brandschatzte dort. Sie ritten auf Wölfen und erschlugen fast alle der Bauern, auch vor Frauen und Kindern machten sie nicht halt.“ Entsetzen und Trauer standen im strengen Gesicht des Marschalls.

 

„Verweilt dort nicht lange, vor allem nicht nach Einbruch der Nacht! Gerne würde ich euch Männer zum Geleit mitgeben, doch brauche ich alle Kräfte um hier den Frieden zu wahren, so fern es möglich ist. Lebt wohl!“ Er erhob sich im Sattel und rief seinen Männer zu „Wir reiten weiter!“ Die Pferde preschten an Gimli und Legolas vorbei und verschwanden nach einer Weile im Nebel, der den Norden der Berge umschlich.

Erst nach einer langen Weile brach Gimli das Schweigen „Orks! Wie kann es sein, dass diese Unholde noch immer ihr Unwesen treiben in den Reichen der Menschen?“

Legolas antwortete: „Weder Aragorn noch Éomer oder irgendwer sonst hat die Kraft und die Soldaten, alle Orks aus den Gebirgen zu vertreiben. Es gibt noch viele mehr von ihnen, als wir denken mögen. Nicht alle waren sie Diener Saurons. Viele von ihnen leben hier seit den ersten Jahren der Dunkelheit, oft unbemerkt, als Strauchdiebe und Wegelagerer. Doch von solch blutigen Taten noch einmal hören zu müssen, hatte ich nicht erhofft! Doch werden wir wohl oder übel den Weg durch das Dorf nehmen müssen, um nicht noch näher am Saum des Gebirges entlang zu kommen! Lass uns nun eilig marschieren, doch sei auf der Hut!“

 

Gimli schaute lauernd in Richtung der steil abfallenden Gebirgshänge, als würde er erwarten, dort jeden Moment Horden von johlenden Orks heranstürmen zu sehen. Doch nichts regte sich und die Freunde setzten ihren Marsch fort.

 

Die ersten Strahlen einer rötlichen Sonne brachen durch die verhangene Dunkelheit an den Hängen des Gebirges, als Legolas und Gimli von fern das von Farland erwähnte Bauerndorf erblickten. Langsam und sich mit äußerster Vorsicht immer wieder nach allen Seiten umschauend schritten sie auf die Siedlung zu, vielmehr auf das, was von ihr übrig geblieben war. Die Häuser waren niedergebrannt, totes Vieh lag zu allen Seiten sinnlos dahingeschlachtet auf der Erde. Leichen waren nirgendwo zu sehen, doch lag der Geruch des Todes schwer in der trüben Luft. Gimli bückte sich und hob die schartige, abgebrochene Klinge einer Waffe vom Boden auf.

 

„Ein Orksäbel!“ murmelte er und warf selbigen mit angewiderten Gesichtsausdruck wieder von sich. Legolas war derweil auf die Überreste einer kleinen Steinmauer geklettert und hatte sich nach allen Seiten umgesehen. Während Gimli mehrere zwergische Flüche von sich gab, war der Elb in Eile wieder von der Mauer herabgesprungen und rannte zu ihm zurück.

„Irgendetwas nähert sich! Ich kann es spüren. Wir sollten uns hier nicht aufhalten! Komm, weiter!“

„Was hast du gesehen? Was nähert sich?“ fragte der Zwerg und wollte seine Axt vom Gürtel lockern.

„Gesehen habe ich nichts, die Dunkelheit liegt noch zu dicht über dem Gebirge. Ich spüre nur, dass sich eine Gefahr in der Nähe befindet, und wir hier nicht sicher sind. Komm!“ Er fasste Gimli beim Arm und sie schlichen im Schatten der kleinen Mauer weiter, um wieder auf die Straße zu gelangen, die sich nach dem Dorf vom Gebirge wegschlängelte und in freiem Gelände weiterführte.

