Aylmer Vance - Abenteuer eines Geistersehers (Gruselkabinett 54 & 55)
 
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Aylmer Vance – Abenteuer eines Geistersehers

Reihe: Gruselkabinett 54 & 55

Hörspiel

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Auf einer englischen Abendgesellschaft wurde der erfolgreiche Prozessanwalt Mr. Dexter mit dem illustren Aylmer Vance bekannt gemacht. Vance ist ein Geisterseher, das heißt, er geht für spiritistische Zirkel übernatürlichen Phänomen nach – er hat schon ein paar betrügerische Medien auffliegen lassen, aber auch schon mit echten Erscheinungen zu tun gehabt. Als die beiden sich kurze Zeit später auf dem Lande treffen – Dexter macht einen Angelurlaub und Vance ist beruflich in der Gegend – sind die beiden einander sofort sympathisch. Da Dexter dem Übernatürlichen gegenüber durchaus aufgeschlossen ist, erzählt Vance von einigen seiner Ermittlungen. Da war zum Beispiel der Fall um seinen Freund George Sinclair und seiner reizenden Frau Annie. George befasste sich selbst ein wenig mit Okkultismus und als er bei einer Ausgrabung einen alten keltischen Armreif fand, wollte er die Hilfe eines professionellen Mediums in Anspruch nehmen. Die weigerte sich zwar, weil der Reif einst der übel beleumdeten Druidin Beryl gehörte, doch es stellte sich heraus, dass Annie selbst ein Medium war. Trotz Annies Zögern drängte George sie dazu, den Geist der Druidin zu beschwören.

 

Die Doppelfolge Aylmer Vance – Abenteuer eines Geistersehers aus der Reihe Gruselkabinett ist eigentlich eine locker verknüpfte Folge von vier kleineren Geschichten, die sich dem Thema "Gefährliche Liebe" widmen. Da ist das Ehepaar Sinclair, das Kontakt zum Geist der lebenshungrigen Druidin Beryl aufnimmt, Aylmers Mündel Daphne, die im Wald einen seltsamen Fremden trifft, Aylmer selbst, der einen romantischen Geist trifft, und schließlich ein Dichter, der seine Arbeit ein bisschen mehr als seine Frau liebt. Liebe ist nicht immer romantisch, sie kann auch gierig, verzehrend sein; auf jeden Fall ist sie in den Geschichten allerdings mit Leid verbunden.

Die Spannungsquellen liegen kaum im klassischen Handlungsbereich – oftmals sind die Geschichten einigermaßen vorhersehbar und in einem Fall wird die crux der Handlung in einem Nebensatz gelöst – sondern vielmehr in der Stimmung, der Tragik der Situation. Auch die Anlage hin zur todorovschen Phantastik, bei der mit der Unklarheit, ob es wirklich übernatürlich zugeht oder ob es rationale Erklärungen gibt, wird bestenfalls minimal genutzt.

Dafür wird das verschachtelte Erzählen als Spannungsquelle genutzt: Generell ist Dexter der Erzähler der Begegnung mit Vance. Die Funktion geht jedoch auf Vance über, wenn er von seinen Fällen erzählt. Im vierten Fall geht die Funktion dann zunächst von Vance auf den Klienten und später vom Klienten auf dessen Bekannte, die im Zentrum der Ereignisse steht, über. Das sind zwar insgesamt vier Erzählebenen, doch verworren wird es deshalb nie.

Da die Spannung aus der Atmosphäre entsteht, ist der Plotfluss natürlich nur gemächlich.

Insgesamt ein solides Skript, das allerdings gelegentlich an gestelzt klingenden Dialogen leidet.

 

Das Booklet zählt insgesamt nur fünfzehn Sprecher auf. Das sind für die Laufzeit – etwa 145 Minuten – relativ wenige. Zum Vergleich: Die John Sinclair-Folge 31 Der Würfel des Unheils hat eine Laufzeit von 47 Minuten und nennt fünfundzwanzig Sprecher. Die Differenz schrumpft allerdings ein wenig, wenn man sich klar macht, dass es eigentlich vier Geschichten sind und zwei Figuren (Dexter und Vance) zwar stets auftreten, aber nur einmal gezählt werden.

