Resident Evil: Revelations (PC)
 
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Resident Evil: Revelations (PC)

Rezension von Cronn

 

Langsam schleiche ich durch den Korridor des Kreuzfahrtschiffes »Queen Zenobia«. Hinter mir läuft mein Kollege Luciani, der mir den Rücken deckt. Über mir erstreckt sich ein System von Luftschächten, welche als rostige Markierung meinem Weg vorausgehen.

Überall tropft Wasser. Von der Decke, den Wänden, sogar aus der Klimaanlage. Wasser befindet sich als Pfütze am Boden, rinnt an den Blechen entlang, die vor die Öffnungen der Klimaanlage geschraubt sind. Als Schweiß läuft mir ebenfalls Wasser über den Rücken, denn ich weiß, dass wir hier nicht allein sind. Aber wo sind die Gegner?

Noch scheint alles ruhig zu sein, doch schon höre ich das markante Schleifen von Krallen auf Metall. Mein Puls beschleunigt sich und ich reiße die Waffe hoch, ziele über Kimme und Korn meiner Pistole.

Das Geräusch kam von vorn, wo der Gang eine Biegung nach links vollführt. Langsam schleiche ich mich heran, biege um die Ecke und stehe dem lebendig gewordenen Grauen gegenüber.

Das Wesen sieht aus wie eine Kreuzung aus Mensch und Krabbe, bei der noch ein Fadenwurm seine Finger im Spiel hatte. Scherenförmige Hände, ein haarloser Kopf und herumwirbelnden Tentakeln. Mit seltsam zuckenden Bewegungen stolpert das Ding auf mich zu. Mir bleibt keine Wahl. Mit diesem Geschöpf kann ich nicht verhandeln. Hier müssen die Waffen sprechen.

Ich ziele auf die rote Stelle auf dem Brustkorb des Geschöpfes, da ich dort eine besonders verletzliche Ader vermute. Dann drücke ich ab. Das Geschoss meiner Pistole verlässt mit einem peitschenden Knall den kurzen Lauf, überwindet die Distanz und schlägt im Brustkorb des Wesens ein. Der Aufprall wirbelt es nach hinten, so dass es fast zu Boden geht. Doch noch steht es! Da verfällt es urplötzlich in ein Zucken, als die Kugeln der MP meines Kameraden beginnen Löcher in den Brustkorb zu stanzen.

Schlussendlich treiben wir das Geschöpf vor uns her, indem wir es beschießen. Schließlich bricht es unter unseren Kugeln zusammen und löst sich auf. Es versickert im Boden. Nur noch eine schleimige Pfütze bleibt übrig.

Ich scanne die Lake, um mehr über das Wesen herauszubekommen und frage mich unwillkürlich: In welches Wespennest haben wir hier gestochen?

 

Rezension:

Resident Evil: Revelations ist der neueste Titel aus dem Resident-Evil-Universum. Entwickelt wurde das Spiel zunächst für den 3DS vom Entwicklerstudio Capcom, die bereits für die anderen Serienteile, darunter der neueste, sechste Teil der Hauptlinie Resident Evil, verantwortlich waren.

Da »Resident Evil: Revelations« auf dem 3DS ein großer Erfolg war, kam bei Capcom die Idee auf, das Spiel auch auf eine andere Plattform zu übertragen. Nun ist das Game auch für Playstation 3 und XBox 360 erhältlich und sogar eine PC-Portierung ist erschienen, was sehr erfreulich ist. Diese lag nun zum Test vor.

Wie gelungen ist die Umsetzung und das Spielgefühl von »Resident Evil: Revelations«?

 

Hintergrund:

Jill Valentine und ihr Partner sind auf dem Schiff »Queen Zenobia« unterwegs, um Chris Redfield zu finden, der hier mit seiner Partnerin gefangen gehalten werden soll. Sein letzter Funkkontakt ist abgerissen und nun versuchen die beiden BSAA-Mitglieder ihre Kollegen zu finden und zu befreien. Dass sich alles gänzlich anders entwickelt, dürfte Kennern der Resident-Evil-Reihe nicht unbekannt sein…

Die Story rund um einen neuen Virus motiviert und ist dramaturgisch geschickt erzählt. Aus dem bekannten Handlungsmuster haben die Autoren sehr viel an Kniffen herausgeholt. So springt das Gameplay zwischen verschiedenen handelnden Personen hin und her, beendet einen Handlungsstrang nicht, sondern lässt den Spieler mit einem Cliffhanger zurück, der ihn dazu bringen soll, weiterzuspielen. Und dann beginnt die neue Episode und greift die losen Enden eines anderen Cliffhangers auf. Das ergibt eine in sich verschlungene Erzählstruktur, welche die recht einfach gestrickte Handlung geschickt verkleidet.

Am Ende einer Episode wird stets eine Zwischensequenz abgespielt, worauf die neue Episode mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse beginnt. Das nähert »Resident Evil: Revelations« von der Struktur der Erzählung an die Machart von TV-Serien an. Das ist sehr gelungen, vor allem für Spieler, die nicht jeden Tag zum Zocken kommen und dann beim Weiterspielen nochmals an die erlebten Ereignisse erinnert werden.

 

Gameplay:

War Resident Evil 4 schon ein Schritt weg vom bedächtigen Survival-Horror der früheren Teile, ging Resident Evil 5 schon über weite Strecken hin zum Action-Shooter. Mit Resident Evil 6 hat Capcom ein großes Action-Bündel geschnürt, was aber den Fans der Ersten Stunde nicht gefällt, da der Survival-Horror zu kurz kommt.