 

Kaum hundert Schritte hatten sie die letzten Häuser hinter sich gelassen, als sie von den Bergen zur Linken her ein Geräusch hörten, dass sie schaudern ließ. Es war ihnen, als heule ein großer Wolf in unmittelbarer Nähe. Rasch steigerte sich dieses Heulen in ein vielfaches belferndes Fauchen, untermalt von lautem Kreischen. Orkstimmen! Die zwei Gefährten rannten zum Rand eines kleinen Hains und schauten hinaus über die Straße auf die Berghänge. Aus dem Nebel lösten sich die Umrisse zahlreicher Gestalten. Ein großer Fußtrupp von krummbeinigen Orks betrat die Straße. Kaum waren zwei Dutzend von ihnen in Sichtweite, sprangen zwei gewaltige Warge auf den Weg, auf deren Rücken schwarzhäutige Orks saßen, bewaffnet mit Peitschen und Krummschwertern. Noch etliche Dutzend Orksoldaten traten auf die Straße, dann setzte sich die Kolonne in Bewegung.

 

„Verfluchte Kreaturen!“ murmelte Gimli in seinen Bart und spuckte aus. Legolas schlich zu einem anderen Busch hin, von wo aus er eine bessere Sicht auf die Straße hatte, auf der die grölende Gruppe nun Richtung Westen marschierte. Einige der Orks trugen tote Lämmer und Hühner mit sich, andere humpelten und fluchten. Raschelnd gesellte sich Gimli zu Legolas.

 

„Nun“ sprach dieser „da haben wir die Bande, die das Dorf überfallen hat. Sie tragen totes Vieh mit sich, und viele scheinen verletzt zu sein.“

 

„Erschlagen sollen sie alle sein!“ sagte Gimli und griff erneut zur Axt. Legolas drückte seinen Arm sanft zurück. „Es sind zu viele, und sie haben Wölfe dabei. Wir können es zu zweit nicht wagen, sie anzugreifen. Wohl aber wollen wir ihre Spur verfolgen.“

 

Als die Dunkelheit sich über das Land senkte, merkten die Gefährten, dass der Trupp der Orks seinen Marsch zu verlangsamen schien. Einer der Wargreiter knallte mehrfach mit seiner Peitsche und brüllte die Fußsoldaten an:“Bleibt stehn, ihr stinkenden Ratten! Wir rasten! Schürt ein Feuer und röstet Fleisch! Macht schon, wenn ihr nicht wollt, dass ich euch fresse, ich hab nämlich einen Mordshunger!“

 

Er sprang vom Rücken des Wargs herunter und winkte einen kleineren Ork aus dem Trupp heran, welcher ein totes Lamm über der Schulter trug. Er riss es an sich, drehte sich herum und warf dem Warg den Kadaver vor die Füße. Der große Wolf begann sofort, das Fleisch herunterzuschlingen. Im selben Moment kam der zweite Warg herangesprungen und fiel über seinen Artgenossen her. Einige der Orks sprangen kreischend zur Seite, um nicht von den beiden großen Tieren zerquetscht zu werden. Der große Ork mit der Peitsche ließ sich jedoch vom Gerangel der großen Bestien nicht beeindrucken. Er machte einen Schritt auf sie zu und schlug mehrfach mit der Peitsche auf das Knäuel der beiden Leiber ein. Jaulend sprangen die Warge wieder auseinander.

 

„Verdammt nochmal, Ghorok, kannst du nicht mal auf dein Tier aufpassen?“ brüllte der Anführer und steckte seine Peitsche wieder weg. Der Angesprochene kam herbeigerannt und trat seinem Reittier mit der vollen Wucht seiner eisenbeschlagenen Stiefel gegen den Hals.

„Reg dich nicht so auf, Sharkû, er wird es nicht wieder tun!“

 

Grinsend warf er seinem Warg ebefalls einen großen Fleischbrocken vor.

„Siehste, jetzt haben sie beides was. Kein Grund sich aufzuregen!“

„Wir brauchen die Tiere noch, du Schwachkopf!“ fuhr Sharkû ihn an, „Sie nützen uns wenig, wenn sie sich gegenseitig zerfleischen! Du weißt genausogut wie ich, dass die Pferdemenschen uns verfolgen. Sie haben unsere Spur. Wenn sie und finden, will ich wenigstens die zwei Wölfe dabei haben, sonst sind wir erledigt!“

 

Aus der Ferne hatten Legolas und Gimli das Geschehen beobachtet.

