Nocturno Ausgabe 4
 
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Nocturno 4

Rezension von Ramona Schroller

 

Lange erwartet, beinahe schon abgeschrieben, aber endlich doch erschienen.

Wie sagt man? „Totgesagte leben länger." Bei Nocturno ist das auf jeden Fall richtig.

 

Auf 100 Seiten bietet das Story-Zine phantastische Unterhaltung - vor allem der etwas gruseligeren Art. Gewürzt wird das ganze mit Zeichnungen und Bildern, die teilweise exakt für die jeweiligen Geschichten zugeschnitten sind. Dazu gibt es auch noch einen Comic.

 

Aber bleiben wir zunächst einmal bei den Geschichten. Diesmal bietet Nocturno 16 Geschichten vornehmlich der düsteren Art. Der Reiz des Zines besteht im großen Maße darin, nicht bekannte und bekannte Autoren zu mischen, und dieser Mischung bleiben Markus Kastenholz und Kuno Liesegang

auch diesmal treu.

 

Der Auftakt kommt dieses Mal von Sieglinde Breitschwerdt mit der Geschichte Blacksoul@night.net. Eine Geschichte, die erotisch beginnt, um dann einen rasanten Wechsel ins Horrorgenre zu vollziehen. Eine solide Story um die dunklen Geheimnisse einer Hausfrau.

 

Als nächstes wird es etwas surealistisch mit Uwe Voehls Schwarze Herzen, eine Geschichte um das Geheimnis der Magie. Zugegebenermaßen etwas schwere Kost, dessen Sinn sich mir erst nach dem zweiten Lesen erschloß.

 

Micha Wieschniewski bringt seinen Protagonisten in Heimfahrt wirklich wieder nach Hause und stellt das Rätsel um das Verschwinden von Märchen- und Sagengestalten auf. Dies ist dann auch gleich die erste Fantasy- oder wenigstens Phantastik-Story. Gut und verständlich geschrieben, durchweg solide.

 

Eddie M. Angerhuber läßt ihren Protag dagegen über das Rätsel des Phönix und des Tigers sinnieren und darin am Ende untergehen. Eine gewohnt gute Horrorgeschichte der Autorin - alles andere hätte wahrscheinlich auch schwer enttäuscht.

 

Andreas Winterer erzählt das Märchen vom Mondmädchen auf wirklich bezaubernde und einfühlsame Art und Weise und lädt den Leser damit zum Träumen ein.

 

Fast Food von Markus K. Korb ist ein wenig enttäuschend nach dem, was man sonst von diesem Autor kennt. Dennoch bleibt es eine solide Horrorgeschichte um ein Polstermöbel und sollte, gegenüber seinen sonstigen Werken, wirklich auch als „Fast Food" verstanden werden.

 

Charlotte Engmann führt den Leser auf den Geisterweg. Eine gute Gespenstergeschichte, deren Lösung am Ende tatsächlich überraschen kann.

 

Markus Kastenholz läßt den Leser in Im Herzen der Nacht erneut teilhaben an einem Abenteuer seiner Vampirjägerin Morgenrot. Ähnlich wie in der letzten Ausgabe zeigt die toughe Kämpferin hier ein Herz und lehrt ihrem, zugegebenermaßen unfreiwilligen Schüler Respekt vor dem Gegner - den Vampiren.

 

Anita Höreth weiht den Leser in Anubis' Hochzeit in die geheime Rache des ägyptischen Schakalgottes ein. Am Ende stellt sich dabei allerdings die Frage, ob der gute Totengott nicht doch nur ein Pantoffelheld ist.

 

Daniel Mylows Spiegel, eine dreiteilige Episodengeschichte, zeigt die Überlegungen eines Selbstmörders bis zum Sprung auf - läßt den Leser allerdings etwas ratlos zurück.

 

Robert Richter dagegen gibt mit Endstation Ewigkeit den Auftakt zu einem interessanten Duo mit dem gleichen Hintergrund. Autor auf Bahnfahrt gerät ins falsche Abteil und damit in sein Unglück.

 

Fast den gleichen Hintergrund (eben Autor auf Bahnfahrt) nutzt Hans Joachim Alpers in Beweiskraft, allerdings ist seine Auflösung eher zum Schmunzeln denn zum Grauen gedacht.

Übrigens fragt sich die Rezensentin hier wirklich, ob diese Zusammenstellung gewollt oder zufällig erfolgte. Wenn gewollt, war es von den Herausgebern ein gelungener Schritt, denn Ende von „Endstation Ewigkeit" und Anfang von „Beweiskraft" könnten durchaus zusammengehören.

 

Matthias Franz dagegen kann mit seinem „Schutzengel" nicht wirklich überzeugen. Die Geschichte um eben einen solchen Schutzengel, der im Dienst versagt, ist schon tausendfach aufgeschrieben worden - und das Ende kommt nicht wirklich überraschend.

 

Linda Budinger präsentiert mit Dunkel über den Dächern" ein weiteres Abenteuer ihrer beiden Heldinnen Cym und Yoram, das wiederrum an die Geschichte aus Nocturno 3 anknüpft. Sollte es Noc lange genug geben, wird dem Leser irgendwann ein ganzer Roman der beiden ungleichen Freundinnen zur Verfügung stehen.

 

C. J. Walkin entführt den Leser mit Untiefen meiner Seele in die Abgründe des Geistes eines Serienkillers. Ein bißchen knapp, aber gut geschrieben.

 

Und schließlich und endlich gelingt Stefan Melneczuk eine sehr einfühlsame, wenn auch brutale Geschichte um die Rache eines berühmten Rocksängers mit Hardsons letzter Song. Eine Story, die nicht nur unterhält, sondern auch sehr nachdenklich stimmt.

 

Die Zeichnungen stammen dieses Mal (um zum nächsten Punkt zu kommen) von Nicole Erxleben, Thorsten Grewe, Timo Kümmel, Klaus und Wolfgang Schwandt, Malte S. Sembten, Manfred Lafrentz, Curtis Nike und Linda Budinger. Das Cover, diesmal wieder schwarz-weiß, ist ein hervorragendes Bild von Nicole Erxleben.

 

Leider bleibt der Comic von Manfred Lafrentz in nicht ganz so guter Erinnerung wie der letzte (Sternfahrer). Laut Auskunft des Herausgebers liegt dies jedoch nicht am Comic selbst - dem der Sinn fehlt - sondern es wurden wohl bei der Drucklegung zwei Seiten vergessen, wobei dann auch noch ausgerechnet die letzte mit der Auflösung verschwand. Schade, daß man dieses Manko erst nach der Auslieferung bemerkte und nicht rückgängig machen konnte.

 

Ein letzter Punkt sei noch erwähnt: Kuno Liesegang verläßt das Nocturno-Herausgeber-Team. Sicherlich ein schmerzvoller Verlust für das Zine, jedoch hoffentlich nicht sein Ende. Denn in der reichlich ausgedünnten Szene braucht man gerade ein solches übergreifendes Magazin wie Nocturno.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240423111859e6e5e678
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Magazin:

Nocturno Ausgabe 4

ISSN: 1617-8475

MG-Verlag

Erhältlich bei: MG-Verlag

 

Bezugsadresse

NOCTURNO kann man unter folgender Adresse direkt beziehen:

www.nocturno-mag.de.vu

oder www.virpriv.de


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Erstellt: 27.05.2005, zuletzt aktualisiert: 26.06.2022 20:36, 374