Zwischenzonen (Autor: Wolf Welling)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Zwischenzonen von Wolf Welling

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Bereits als Jugendlicher, als er für einige Jahre im Fandom aktiv war (unter anderem als Mitarbeiter für Jürgen Molthofs Fanzine Space Times), hat Wolf Welling Storys geschrieben (seinerzeit entstand das Pseudonym). Von diesen wurde aber keine in diese Sammlung aufgenommen. Vor seinem beruflichen Hintergrund als Lehrender an einer Verwaltungsfachhochschule hat er sein ganzes Leben lang geschrieben (rund zehn Fachbücher und einhundert Fachartikel), aber eben keine Belletristik. Die SF-verwandten Storys, die in diesem Buch zu finden sind, entstanden nach seiner Pensionierung, die ihm neben seiner Tätigkeit für die Universität Kassel Zeit für Ideen und ihre schriftstellerische Umsetzung ließ.

 

Bis auf zwei Storys (»Interzone« und »Strandsand«) sind die anderen bereits in den SF-Magazinen Exodus und Nova erschienen. Die bereits erschienenen Geschichten sind geringfügig überarbeitet worden.

 

Rezension:

Die Sammlung mit Geschichten von Wolf Welling, einem Pseudonym von Wolfgang Pippke, enthält neben sechs Bekannten auch zwei bisher nicht veröffentlichte Storys. In seinem Vorwort weist der Autor auf die Intention hin, endlich sein Werk, wenn es auch spärlich sei, gedruckt zu sehen und tatsächlich muss man Verleger Michael Haitel für sein wiederholtes Engagement bewundern, Story-Sammlungen von AutorInnen herauszubringen, die selten mehr als Geheimtipps sind.

 

Den Anfang macht mit Fuckmanimal eine Story, die sich klassisch an Asimovs Robotergeschichten anschließt.

Wie der Titel schon andeutet, geht es zum Teil um die weiterführende Verwendung von Robotern. Welling bohrt aber tiefer und stellt sich der Frage, was es bedeutet, wenn wir erkennen müssen, dass Roboter zu Menschen werden.

 

Mayday ist eine düstere Dystopie, die jedoch in einen hoffnungsvollen Rahmen gefasst wurde. Zwar wird nicht direkt erklärt, ob der systemkritische Kanter aus den Fängen der Vaterländischen Schutzbehörde fliehen kann, aber zumindest wird klar, dass er sowohl die Initiative behält als auch den Kampf gegen das faschistoide System nicht scheut.

Ein insgesamt sehr stimmungsvolle Geschichte.

 

Um das Innenleben eines Aussteigers scheint es zunächst in Venezia muore zu gehen, bis man dem Grund dieses Ausstiegs auf die Schliche kommt. Außer der Beschreibung eines verfallenden Venedigs bietet die sehr moralinsaure Geschichte leider wenig. Zu blass bleibt die Hauptfigur und zu sehr wird man als Leser auf die schlimmen ökologischen Folgen und Fehlurteile gestoßen.

 

Interzone entführt in Zauberberg-Gefilde. Der innere Stillstand des Protagonisten wird mit dem Aufenthalt in einem Hotel bebildert, der keinerlei echtes Leben mit sich bringt. Das Traumhafte bietet dem Leser wenig Überraschung, schon bald wird offenbar, wofür diese Zwischenwelt steht ohne dass sich daraus irgendeine Spannung entwickelt. Und so versandet der Stoff auch recht unaufgeregt

 

Die zweite neue Story, Strandsand, spielt an Bord eines Raumschiffs mit Kolonisten, die sich einer wertkonservativen Schiffs-KI unterworfen haben. In diesem Rahmen kann ein romantisch veranlagtes Mädchen, das durch Bücher angeregt, seine Sexualität entdeckt, nur scheitern. Die Geschichte verschenkt einiges Potential, da die Hintergründe kaum beleuchtet werden und somit das Verhalten des Schiffes wie auch des Mädchens sehr im freien Raum schweben. Das lyrische Gewand jedoch vermag zu erfreuen.

 

In Target No. 6 begleiten wir eine Attentäterdrohne auf ihrer Mission. Die zunächst sehr spannende Beschreibung des Maschinenwesens wechselt später zu Pointen-Story die auf den finalen Twist hin geschrieben wurde. Thematisch sicherlich sehr anregend, aber auch hier bleibt der Hintergrund diffus und in nur oberflächlich aufbereiteten Klischees stecken.

 

Ein bitterböses Textexperiment ist hingegen Die Katze Schrödinger. Kurz und knackig spielt es mit dem berühmten Gedankenexperiment und liefert einen kreativen Beitrag zum Thema Mad Scientist.

 

Den Abschluss der Sammlung bildet Nowhere Man und stellt den deutlichsten Vertreter der »Zwischenzonen« dar. Gefangen zwischen der Unendlichkeit, in der das eigene Ich nur um sich selbst kreist und Aktionssequenzen voller seltsamer Erlebnisse in einer gefährlichen Umgebung kommt Robert nach und nach hinter das Geheimnis seiner mysteriösen Existenz.

Eine dichte Story, die verschiedene SF-Elemente zusammenführt und in eine horrorlastige Umgebung steckt. Das Beste kommt zum Schluss – dieser Spruch passt hervorragend für die Sammlung.

 

Das wirklich recht dünne Bändchen glänzt mit einen Cover von Thomas Franke, dessen Arbeiten zu den grafischen Highlights der letzten Jahre gehören. Auch die Idee, das Backcover mit einer Spiegelversion des Titels zu versehen, hebt den Band optisch hervor. Hier ist dem Verlag ein echtes Schmuckstück gelungen.

 

Fazit:

Die eher düsteren Science-Fiction Geschichten von Wolf Welling beleuchten tatsächlich Zwischenzonen. In ihnen gibt es Einsichten in gesellschaftliche Abgründe und ihre Auswirkungen auf den Menschen. Welling kleidet seine düsteren Welten in teilweise lyrische Texte, teilweise erhebt er ganz offen den Zeigefinger. Science-Fiction, die sich mit dem Heute auseinandersetzt und Fragen stellt.

Nach oben

Platzhalter

Buch:

Zwischenzonen

Autor: Wolf Welling

Reihe: AndroSF 31

p.machinery, Mai 2013

Taschenbuch, 107 Seiten

Cover: Thomas Franke

Inhalt:

<typolist>

Fuckmanimal

Mayday

Venezia muore

Interzone

Strandsand

Target No. 6

Die Katze Schrödinger

Nowhere Man

</typolist>

 

ISBN-10: 3942533596

ISBN-13: 978-3942533591

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B00HLR4YZC

 

Erhältlich bei: Amazon

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202410130918402ff484ce
Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 16.03.2014, zuletzt aktualisiert: 08.08.2023 16:01, 13472