„Fast hatte ich vergessen, wie widerwärtig diese Kerle wirklich sind“ sagte der Zwerg.

„Nichts als fluchen und streiten haben sie im Sinn!“

„Fürwahr, sie sind furchtbar und ekelerregend“ antwortete Legolas.

„Lass uns hier bleiben und abwarten was passiert. Etwas anderes wird uns im Moment ohnehin nicht übrigbleiben. Wir sind weit genung entfernt um nicht entdeckt zu werden. Schlaf ruhig ein wenig, wenn dir danach ist. Ich werde Wache halten!“

 

Dankend nahm Gimli das Angebot an und schon nach kurzem verriet sein gleichmäßiges Atmen, dass er eingeschlafen war.

 

Im Morgengrauen weckte Legolas ihn recht unsanft wieder auf. Gimli fuhr hoch „Was ist denn los? Mir einen solchen Schrecken einzujagen! Wenn es nicht einen wichtigen Grund gibt dafür, dass du mich..“

„Es gibt einen“ fiel Legolas ihm ins Wort, „Ich höre Hufe aus östlicher Richtung herankommen. Die Orks schlafen noch, ausgenommen ihre Wachen. Wenn ich recht behalte, wird es hier gleich zu einem Kampf kommen.“ Gimli war rasch auf den Beinen und nahm seine große Kampfaxt zur Hand. Die beiden duckten sich in das Gebüsch und schauten auf den Weg, während die Geräusche der Hufe näherkamen. Auch im Lager der Orks war inzwischen bemerkt worden, dass etwas geschah. Einer der Wachtposten schrie auf und brüllte mehrere Befehle in Richtung der Schlafenden. Die Orks fuhren hoch und griffen zu den Waffen. In der Mitte der Gruppe erschien Sharkûs Kopf.

 

Er schaute in Richtung der sich nähernden Geräusche und rümpfte die Nase „Die Pferdemenschen kommen. Macht euch bereit auf einen Kampf, ihr Maden! Zeigt keine Gnade!“ Dann drehte er sich herum und brüllte „Ghorok! Komm herbei, du feiger Strolch! Los, aufsitzen! Wir dürfen keine Zeit verlieren“ Er rannte zu einem Pflock, an dem die Warge angebunden waren und schlug mit seinem Krummschwert die Leinen durch. Inzwischen war auch Ghorok vor Ort. Die beiden schwangen sich auf den Rücken der Warge und ritten an die Spitze ihrer Gruppe. Sharkû rief den anderen Soldaten zu: „Ghorok und ich ziehen uns ein Stück zurück und werden ihnen in den Rücken fallen, sobald sie das Lager erreicht haben. Befleckt den Boden mit ihrem Blut!“

 

Mit diesen Worten ließen er und Ghorok ihre Reittiere die Sporen ihrer Stiefel spüren. Die großen Wölfe sprangen in den Nebel der nahen Gebirgshänge und waren nicht mehr zu sehen. Die meisten der Orks zogen ihre Krummschwerter, die anderen legten Pfeile an ihre Bogensehnen. Dermaßen gewappnet starrten sie auf den immer noch leicht nebelverhangenen Weg und erwarteten das Zusammenstoßen mit den Reitern.

 

Eine Steinwurfweite entfernt warteten auch Legolas und Gimli auf das, was sich näherte. Legolas erkannte als erster die Umrisse zahlreicher Reiter, die sich aus dem Nebel lösten.

„Farland.“ murmelte der Elb, „Farland und seine Männer sind zurückgekommen!“

 

„Die Warge“ sprach Gimli, der seinen Blick wieder dem Lager der Orks zugewandt hatte, „ich sehe die Warge nicht mehr!“ Legolas schaute zurück zum Lager.

„Eine Falle“ sprach er, „die Wolfreiter stellen den Menschen eine Falle!“

 

Der Nebel hatte sich inzwischen fast gänzlich verzogen. Noch befanden sich die Reiter hinter einer Wegbiegung und waren den Blicken der Orks verborgen. Mit einem Mal ging alles sehr schnell. Pfeile surrten durch die Luft und zahlreiche Orks brachen tot zusammen. Im selbem Moment preschten die Reiter voran und ihre lauten Stimmen durchschnitten die morgendliche Stille.