Bei »Resident Evil: Revelations« ist das definitiv nicht so. Hier wird noch die Spannung zelebriert, wenn man Gänge entlangläuft, während vor einem ein merkwürdiges Kratzen und Heulen zu hören ist; hier wird noch das Grauen evoziert, das einen überkommt, wenn man einen Raum untersuchen soll, der im Dunkeln liegt und man weiß, dass jeden Moment eines der Monster aus den Ecken schlurfen kann.

Und diese sehen tatsächlich zum Fürchten aus! Das Monsterdesign ist über alle Zweifel erhaben. Die Mischungen aus Fischen, Krabben und Menschen wirken abstoßend mit all ihren Saugrüsseln, übergroßen Scheren und klaffenden Mäulern, die voller Tentakel hängen. Schaut man sich die Spielmechanik an, erkennt man, dass jedes Monster seine Aufgabe hat. Die Palette reicht vom einfachen Kanonenfutter mit Schock-Moment (Stichwort: mutierte Fische), über einfach zu überwindende Anfangs-Gegner bis hin zu Mini-Bossen, die gottseidank nicht in reinen Arenenkämpfen auftauchen. Das Treffen der Geschöpfe wird dadurch erschwert, dass sie in merkwürdigen Bewegungen auf den Spieler zulaufen, so dass man sie trotz ihrer Behäbigkeit nicht einfach im Fokus der Waffe halten kann. Und zielen sollte man! Munitionsknappheit ist eines der Merkmale von Survival-Horror und bei »Resident Evil: Revelations« wird das noch zelebriert. Wer hier nicht die besonders empfindlichen Trefferzonen der Monster kennt und anvisiert, steht bald nur mit dem Messer in der Hand da.

Die Waffen sind die bekannten Vertreter ihrer Art: Pistole, Messer, Schrotgewehr, MP, Sturmgewehr und Sniper-Gewehr. Dazu kommen noch Minen und Handgranaten.

Rätsel gibt es ebenfalls in »Resident Evil: Revelations«, aber sie überfordern in der Regel nicht. Mal müssen Geldmünzen in der richtigen Anzahl auf eine Waage gelegt werden, mal müssen in einem Mini-Spiel die Leitungen richtig angeordnet werden, damit sich eine Tür öffnet.

Neu ist die Möglichkeit einen Raum zu scannen. Das sollte man auch tun, denn nur so findet man versteckt Boni. Das kann Munition sein, aber auch Waffenupgrades. Diese kann man frei an die jeweiligen Waffen anheften und bringen mal bessere Schussfrequenz, höhere Magazingröße, mehr Schaden und dergleichen. Auch dient das Scannen der Gegner und deren Überreste dazu, dass man prozentual Bonus erhält und sobald die 100 Prozent erreicht sind, bekommt man ein Hilfepaket aufs Konto. Wie das im Spielhintergrund eingebettet ist, konnte nicht erschlossen werden.

Spannend ist das Durchforschen der Einrichtung des Schiffes und der anderen Locations auf jeden Fall. Man sollte Geduld und Lust auf Grusel mitbringen, um »Resident Evil: Revelations« wahrlich genießen zu können, denn das Game setzt weniger auf Action, sondern mehr auf Schock und Grusel. Alte Resident-Evil-Veteranen werden feuchte Hände bekommen vor Freude.

 

Grafik und Sound:

Im Grafikbereich spielt »Resident Evil: Revelations« im Mittelklassebereich. Die Texturen sind nicht in der obersten Liga der Möglichkeiten auf dem PC zu finden. Hier merkt man dem Spiel seine Herkunft als 3DS-Game und späterem Multiplattform-Game deutlich an. Aber es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Grafik dennoch zu gefallen weiß, da hier geschickt mit dem Spiel von Licht und Schatten die Schwächen kaschiert werden. Zudem ist das Monsterdesign grandios. Was hier in einem Spiel an Bizarrheit aufgefahren wird, reicht manch anderem Entwickler für zwei Titel. Dafür ein Lob an die Artdesigner von Capcom.

Im Soundbereich macht »Resident Evil: Revelations« eine gute Figur. Die Soundeffekte sind stets gut ortbar und tragen zur Atmosphäre bei. Auch die Vertonung ist ordentlich. Die deutschen Synchronsprecher machen ihre Sache gut und es sind keine Totalausfälle zu vermelden.

 

Fazit:

»Resident Evil: Revelations« nutzt geschickt seine Möglichkeiten, um ein Survival-Horror-Spiel zu inszenieren, das nach Dead Space eine Lücke im Genre füllt. Wo »Resident Evil 6« zu voll mit Action war, ist »Resident Evil: Revelations« das genaue Gegenteil. Hier wird zwar auch Action reingepackt, aber sinnvoll dosiert und immer in Abwechslung mit ruhigen Passagen, in denen der Horror dominiert.

Auch wenn »Resident Evil: Revelations« grafisch keine Bäume ausreißt, ist es dennoch ansehnlich und stimmungsvoll. Soundtechnisch ist das Game auf der Höhe der Zeit, kann vor allem aber durch seine Erzählstruktur überzeugen, welche die Handlung aufwertet.

»Resident Evil: Revelations« ist eine klare Kaufempfehlung für alle Fans, die schon lange auf eine Rückkehr der Serie zu den Wurzeln gewartet haben. Capcom hat all diejenigen erhört, so dass einem atmosphärischen Game-Fest nichts mehr im Wege steht.

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PC-Spiel:

Resident Evil: Revelations

Capcom, 24. Mai 2013

Plattform: Windows XP

USK: 16

 

ASIN B00B5DSVO8

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240427030916b1a683eb
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Erstellt: 24.06.2013, zuletzt aktualisiert: 13.04.2024 08:22, 13124