Der Zoo (Autoren: Manfred Weinland und Timothy Stahl; Bad Blood Band 1)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Der Zoo von Manfred Weinland und Timothy Stahl

Reihe: Bad Blood Band 1

 

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Als Heftromanleser im 21. Jahrhundert hat man es mitunter nicht gerade leicht; gehören Extremfälle praktisch zum Alltag. Außerdem muss man mit jenem Damoklesschwert leben, welches den Schwanengesang dieser literarischen Subgattung beinahe täglich herbeiführen möchte.

Klar, Heftromane sind out. Die waren vielleicht mal cool. Zu Zeiten jener Generation, die noch Briefe statt Mails verfasste. Die keine Handys besaß. Die sich bei schönem Wetter auf ihre Drahtesel hockten statt die X-Box 360 anzuschmeißen. Mitunter gelten ja selbst die Leser als Dinosaurier; engstirnig, ungebildet, ewiggestrig. Auf manchen Typus mag dies zutreffen, beispielsweise jene, die ihre Zeit auf dem fleckigen Wohnzimmersessel verbringen und in Kriegserinnerungen und Western schwelgen.

Definitiv unabgebracht dürften derlei Attribute allerdings in Bezug auf all jene sein, die vorzugsweise den Horror- und Science Fiction-Sektor der Groschenhefte ansteuern. Stichwort Perry Rhodan, Professor Zamorra, Maddrax, John Sinclair.

Serien, die nicht nur in Bezug auf ihre beneidenswert treue Fanbasis zu unkaputtbaren Ikonen der »Schundliteratur« aufgestiegen sind. Vor allem punkten sie seit Dekaden mit ständiger Begeisterung und neuen, frischen Ideen und Konzepten – vielleicht abgesehen von »Sinclair»-Mastermind Jason Dark alias Helmut Rellergerd, der bedauerlicherweise schon seit geraumer Zeit seine Comfort Zone nur äußerst selten verlässt und anstelle der großartigen Romane von einst überwiegend Austauschbares fabriziert.

Allerdings muss man bei solch einer Auseinandersetzung auch die Verlage ins Gebet nehmen. So ganz unschuldig sind sie ja auch nicht an der möglichen Misere (für den Begriff »Niedergang« ist es einfach noch zu früh). Keine Werbung, aber auch die fehlende Begeisterung für das eigene Produkt können nun mal nicht förderlich sein, ebenso wenig wie die dunklen Ecken in den Bahnhofsbuchhandlungen der Nation, wohin die gegenwärtigen Welten der Romanhefte entschwunden sind. Auf die Weise lockt man eben nur noch sehr bedingt neue Leser an.

Zumindest was die neuen, elektronischen Medien betrifft, fangen Bastei & Co. endlich an, über den Horizont hinauszuschauen; gibt es die mit wöchentlichen oder 14tägigen Turnus erscheinenden Werke mittlerweile auch als (günstigere) eBook-Version.

Woran letztlich die Neuauflage einer wirklich großartigen Serie wie Vampira scheiterte, ist schwer zu sagen. Fehlende Leser, sicherlich. Ein Verlag zieht logischerweise schwarze statt rote Zahlen vor. Dabei wurde die Serie im Grunde ordentlich beworben; zeigten sich Neu- wie Altleser begeistert und warteten schon auf jenen Moment, in dem die losen Fäden, die sich durch die Einstellung im Jahre 1999 respektive der Buchfortsetzungen 2003 ergeben hatten, endlich fortgesponnen würden. Doch sollte es anders kommen. Im Spätherbst 2012, knappe anderthalb Jahre nach dem Neustart, wurde »Vampira« bereits wieder zu Grabe getragen. Zwar mit einem extra verfassten, wenngleich offenem Ende, das aber erneut die Leserschaft in zwei Lager spaltete. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt …

 

Gewissermaßen aus der Asche der sexy Heldin Lilith Eden ist nun eine neue Serie auferstanden – Bad Blood. Der Titel suggeriert es bereits: Auch hier stehen Blutsauger im Mittelpunkt, allerdings mit einem gewichtigen Unterschied. Diese neue Serie wird es (vorläufig) nicht in gedruckter Form geben, genau so wenig, wie ein Verlag hinter dem Autorenduo Manfred Weinland und Timothy Stahl steht. »Bad Blood« wird im Eigenvertrieb angeboten; ist gleichermaßen Herzenssache und ein Dankeschön an die Leser und Fans.

 

Der Auftakt der neuen Serie beginnt auch gleich mit einem Donnerhall: Ein merkwürdiges Zeichen prangt an der Zellenwand einer Nervenheilanstalt – in Blut geschrieben. Pfleger und Ärzte können sich weder auf das Symbol noch auf dessen Herkunft einen Reim machen, zumal die Zelleninsassen keinerlei Verletzungen aufweisen. Erlaubt sich da jemand einen makabren Scherz – oder steckt doch mehr dahinter?

Parallel dazu wird der ehemalige Afghanistan-Veteran Tom Lincoln von den Dämonen seiner eigenen Vergangenheit aufgesucht – und das ausgerechnet, als er seinen Bruder Dean aufsuchen möchte, der sich seine Brötchen als Pathologe verdient. Doch es kommt anders. Auf dem Weg zu Dean trifft Tom auf zwei äußerst merkwürdige und sinistre Gestalten, die zudem eine frische Leiche im Schlepptau haben. Bevor er das unheimliche Duo stoppen kann, wird er niedergerungen – und findet kurz darauf seinen tödlich verwundeten Bruder.

Getrieben vom eigenen Zorn, Rachegedanken und nicht zuletzt durch die sonderbaren Fotos auf Deans Handy, nimmt Tom den Kontakt mit dem hiesigen Polizeichef O’Neill auf, der ihm prompt von weiteren rätselhaften Vorgängen erzählt. Zusammen suchen sie das im Wald gelegene Haus des entführten Toten auf – und werden mit dem Unmöglichen konfrontiert …

 

Wenn sich zwei versierte Romanheftautoren wie Weinland und Stahl zusammentun, kann und sollte man durchaus überdurchschnittliche Genre-Kost erwarten; auch wenn es sich dabei »nur« um eine Art Hobby-Experiment handelt. Die beiden Veteranen enttäuschen nicht; weit gefehlt. Von Anfang an wird der Leser mitgerissen. Trotz der leider zu wenigen Seiten ist keine davon langweilig oder unnötig. Eine vollendete Mischung aus Action, Grusel und Spannung, in der wirklich großes Potenzial steckt – und sich hoffentlich entsprechend entfalten kann. (Noch) mag die, laut dem Autorenduo »Neuerfindung der Vampire« an ihrem Anfang stehen, dennoch ist man nach Beendigung bereits ungeduldig, was Weinland/Stahl als nächstes in petto haben. Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle auch der mehr als faire Preis von 99 Cent pro Ausgabe – ein wirkliches Schnäppchen!

 

Fazit:

»Der Zoo«, der Auftakt von »Bad Blood« vereint nicht nur zwei Romanheft-Spezialisten, sondern präsentiert vorbildlich, wie vorzüglich besagte Literaturgattung in ihren besten Momenten unterhalten kann. Experiment gelungen; keine Frage. Und sicherlich den einen oder anderen Neuleser gewonnen. Bravo!

Nach oben

Platzhalter

eBook:

Der Zoo

Reihe: Bad Blood Band 1

Autoren: Manfred Weinland und Timothy Stahl

Cover: Arndt Drechsler

eBook

Verlag: Eigenpublikation, November 2012

 

ASIN: B00ADH95DS

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426192640989e565a
Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 03.01.2013, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 12905