 

Die Orks bekamen es mit der Angst zu tun, als die großen Menschen auf ihren stolzen Pferden brüllend auf sie zu preschten. Doch sie antworteten mit einem Pfeilhagel, der mehrere Reiter aus ihren Sätteln riss und auch zwei der großen Pferde zu Fall brachte. Die angreifenden Krieger trafen auf die vordere Reihe der Orks und jene, die nicht von den Hufen der Pferde zermalmt wurden, wurden von Farlands Männern erschlagen. Doch zahlreiche Ork-Bogenschützen hatten sich im Schatten von Bäumen um das Lager herum und schossen pausenlos in das Kampfgetümmel hinein. Viele der Reiter fielen von schwarzen Pfeilen getroffen zu Boden und wurden von den Krummschwertern der Orks in Stücke gehackt.

 

„Ich glaube es ist Zeit für uns, in den Kampf einzugreifen, Gimli!“ sprach Legolas und verliess das Gestrüpp, indem die beiden sich verborgen hatten. Der Zwerg war ihm direkt auf den Fersen und hatte seine große Axt mit festem Griff gepackt. Legolas hatte sich schon weiter vorangepirscht, als Gimlis Axt etwas zu tun bekam. Ein krummbeiniger Ork hatte ihn entdeckt. Er kam auf Gimli zu und fauchte: “Na, Bärtiger? Was will denn einer von deiner Sorte hier? Willst den Menschen helfen, was? Dich heimlich anschleichen, was? Ich werd‘ dir die Beine unterm Leib abhacken!“

 

Er sprang auf Gimli zu und holte mit seinem Schwert zum Schlag aus. Doch er hatte Gimli, Gloins Sohn, reichlich unterschätzt, und dies war sein Verhängnis. Gimli parierte den Schwerthieb mit seiner großen Axt, so dass die Klinge des Orkschwertes zerbrach. Der Ork sprang zurück und wollte gerade einen kleinen Dolch ziehen, als die große Axt ihm den Arm abschlug. Er fiel kreischend zu Boden und Gimli spaltete ihm mit einem weiteren Hieb den Schädel.

 

„Mir die Beine umterm Leib abhacken, wie? Da musst du schon früher am Morgen aufstehen!“ Gimli rümpfte die Nase. Etwas traf ihn hart im Rücken. Ein Ork hatte mit einem großen Stein nach ihm geschmissen, da er anscheinend keine Waffe mehr hatte. Er bückte sich, um einen weiteren Stein aufzuheben. Gimli zog eine kleine Wurfaxt aus dem Gürtel, drehte sich rasch um und schleuderte sie dem gebückten Ork gegen den Helm. Er sackte zusammen und lag regungslos da. Gimli ging zu der Leiche hin, zog die Axt aus dem Schädel des Orks und steckte sie zurück in den Gürtel. Als er sich umdrehte, gewahrte er zwei Orks, die in einiger Entfernung auf einen Baum kletterten. Ein weiterer wollte ihnen folgen, wurde jedoch von einem Pfeil durchbohrt und stürzte zu Boden. Die zwei anderen waren im Astwerk des Baumes verschwunden.

 

„Euch faule Früchte werde ich ernten“ sprach Gimli und ging mit vorgehaltener Axt auf den Baum zu. Hufgetrappel wurde laut, als Farland in Sichtweite kam. Er stellte sich im Sattel auf, blickte sich um und und brachte sein Pferd genau unter dem Baum zum Halten. Gimli wollte ihn warnen, doch ehe er rufen konnte, ließen sich die beiden Orks auch schon auf Farland fallen und rissen ihn aus dem Sattel heraus zu Boden.

 

Doch Farland war ein großer, kräftiger Mensch. Dem kleineren der beiden Orks schlug er die Faust so fest ins Gesicht, dass dieser zusammensackte. Dann warf er sich auf den anderen Ork, der von einer solchen Gegenwehr sichtlich überascht zu sein schien. Er drückte ihn zu Boden und schlug kräftig auf ihn ein. Der Ork blieb benommen liegen, Farland zog seinen Dolch und schnitt ihm die Kehle durch.