Der gesetzte Jurist Dexter wird vom etwas knarzig klingenden Ekkehardt Belle gesprochen; auch wenn er in puncto Hörspiel nicht sonderlich viel gemacht hat – Dinge wie Die letzten Helden oder Dodos Suche sind dabei – hat er als Schauspieler und Synchronsprecher einige Erfahrung. Ähnliches gilt für seinen Partner Hans-Georg Panczak; man ist geneigt Vance die Daumen zu drücken und "Use the Force, Luke!" oder Ähnliches auszurufen. An Hörspielen hat er ebenfalls einiges vorzuweisen: Sherlock Holmes, John Sinclair und Die letzten Helden gehören dazu. Interessanterweise ist hier auch sein Sohn Jan Panczak als Bräutigam von Vances Mündel zu hören – Verwechslungsgefahr besteht keine. Der Sohn ist bei den jüngeren Hörern möglicherweise ohnehin bekannter als der Vater: Immerhin spricht er Kyle Broflovski aus South Park. Auch im Medium Hörspiel war er schon zu hören, vor allem bei Maritim (Sherlock Holmes) oder Titania Medien (Berge des Wahnsinns). Darüber hinaus wird eine interessante Mischung aus bekannten und unbekannteren Sprechern geboten: Antje von der Ahe spricht den harschen Geist der Druidin Beryl; sie ist vielleicht aus Takimo, Gabriel Burns oder Perry Rhodan Sternenozean bekannt. Vances junges Mündel Daphne Darrell wird von Luisa Wietzorek interpretiert – sie ist eher Titania Mediens Nachwuchs mit dem Gruselkabinett oder Alice im Wunderland. Marie Bierstedt verleiht ihre Stimme in der dritten Geschichte er geheimnisvollen Dame "Lady Greensleeves"; sie hat an Reihen wie John Sinclair oder Offenbahrung 23 mitgewirkt und ist natürlich die Hauptfigur in der Reihe Anne. Schließlich will ich noch Sascha Rotermund nennen, der Fans der drei ???, besonders, wenn sie die Live-Auftritte schätzen, bekannt sein dürfte; er beschränkt sich allerdings nicht darauf, auch in Ordensschwester Amélie oder der unglücklichen zweiten Inkarnation des Dämonenkillers ist er zu hören.

Insgesamt bietet die Sprecherriege eine solide bis gute Performanz, besondere Ausreißer sind mir keine aufgefallen.

 

Die Inszenierung ist wie üblich gemäßigt modern. So gibt es keinen Erzähler im engeren Sinne, die Funktionen werden allerdings, wie erwähnt, von verschiedenen Figuren übernommen. Geräusche werden recht dicht untermalend verwendet; die Musiken sind eher langsam und schmeichelnd – Klavier und Streicher sind oft zu hören. Die Inszenierung ist gewohnt gut.

 

Fazit:

Der Geisterseher Aylmer Vance erzählt der sympathischen Bekanntschaft Dexter von vier Fällen, die sich um geisterhafte Wesen und gefährliche Liebe drehen. Aylmer Vance – Abenteuer eines Geistersehers ist insofern ungewöhnlich, als sie die üblichen Spannungsquellen beiseite lässt und sich mehr um die tragisch-romantischen Momente kümmert; davon abgesehen eine unauffällig-solide Doppelfolge aus dem Gruselkabinett.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404260906526f641910
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Hörspiel:

Aylmer Vance – Abenteuer eines Geistersehers

Reihe: Gruselkabinett 54 & 55

Vorlage: Alice & Claude Askew

Buch: Marc Gruppe

Produzent: Stephan Bosenius & Marc Gruppe

Label: Titania Medien

Erschienen: Mai 2011

Umfang: 2 CDs, ca. 145 min

ASIN: 378574479X

Erhältlich bei: Amazon

 

Sprecher (Auswahl):

Hans-Georg Panczak

Ekkehardt Belle

Antje von der Ahe

Sabine Arnhold

Matti Klemm

Monika Barth

Weitere Infos:


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Erstellt: 02.08.2011, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05, 12015