Redakteur: Ralf Steinberg
Sie gelten als die beliebtesten SF-Autoren der DDR. Ihr Roman Andymon wurde wiederholt von den Lesern zum Besten SF-Buch der DDR gewählt. Dennoch hat es sehr lange gedauert, bis die Steinmüllers aus der Nische einer untergegangenen Zeit- und Literaturepoche in die deutsche Fanszene der Gegenwart eintraten. Dabei war das Ehepaar niemals verschwunden. Ihre Arbeiten zur Zukunftsforschung und ihre Beteiligung an der Pflege der DDR-SF kann die gesamten 90er Jahre hindurch verfolgt werden - natürlich besonders auch im Magazin Alien Contact.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Shayol Verlag das Projekt anging, eine voraussichtlich achtbändige Werkausgabe von Angela und Karlheinz Steinmüller herauszugeben.
Der Erfolg, kam dann doch überraschend, trotz des bekannten hohen Niveaus der Werke. Dazu beigetragen hat natürlich auch der Kurd Laßwitz Preis 2004, der gleich dem ersten Band, Warmzeit, verliehen wurde.
Damit wurde nicht nur eine sorgfältig editierte Anthologie gewürdigt, sondern auch ein Anstoß gegeben, der vielen westdeutschen Fans Zugang zu den Steinmüllers verschaffte und zudem erleichterte. Zwar konnten sich die Steinmüllers zu DDR-Zeiten nicht über geringe Auflagen beklagen, eine Verbreitung in den westlichen Teil kam jedoch nicht zustande, obwohl Andymon, oder ausgewählte Kurzgeschichten auch hier erschienen. Es mag sein, dass die ideologische Vorbeurteilung der meist positivistischen Texte, ein Kind der Zeit und der Umstände gewesen ist. Mehr als ein Achtungserfolg kam so jedoch nicht heraus. Davon ganz zu schweigen, dass die aktuelle Lesergeneration die Exoten der an Exoten reichen 80er Jahre nicht mehr im Auge oder sowieso noch nie von ihnen gehört hat.
Das alles ist nun vorbei.
Die Werkausgabe bei Shayol führt Autoren und Leser zueinander.
Die Herausgeber sind prädestiniert für ein derartig ambitioniertes Vorhaben. Hans-Peter Neumann ist nicht zuletzt durch seine umfassende Bibliographie der DDR-SF ein hervorragender Kenner der Texte. Zusammen mit dem aktivsten aller SF-Aktivisten, Erik Simon, verfügen sie nicht nur über das wissenschaftliche Faible für eine gründliche und zufrieden stellende Werkausgabe, sie befinden sich auch im persönlichen Kontakt zu den Autoren.
Ronald Hoppe hat durch die Wahl der Sternennebel als Coverbilder nicht nur eine gelungene Reihengestaltung geschaffen, er verbindet damit auch ein recht unterschiedliche Oeuvre, dass im steinmüllerschen Universum die „Future Historie“ bildet.
Für Puristen mögen die Originalcover das Nonplusultra sein, für eine überarbeitete Neuausgabe ist die Wahl jedoch legitim. Einzig eine fehlende gebundene Ausgabe könnte angemahnt werden, wenn nicht der Blick auf die sowieso schon enormen Herstellungskosten guter und haltbarer Bücher das wirtschaftliches Risiko einer Luxusausgabe utopisch erscheinen ließe.
Da Shayol aber hochwertige und sauber produzierte Taschenbücher liefert, ist dieser Gedanke schnell vergessen.
Der Verein legt großen Wert auf die sekundärwissenschaftliche Arbeit, daher verfügen alle Bände entweder über Kommentare, Essays, Anhänge oder Publikationsbemerkungen, die einer Werkausgabe würdig sind und die Anschaffung auch für jene Leser sinnvoll macht, die die Erstausgaben besitzen.
Zumal jene auch nicht in der von den Autoren sorgfältigen durchgesehenen und überarbeiteten Fassung vorliegen. Hier zeigt sich ein lebendiges Werk, welches Hoffnung auf neue Texte schürt.
Angela und Karlheinz Steinmüller sind nun endlich mit einer besonderen Würdigung ihrer Texte erhältlich und das ist nur ein optimistischer Aspekt unserer Zukunft.