 

Erschöpft blieb er neben dem toten Ork hocken, denn der Angriff hatte ihm sehr zugesetzt. Hinter ihm erschien mit einem Mal die Gestalt des kleineren Orks, welcher einen Dolch in der Hand hielt. Er hatte sich von Farlands Faustschlag erholt und wollte ihn nun hinterrücks erstechen. Er holte aus, um die Klinge in den Rücken des knieenden Kriegers zu rammen, als er mit einem Mal laut aufschrie und hinterrücks umfiel. Gimlis Axt steckt ihm im Rücken. Der Zwerg stand mit einem Fuß auf der Leiche des Orks und streckte dem verblüfften Farland, der beim Quieken des Orks herumgefahren war, die Hand hin.

 

„Steht auf, Marschall Farland! Die Schlacht ist noch nicht vorüber“ Farland bekam keine Gelegenheit, sich über das plötzliche Auftauchen des Zwerges zu wundern, denn es kamen von allen Seiten weitere Orks herangestürmt. Gimli und Farland stellten sich Rücken an Rücken und erwarteten die Angriffe der johlenden Orkbande. Doch in demselben Augenblick kamen ein Dutzend Reiter heran, die ihren Hauptmann inmitten des Kampfgetümmels erblickt hatten und erschlugen die Orks, die sich gerade um Farland und Gimli geschert hatten. Verwundert schauten die Männer auf Gimli herab.

 

„Wendet euch wieder der Schlacht zu“, hielt Farland sie an.

„Gimli Gloinssohn hier zu erblicken, mag euch wunderlich vorkommen, doch war er es, der mir das Leben rettete!“ Er schwang sich wieder in den Sattel seines Pferdes, welches, obwohl vor Angst schwitzend, unter dem Baum auf seinen Herren gewartet hatte.

„Marschall“, sagte einer der Männer, „wir haben einen großen Teil der Bande auf einer Lichtung zusammengetrieben, doch noch leisten sie erbitterten Widerstand und wir haben keine Pfeile mehr. Wir brauchen jeden verfügbaren Mann!“

 

„Ich komme“, entgegnete Farland und an Gimli gewandt sprach er „Ich denke, ich kann euch hier für einen Augenblich zurücklassen, Herr Gimli. Mögen wir uns gleich wieder treffen, wenn dies hier überstanden ist!“ Gimli verneigte sich vor dem Marschall und schlüpfte sogleich in den Schatten eines Gestrüpps, um anderen Orks aufzulauern, die den Kriegern in den Rücken hätten fallen können. Der Reitertrupp zog ab und ritt zu der großen Lichtung, an der sich ein Kreis von sechs Dutzend Reitern um eine ebenso große Zahl von Orks gestellt hatten. Farland und seine Begleiter erreichten den Kreis und der Marschall befahl den Männern: „Speere vor! Treibt diese abscheulichen Bestien in den Tod!“ Die Reiter zogen den Kreis zusammen und legten ihre Langspeere an. Die Orks johlten und brüllten, denn auch sie hatten keine Pfeile mehr und waren sich der Ausweglosigkeit ihrer Lage bewußt. Sie streckten ihre Schwerter vor und stellten sich mit den Rücken nach innen, den Reitern zugewandt, zum Kampf auf. Doch in diesem Moment geschah etwas.

 

Ein lautes Fauchen ertönte und ein großer Warg sprang von hinten eines der Pferde an, welches sich laut wiehernd aufbäumte, und versuchte aus dem Kreis auszubrechen. Doch der Warg riss es mitsamt Reiter zu Boden und verbiss sich in seinen Hals. Ein anderer Reiter wendete sein Pferd und holte mit seinem Speer aus, um den Warg zu töten. Augenblicklich sprang ein weiterer großer Wolf heran. Schreiend wurde das Pferd zu Boden gerissen und der Reiter aus dem Sattel geschleudert. Er kam wieder auf die Füße und wollte auf die Bestie losgehen, welche gerade dem niedergerissenen Pferd den Bauch aufriss. Mit Schwert und Speer rannte er auf das Tier zu, doch der Ork, der auf dem Rücken des Wolfes saß, brachte ihn mit einem Wurfmesser zu Fall. Sharkû war zurückgekommen.

 

Er richtete sich im Sattel seines schrecklichen Reittieres auf, zog sein Krummschwert und brüllte: „Wir sind wieder da! Jetzt heißt es kämpfen!“ Der Kampfesmut der Orks erstarkte wieder, als sie ihren Anführer erblickten. Johlend preschten sie vor und durchbrachen den Kreis der wenigen noch standhaften Reiter, die verzweifelt versuchten, sich im Sattel zu halten. Beim Auftauchen der großen Wölfe begannen selbst die stolzen Pferde der Rohirrim zu scheuen. Zahlreiche Männer wurden aus dem Sattel geschleudert und stürtzten zu Boden.

Auch Ghorok, der zweite Anführer der Orks, ließ sein Reittier unter den Männern und ihren Pferden wüten und traf inmitten des Kampfgetümmels auf Farland.

 

„Sieh an!“ fauchte er, „Der große Herr Marschall selbst! Dies ist deine letzte Stunde!“ Er trat dem Warg mit den Sporen in den Leib und dieser machte sich bereit, Farlands Pferd anzuspringen. Entschlossen hielt der Hauptmann seinen Speer in der Hand und erwartete das Unvermeidliche. Der Warg setzte zum Sprung an, doch mitten in der Bewegung fiel er zur Seite hin um. Ein Röcheln kam aus seiner Kehle. Ein Pfeil steckte nahe dem Auge in seinem gewaltigen Kopf. Ghorok wurde aus dem Sattel geschleudert und überschlug sich mehrfach auf dem Boden. Doch er kam sogleich wieder auf die Beine und wandte sich Farland zu.

 

Dieser sprang aus dem Sattel, rammte dem noch immer röchelnden Wolf seinen Speer durch den Hals und rief: „Wenn dies meine letzte Stunde sein soll, musst du schon selbst dafür sorgen!“ Doch Ghorok ließ sich nicht einschüchtern, er war ein verwegener und kräftiger Kämpfer. Er ging auf den Marschall los und ihre Klingen prallten aufeinander. Die Augen in Ghoroks schwarzen Gesicht waren weiß vor rasender Wut.

 

Aber der große Mensch war stärker als er. Er stieß den Ork von sich weg und trat ihm dabei gegen das Bein. Ghorok jaulte laut auf, rückte wieder vor und setzte zu einem Schwertstreich auf Farlands Kopf an, welcher seinen Helm verloren hatte. Doch er tauchte unter dem Streich weg und rammte seinem Gegner die Klinge ins Bein. Kreischend fiel Ghorok auf die Knie, hielt sein Schwert jedoch immer noch fest. Es sollte keinen Schlag mehr führen. Im Nu war Farland über ihm und schlug ihm den Kopf vom Leib. Erschöpft fiel nun auch er auf die Knie, denn obgleich er sich unter dem Schwertstreich weggeduckt hatte, hatte ihm die Orkklinge eine klaffende Wunde in den Nacken geschlagen. Jemand packte ihn und zog ihn wieder auf die Beine. Er fuhr herum und sah in die grauen Augen eines Elben.

 

„Es wird gleich vorüber sein“, sprach Legolas und reichte ihm seinen Helm.

 

„Wir müssen noch ein wenig durchhalten“ Erneut über das Auftauchen eines unerwarteten Helfers erstaunt, nahm Farland seinen Helm entgegen und setze ihn wieder auf sein Haupt. Ehe er etwas sagen konnte, sprach der Elb: „Es gibt nichts zu danken. Lasst uns dies nun zu Ende bringen!“ Farland legte ihm die Hand auf die Schulter und nickte ihm zu. Er hob sein Schwert vom Boden auf und gemeinsam rannten sie wieder auf die große Lichtung.

 

Die verbliebenen Männer kämpten nun meist am Boden mit den Orks, denn die meisten Pferde waren durchgegangen oder lagen tot auf dem Schlachtfeld. Sharkû saß im Sattel seines Wolfes und brüllte Befehle, und niemand wagte ihn und sein großes Tier anzugreifen. Noch im Laufen zog Legolas einen Pfeil aus dem Köcher und schoss auf den großen Wolf. Der Pfeil traf die Flanke des Tieres, welches jedoch nur kurz fauchte und sich durch den Pfeil keineswegs davon abhalten ließ, einem am Boden liegenden Mann mit einem Biß das Genick brechen zu wollen. Doch schon hatte Legolas eine weiteren Pfeil auf die Bogensehne gelegt und ihn auf das große Tier abgeschossen.

 

Es stürzte krachend um, als der Pfeil seinen Hals durchschlug. Sharkû sprang im Fall aus dem Sattel und erblickte den Elben, der sich nun mit eingespanntem Pfeil näherte. Er sah daß dieser einen weiteren Pfeil auf ihn anlegte und wollte hinter dem Kadaver des Wolfes in Deckung gehen, doch er sank mit Legolas‘ Pfeil in der Stirn zu Boden. Derweil hatten die verbliebenen Reiter erneut die Orks eingekreist und waren nun dabei, einen nach dem anderen zu erschlagen. Und dort war auch Gimli, der mit laut brüllend mit seiner Axt wütete und zahlreichen Orks die Schädel einschlug. Bald waren alle von ihnen erschlagen, und nur wenige rannten kreischend davon, um sich auf die Gebirgshänge zurückzuziehen. Legolas schickte ihnen noch mehrere Pfeile hinterher und brachte zwei von ihnen zur Strecke, doch kurz darauf war von den Orks nichts mehr zu hören und zu sehen.

 

Das Schlachtfeld war übersät mit den Leichnamen unzähliger Reiter und Orks und den Kadavern vieler Pferde, denen die großen Bestien die Bäuche aufgerissen hatten. Nach einiger Zeit kamen manche Männer reitend oder Pferde am Halfter führend zurück. Farland blickte sich um, jeder zweite seiner Männer war im Kampf gefallen. Legolas und Gimli traten zu ihm hin und er verbeugte sich vor den beiden.

„Beide habt ihr mir heute unverhofft aus größter Not geholfen. Ich werde es euch nie vergessen.“ Legolas und Gimli nickten ihm zu.

 

Die Männer luden die noch lebenden Verletzten auf die wenigen Pferde, die sie hatten zurückholen können und trugen die Leichname der Gefallenen weg von den Kadavern der Orks, welche sie zusammen mit den zwei toten Wargen verbrannten.

 

„Wir hätte wissen müsse, was uns bevorstand“, bedauerte Farland. Zu Legolas und Gimli gewandt fuhr er fort: „Vor vier Tagen schickten wir Meldereiter die Gebirgsstraßen hinauf.“ Er zeigte in östlicher Richtung auf die Berge, „Kaum einer von ihnen kehrte zurück. Die wenigen, die wiederkamen, berichteten uns von einem großen Orkverband im Gebirge. Er hielt inne, ging dann zu seinem Pferd, welches einer der Männer herangeführt hatte und schwang sich in den Sattel.

„Wir werden euch nach Edoras begleiten“, bot Legolas dem Marschall an.

„Dies wäre mir Freude und Ehre zugleich“, antwortete Farland, „und ich will es euch nicht ausschlagen, zumal ihr Freunde des Hauses Eorl und Éomers, unseres Königs seit, wie ihr selbst sagtet.“ Inzwischen saß im Sattel eines jeden verfügbaren Pferdes einer der Reiter, und Farland richtete das Wort an seine Krieger: „Reitet augenblicklich los und bringt die Verletzten so schnell als möglich nach Edoras! Wir werden euch folgen!“

 

Vier Tage später hatten sie die Hauptstadt Rohans erreicht. König Éomer war betrübt, als man ihm von den starken Verlusten unter Farlands Männern berichtet hatte, doch war er umso froher von der Ankunft zweier alter Freunde zu erfahren. Er hieß Legolas und Gimli herzlich willkommen und sie saßen lange zusammen, redeten über die Vergangenheit und ihre gemeinsamen großen Taten während des großen Krieges. Die beiden Gefährten berichteten dem König von seiner Schwester Éowyn, die an der Seite Faramirs, des Fürsten von Ithilien, im Lande Gondor lebte. Er war froh zu hören, dass sie sich bester Gesundheit erfreute und alles Volk sie liebte und ehrte. Nach Stunden und Stunden des Zusammensitzens stand Éomer auf und bat um Verzeihung, da er sich zu einer Beratung mit seinen Heerführern zurückziehen musste.

 

„Doch“, sprach er, „werde ich euch gleich jemanden schicken, der ebenso froh wie ich sein wird, euch wiederzusehen.“ Er verneigte sich vor ihnen und verließ den Speisesaal der goldenen Halle, in dem sie saßen.

„Einen, der uns kennt?“, murmelte Gimli, als Éomer gegangen war.

„Wer bei meinem Barte soll denn...“

„Nun, werter Gimli! Dieser eine jene bin ich!“, ertönte eine vergnügte Stimme von der Türe her und die beiden Freunde schauten sich um. Dort stand ein Hobbit. Ein Hobbit in der prachtvollen Rüstung des Schildknappen von Rohan, und er grinste bis über beide Ohren.

 

„Merry!“ riefen Gimli und Legolas zugleich und standen von ihren Schemeln auf, um ihren kleinen Gefährten zu begrüßen. Nachdem sie sich umarmt hatten, nahm Merry gleich wieder das Wort:

„Ich kann nicht beschreiben, wie sehr ich mich freue! Kommt! Ich führe euch durch die Stadt. Sie wurde nach dem Krieg vielerorts verschönert und ist sehr prächtig dieser Tage! Ja, es hat sich vieles geändert seit damals.“ Bei diesen Worte wurde er mit einem Mal sehr ernst.

 

„Zuerst möchte ich euch jedoch zu einem sehr traurigen Ort führen“, sprach er,„folgt mir!“

Er führte sie ins Freie und die Hauptstraße hinab zu den Hügelgräbern und seine Freunde wussten, wohin er sie brachte. Merry kniete vor dem Grabe Theodens nieder und seine Gefährten taten es ihm gleich. Er begann zu weinen als er sagte: „Hier ruht König Theoden, der mir ein zweiter Vater und fürsorgender Freund war. Ich wünschte, er hätte diese glücklichen Tage seines Haues noch erleben können!“

 

Legolas legte ihm die Hand auf die Schulter: „Berechtigt ist deine Trauer, lieber Merry. Doch vergiß nicht, dass Theoden fiel, als er für dieses Land und die Freiheit unser aller Völker kämpfte. Nie wird man ihn vergessen! Dennoch sind nicht alle Tränen von Übel, und diese schon gar nicht!“ Merry wandte sich zu dem Elben um:

„Das...das mit den Tränen; das sagte auch Gandalf damals zu uns, als er mit Frodo das Schiff bestieg und uns verließ.“

„Nun“, erwiderte Legolas, „wenn Gandalf dies sagte, dann wird wohl etwas wahres daran sein!“

„Ja, davon bin ich überzeugt“ antwortete Merry und lächelte.

 

Viele weitere Tage verbrachten die drei Gefährten gemeinsam an Éomers Hof. Schöne Tage, an denen sie Wanderungen unternahmen, gemeinsam lachten und sich an ihre vergangenen Abenteuer erinnerten. An einem Morgen im Herbst verabschiedeten sie sich von Éomer und Merry und schlugen ihren weiteren Reiseweg in Richtung des Fangornwaldes ein.

 

Was sich dort ereignete soll jedoch nicht mehr Teil dieser Geschichte sein, sondern lieber an einer anderen Stelle erzählt werden...

 

~ ENDE ~

 

 

Wir danken Tobias Martin für die Genehmigung diese Fanfiction hier im Rahmen unseres "Der Herr der Ringe"-Spezials zeigen zu dürfen. Weiter danken wir Christina Liebeck für die Hilfe bei der Auswahl und bei der Vermittelung der Kurzgeschichte. Weitere Geschichten könnt Ihr unter HdR-Fanfiction.de finden.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404251909011a5bd64e
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Erstellt: 13.11.2005, zuletzt aktualisiert: 14.02.2016 10:37, 1563